Ausgerechnet dort, wo sich Vorarlbergs Spitzensportler auf internationale Wettbewerbe vorbereiten, fehlt in den wichtigsten Trainingsbereichen eine Klimaanlage.

Lüftung statt Klimatisierung
Das Olympiazentrum Vorarlberg (OZ) wurde 1970 in Dornbirn errichtet und zuletzt 2007 saniert – auf Basis von Planungen aus dem Jahr 2005. Die zentralen Trainingsräume liegen im Altbestand, vorwiegend im Untergeschoss. Das schützt vor direkter Sonneneinstrahlung, eine Klimaanlage wurde deshalb bewusst nicht eingebaut.

Das Land begründet das mit mehreren Faktoren: "Hitzebelastung tritt in Vorarlberg typischerweise nur während weniger Wochen im Jahr auf", heißt es aus dem Büro von Sportlandesrätin Martina Rüscher. Durch angepasste Trainingszeiten und Aufenthaltsdauer lasse sich das Risiko deutlich reduzieren. Die Räume würden zudem nur zeitweise genutzt.
Im OZ setzt man daher auf Frischluft, Ventilatoren und gezieltes Querlüften am frühen Morgen. So möchte man die Temperatur im Gebäude auf unter 25 Grad senken.
Hitzetraining als Methode
Laut Sportwissenschaftlerin Antje Peuckert vom OZ Vorarlberg bringen die sommerlichen Bedingungen nicht nur Herausforderungen, sondern auch Vorteile. "Athletinnen und Athleten, die sich auf heiße Wettkämpfe vorbereiten, nutzen die Bedingungen gezielt zur Hitzetoleranz-Anpassung – oft in Kombination mit Saunagängen." Ein Kaltwasserbecken zur Regeneration steht jederzeit zur Verfügung.

Auch die sportmedizinischen Untersuchungsräume sind nicht klimatisiert, hier kommt lediglich ein kleines mobiles Gerät zum Einsatz.
Um das Schwitzen im OZ zu umgehen, werden an heißen Tagen Outdoor-Einheiten absolviert – in den frühen Morgenstunden oder an schattigen Plätzen wie der Rappenlochschlucht.
Mit Komfort und Nachhaltigkeit in die Zukunft
Für einen möglichen Neubau wünschen sich die Verantwortlichen eine architektonisch kluge Planung mit ganzjährig angenehmen Raumklima. "Insbesondere für die Sportmedizin ist eine standardisierte Raumtemperatur bei Tests essenziell", erklärt die 47-Jährige.

Das Spannungsfeld zwischen Gesundheit und Nachhaltigkeit bleibt auch politisch Thema. "Nachhaltigkeit und Gesundheit sind kein Widerspruch, sondern eng verbunden", betont das Land.
Das Olympiazentrum soll umfassend modernisiert werden – mit Fokus auf Raumklima, Komfort und Aufenthaltsqualität. Vorgesehen sind passive Kühlung, Tageslichtnutzung, Wärmedämmung und intelligente Belüftung. Auch bauteilaktivierte Systeme sind im Gespräch.
Klare Standards für Sportbauten
Für Neubauten gelten in Vorarlberg klare Vorgaben. Die ÖNORM B 2608 schreibt etwa maximal 26 Grad im Sommer, mindestens 18 Grad im Winter sowie eine Luftfeuchtigkeit von rund 40 Prozent vor. Pro Person sind 40 m³ Frischluft pro Stunde vorgesehen, der CO₂-Gehalt darf 1.400 ppm nicht überschreiten – das bedeutet, von einer Million Luftmoleküle dürfen höchstens 1.400 aus Kohlendioxid bestehen.
Die Norm wird aktuell überarbeitet – mit Fokus auf Hitzeresistenz und nachhaltige Bauweise. Die neue Version soll Mitte 2026 in Kraft treten. Förderungen gibt es nur für Projekte, die den Empfehlungen des Instituts für Schul- und Sportstättenbau (ÖISS) entsprechen.
(VOL.AT)