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"Ohne ‚Pippo‘ wäre das nicht passiert"

©VOL.AT/Bitriol
Sebastian Brandner (42) und Martin Kobras (39) sprechen im Interview mit VOL.AT über ihre Rückkehr zum SCR Altach, ihren gemeinsamen Weg und das Vertrauen, das sie verbindet.

Seit einigen Wochen sind Sie gemeinsam für die Torhüter des SCR Altach verantwortlich – Sebastian als Haupttrainer, Martin als Assistent. Wie läuft die Zusammenarbeit bisher?
Martin Kobras:
Die Vorbereitung verläuft sehr gut, auch die Zusammenarbeit funktioniert reibungslos. Natürlich kam es überraschend, dass wir wieder gemeinsam arbeiten, aber es ist eine schöne Geschichte. Wir planen und führen die Trainings gemeinsam durch. Richtung Pflichtspielstart wird es wahrscheinlich eine klarere Aufgabenverteilung geben, damit wir unsere Ressourcen optimal einsetzen können.

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Sie kennen sich noch aus der gemeinsamen Zeit als Spieler. Was schätzen Sie am jeweils anderen besonders?
Sebastian Brandner:
Wir kennen uns seit etwa 15 Jahren – erst als Rivalen im Tor, später als Trainer und Spieler. Ich habe an Martin immer seine ehrliche, direkte Art geschätzt. Er sagt klar, was er denkt, und lebt das auch. Das zeigt Charakter, und man spürt bei ihm Vertrauen und Wertschätzung.
Kobras:
Das kann ich nur zurückgeben. Unsere Beziehung war immer loyal und auf Augenhöhe – ob als Konkurrenten oder später im Trainerteam. Es hat immer gepasst. Unser Verhältnis ist sehr freundschaftlich.

Wie beeinflusst Ihre lange gemeinsame Geschichte die Zusammenarbeit – Vorteil oder Nachteil?
Kobras:
Für mich ist es ganz klar ein Vorteil. Meine Verpflichtung war überraschend – ich habe bisher nur im Amateurbereich gearbeitet. Daher ist es ein riesiger Bonus, jemanden wie „Brändi“ an meiner Seite zu haben, der fast zehn Jahre Erfahrung mitbringt. Ich kann ihn jederzeit fragen, wir tauschen uns laufend aus. Und weil wir uns so gut kennen, weiß ich, dass ich ihm voll und ganz vertrauen kann – ohne Hintergedanken.

Die beiden kennen sich bereits 15 Jahre lang. ©GEPA/Lerch

Fabio Ingolitsch ist der Cheftrainer der Mannschaft. Wie habt ihr ihn als Trainer kennengelernt und was zeichnet ihn aus? Kobras: Er ist extrem akribisch und hat eine ganz klare Vorstellung davon, wie er Fußball spielen lassen will. Zudem besitzt er einen starken Führungsstil: Er hört sich jede Meinung an, bezieht das Team mit ein – und bleibt dabei ein absoluter Teamplayer.

Sie sind beide nach einer Pause in neuer Funktion zum Verein zurückgekehrt. Was hat Sie jeweils dazu bewegt, trotz nicht ganz reibungsloser Abschiede?
Brandner:
Es hat etwas Zeit gebraucht. Aber im Berufsleben läuft ein Abschied nicht immer ideal ab – das war für meine Entscheidung aber nicht ausschlaggebend. Es ging nicht um Egos. Ich habe viele Gespräche geführt und dann eine Entscheidung für die Gegenwart getroffen.

Kobras: Ich konnte mir immer vorstellen, nach der aktiven Karriere im Fußball zu arbeiten. Durch meine Lehramtsausbildung hatte ich einen anderen Blick auf die Dinge. Aber als der Anruf von „Pippo“ kam – also von Sportdirektor Philipp Netzer – war für mich klar, dass ich mir das vorstellen kann, auch ohne spezielle Ausbildung. Er sagte: „Das machen wir.“ Ich habe ihm vertraut. Dass Sebastian auch dabei ist, war entscheidend – sonst hätte ich es wohl nicht gemacht.

Sportdirektor Philipp Netzer hatte großen Anteil an der Rückkehr von Kobras und Brandner. ©VN/Steurer

Welche Rolle spielte Philipp Netzer bei Ihrer Rückkehr?
Kobras:
Eine sehr große. Ich habe mit Pippo viele Jahre zusammengespielt – wir haben gemeinsam Erfolge gefeiert, aber auch schwierige Phasen durchlebt. Dieses Vertrauen macht einen Unterschied – besonders im Vergleich zu einem Neuanfang bei einem fremden Verein.

Brandner: Bei mir war es ähnlich. Ich kenne Philipp schon sehr lange – über die Jahre entwickelt sich eine Beziehung, sowohl beruflich als auch persönlich. Es freut mich sehr, dass es in dieser Konstellation funktioniert.

Martin, ab Februar 2026 treten Sie in den Tormanntrainer-Kurs ein. Gab es schon Gespräche, wie es danach weitergeht?
Kobras:
Sobald der Kurs ausgeschrieben ist, folgt im Jänner ein Assessment. Wenn ich aufgenommen werde, erfüllt das die Lizenzkriterien. Wie es ab Februar mit uns beiden weitergeht, ist aktuell noch offen. Wir arbeiten auf Augenhöhe – Sebastian hat bereits die Lizenz. Wie sich unsere Rollen künftig verteilen, wird sich zeigen.

Welche sportlichen Ziele habt ihr für die Tormänner des SCR Altach? Kobras: Wir wollen ein starkes, geschlossenes Tormannteam aufbauen – und das haben wir auch. Die Spieler bringen großes Potenzial mit. Wichtig ist, dass sie den Willen zeigen, zu null zu spielen, und das in jedem Training leben. Aktuell bin ich sehr zufrieden: Unsere Torhüter sind hochmotiviert und engagiert.

Der Bregenzerwälder ist mit 360 Pflichtspielen der Rekordspieler des SCRA. ©GEPA/Lerch

Hat sich das Tormannspiel im Vergleich zu eurer aktiven Zeit verändert? Gibt es heute andere Anforderungen, auf die man achten muss? Brandner: Aus meiner Sicht hat sich keine Position im Fußball so stark verändert wie die des Torhüters. Das Spiel ist dynamischer geworden und viel stärker mit dem Spiel der gesamten Mannschaft verknüpft. Ein moderner Tormann muss fußballerisch stark sein und das Spiel lesen können – auf hohem Niveau. Diese Entwicklung war für ältere Torhüter oft schwierig. Die jüngere Generation bringt das moderne Spielverständnis bereits mit. Genau das macht die Arbeit heute so spannend – weil sich das Tormannspiel enorm weiterentwickelt hat.

Paul Piffer soll langsam an die Bundesliga herangeführt werden. ©GEPA/Lerch

Wie wichtig ist aus eurer Sicht der mentale Aspekt für einen Tormann – und wie kann man als Trainer darauf Einfluss nehmen? Kobras: Wahrscheinlich ist er sogar der wichtigste überhaupt. Ein Fehler kann das gesamte Spiel kippen. Deshalb müssen Torhüter lernen, mit Druck umzugehen. Unsere Aufgabe als Trainer ist es, sie in solchen Momenten zu begleiten – durch Gespräche, sachliche Analysen und gegenseitiges Verständnis. Wichtig ist ein vertrauensvolles Verhältnis, damit wir als Trainer zu ständigen Begleitern auf ihrem Weg werden.

Abschließend, gibt es ein Erlebnis, das Sie mit dem SCR Altach besonders verbindet?
Kobras:
Es gibt viele. Vielleicht etwas, das nicht jeder kennt: Wenn es sportlich nicht gut lief, sind wir oft gemeinsam Langlaufen gegangen. Das war unser Weg, mit schwierigen Situationen umzugehen – und hat uns oft neuen Fokus gegeben.

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