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Olympia: Madrider Kandidatur als Gegenmodell zum Gigantismus

Wirtschaftskrise zwang Spaniens Hauptstadt zu einer "low cost"-Bewerbung.
Wirtschaftskrise zwang Spaniens Hauptstadt zu einer "low cost"-Bewerbung. ©AP
Madrid ist mit seinen Olympia-Kandidaturen für 2012 (Zuschlag an London) und 2016 (Rio de Janeiro) gescheitert. Auch beim dritten Versuch schien die spanische Hauptstadt zunächst nur ein Außenseiter zu sein. Aber Madrid hat mit seiner "low cost"-Bewerbung Boden gut gemacht und wirbt damit, für Olympia perfekt gerüstet zu sein, da bereits 80 Prozent der benötigten Stadien, Hallen und Infrastrukturen vorhanden seien.

Das Madrider Olympia-Projekt beruht zu einem großen Teil auf den beiden vorigen Kandidaturen – allerdings mit einem großen Unterschied: Spanien steckt in der Wirtschaftskrise, der Staat muss sparen, das Geld ist knapp. Madrid musste daher kräftige Abstriche machen. “Madrid 2020 weist eines der sparsamsten Budgets der Olympia-Geschichte auf”, meinte Bürgermeisterin Ana Botella.

Olympia in Zeiten der Krise

Andere Olympia-Metropolen hatten in der Vergangenheit die Spiele zu einem Modernisierungsschub genutzt. Mit Milliarden-Investitionen ließen sie ihre Stadtbilder umkrempeln. In Madrid wird es dies nicht geben. Es sieht seine Kandidatur eher als ein Gegenmodell zum olympischen Gigantismus – und scheint damit genau den Geschmack des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zu treffen.

Die Stadt hat einen Wandel bereits hinter sich: In den vergangenen Jahren wurde – auch ohne Olympia – eine Stadtautobahn unter die Erde verlegt; an den Ufern des Manzanares entstanden kilometerlange Parks für Spaziergänger und Radfahrer; der Flughafen wurde kräftig ausgebaut. Diese Großprojekte brachten der Stadt einen Schuldenberg von über sechs Milliarden Euro ein.

Für olympische Bauprojekte plant Madrid mit einem öffentlichen Investitionsetat von 1,5 Milliarden Euro. “Für diese Summe kommen zu gleichen Teilen der Zentralstaat, die Region und die Stadt auf”, sagte die Bürgermeisterin. “Dieser Betrag ist ohneweiteres zu finanzieren, denn die Ausgaben verteilen sich auf eine Zeit von sieben Jahren.” Die eigentliche Ausrichtung der Spiele wird mit 2,4 Milliarden Euro veranschlagt. Dieses Geld soll über TV- und Sponsorengelder sowie den Verkauf von Eintrittskarten wieder hereinkommen.

Madrid gibt sich zuversichtlich

“Wir haben die Madrider Kandidatur so präsentiert, wie es besser kaum geht”, meinte das spanische IOC-Mitglied Juan Antonio Samaranch, Sohn des gleichnamigen früheren IOC-Präsidenten. Seine Schwachstellen – das Anti-Doping-Gesetz und die Wirtschaftslage – habe Madrid aus dem Weg geräumt. “Die Anti-Doping-Frage wurde durch eine neue Regelung vorbildlich gelöst. Und zur Wirtschaftslage haben wir unermüdlich erläutert, dass im Jahr 2020 die Krise weit hinter uns liegen wird.”

Die Haltung der Bevölkerung ist ambivalent. In Umfragen unterstützen zwar 80 Prozent der Madrilenen die Kandidatur. Aber von einer Olympia-Begeisterung kann keine Rede sein. Bei einer Arbeitslosenquote von 26 Prozent haben die Spanier andere Sorgen.

“Ich bin fest davon überzeugt, dass die Moral der Madrilenen sich explosionsartig verbessern wird, wenn die Stadt den Zuspruch erhält”, hoffte Sportminister Jose Ignacio Wert. Die großen Parteien der Konservativen (PP) und der Sozialisten (PSOE) stehen hinter der Kandidatur. Die Vereinte Linke (IU) und die liberale Union für Fortschritt und Demokratie (UPyD) sind – anders als bei den vorigen Bewerbungen – dagegen.

Madrid verspricht “kompakte Spiele” mit kurzen Wegen und lockt mit attraktiven Schauplätzen wie dem Bernabeu-Stadion oder der Stierkampfarena, die für Basketball vorgesehen ist. Ein großer Teil der Wettkampfstätten liegt in zwei Zonen in einem Umkreis von weniger als 15 km vom Olympischen Dorf entfernt. Die Fußballspiele sollen in Barcelona, Cordoba, Malaga, Saragossa und Valladolid ausgetragen werden, die Segelbewerbe vor Valencia.

(APA)

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