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Ohneberg optimistisch: Vorarlbergs Industrie trotz Covid-19 im Aufschwung

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Die Stimmung in Vorarlbergs Industrie bessert sich immer mehr. Martin Ohneberg über die aktuelle Situation und die Auswirkungen der Pandemie.
Konjunkturumfrage präsentiert
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47 Vorarlberger Unternehmen mit über 27.000 Beschäftigten haben sich an der aktuellen Konjunkturumfrage der IV-Vorarlberg und der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer (WKV) beteiligt. Der Geschäftsklimaindex der Vorarlberger Industrie – der Mittelwert der Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage und jener in sechs Monaten – hat sich nach der Stagnation vom letzten Quartal gegenüber dem vorletzten Quartal nun deutlich verbessert. Er ist mit +44,50 Prozentpunkten auf das Niveau von zuletzt 2016 hochgeklettert.

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Die Stimmung in Vorarlbergs Industrie bessert sich. Quelle: IV Vorarlberg

Wieder gut gefüllte Auftragsbücher

Historisch betrachtet ist dieser starke und erfreuliche Anstieg nach einer Krise auf ein Höchstniveau nicht neu: bereits nach der Finanzkrise 2008 war eine ähnliche Tendenz erkennbar. Die Stimmung ist damit besser als auf Vorkrisen-Niveau und zeigt demnach eine Entspannung gegenüber den Verunsicherungen zu Beginn der Pandemie. Das positive Bild aus der Industrie zeige, dass es wieder bergauf gehe, so IV-Präsident Martin Ohneberg: "Nach den Einbrüchen vom Vorjahr gibt es jetzt wieder gut gefüllte Auftragsbücher", erklärt er. Die hervorragende Auftragssituation ist aber getrübt von Rohstoffverfügbarkeiten und stark steigenden Einkaufspreisen, was sich auch in der zurückhaltenden Erwartung der Produktionstätigkeit ausdrückt.

"Wir müssen alles dafür tun, dass auf das derzeitige Aufatmen keine Ernüchterung folgt", verdeutlicht Ohneberg. So zeigt sich, dass trotz der steigenden Auftragsbestände, die über 80 Prozent der befragten Betriebe verzeichnen, nur 14 Prozent auch eine verbesserte Ertragssituation erwarten. Die positive Entwicklung des Geschäftsklimas dürfe nicht überbewertet werden. Es gebe klare Parallelen zur Finanzkrise im Jahr 2008: Dem dramatischen Abfall des Geschäftsklimas folgte eine hervorragende Stimmung und eine positive Erwartungshaltung für die kommenden sechs Monate gefolgt. Kurz darauf kamen dann aber starke Einbrüche in der Geschäftslage.

(vlnr) Christian Zoll, Martin Ohneberg und Michael Amann. Bild: VOL.AT/Mayer

Gute Rahmenbedingungen

Hinsichtlich der guten vorherrschenden Stimmung in den Betrieben brauche es laut Martin Ohneberg vor allem Zurückhaltung bei neuen Reglementierungen: Die derzeitige wirtschaftliche Situation sei gut, könne sich aber schnell wieder ändern. "Gerade im Hinblick auf den Herbst mit einer möglichen, weiteren Corona-Welle, aber auch der vorhandenen Rohstoffknappheit und einem spürbaren Mangel an Mitarbeitenden auf allen Qualifikationsstufen, haben Betriebe weiterhin zu kämpfen", meint er. Auch die massiven Einreisebeschränkungen in diverse asiatische Länder trübe eine nachhaltige positive Entwicklung am Wachstumsmarkt Asien. "Daher sollte man die Betriebe einfach arbeiten lassen und nicht noch Steine in den Weg legen", so der IV-Präsident. "Belastungsideen wie neue Steuern oder zusätzliche Hürden durch überbordende nationale und internationale Umweltauflagen sind nicht zielführend. Wir brauchen eine stabile Industrie mit sicheren Arbeitsplätzen, um unseren Wohlstand in Vorarlberg zu sichern."

In dem Zusammenhang verweist Ohneberg nochmals darauf, dass die Vorarlberger Industrie mit 2,2 Milliarden Euro mehr an Steuern und Abgaben (sowohl auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene) abführt, als das Land Vorarlberg an jährlichem Budget – nämlich rund 1,9 Milliarden Euro – zur Verfügung hat. Weiters wünscht sich Ohneberg, dass die Diskussionen bezüglich zukunftsträchtiger Investitionen in Infrastrukturprojekte sachlich und zielgerichtet geführt werden: "Der spürbare Gegenwind aus der Bundesregierung in Bezug auf wichtige Infrastrukturprojekte wie die Nachfolgelösung der S18 ist absolut unverständlich. Niemand hat etwas davon, wenn unsere hochinnovative und nachhaltigkeitsbewusste Industrie irgendwann nicht mehr wettbewerbsfähig ist."

Impfbereitschaft drastisch erhöhen

Auf landespolitischer Ebene appelliert Ohneberg daran, sich auf eine mögliche vierte Welle vorzubereiten. "Das Corona-Management in Vorarlberg war bisher vorbildlich, wir müssen aber die weiteren Entwicklungen mit großer Vorsicht beobachten und uns auf diese vorbereiten", so Ohneberg. "Wir hatten lange einen Vorsprung in der Bewältigung der Pandemie. Wenn wir jetzt aber nichts tun, um die Impfbereitschaft drastisch zu erhöhen, verlieren wir die gewonnenen Lockerungen wieder. Die Politik muss hier entschiedener handeln", so Ohneberg weiter. Für September würde er sich wünschen, dass in den Medien nicht mehr über Covid-19 berichtet werden muss -, dass der Virus zu einer "normalen Krankheit" wird und sich die Lage weiter entspannt.

(VOL.AT)

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