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ÖVP feuert im Wahlkampf gegen politischen Islam und Identitäre

Sebastian Kurz setzt im Wahlkampf auf das Verbot von extremen Vereinigungen.
Sebastian Kurz setzt im Wahlkampf auf das Verbot von extremen Vereinigungen. ©APA
Ein Maßnahmenpaket gegen politischem Extremismus wird Teil des Wahlprogramms der ÖVP für die Nationalratswahl 2019. Dabei soll es den Identitären wie auch dem politischen Islam an den Kragen gehen.

Die ÖVP widmet sich in ihrem Wahlprogramm auch dem Kampf gegen Extremismus. Sie will den politischen Islam im Strafgesetzbuch verbieten - und das Vereinsrecht so ändern, dass die Identitären aufgelöst werden können. Einige der Forderungen standen schon im türkis-blauen Regierungsprogramm, konnten aber nicht mehr umgesetzt werden, weil die Koalition in Folge des Ibiza-Videos zerbrach.

"Extremistische und staatsfeindliche Tendenzen"

"Extremistische und staatsfeindliche Tendenzen und Strömungen müssen von Anfang an und von der Wurzel her bekämpft werden", heißt es in einem der APA übermittelten ÖVP-Papier. Es verweist auf den am Mittwoch präsentierten Verfassungsschutzbericht 2018. Demnach geht die größte Bedrohung für Österreichs Sicherheit nach wie vor von islamistischem Extremismus aus. Aber auch dem "althergebrachten" Rechtsextremismus müsse man entgegentreten. "Parallelgesellschaften, politischer Islam und Rechtsextremismus dürfen in unserem Land keinen Platz haben", wird Ex-Kultusminister Gernot Blümel zitiert.

Fünf Maßnahmen wird die ÖVP in ihrem Wahlprogramm auflisten. Eine betrifft die Identitären - und war im ÖVP-FPÖ-Regierungsprogramm noch nicht enthalten. Nach Bekanntwerden einer Spende des Christchurch-Attentäters an die Identitären hatte die Regierung im März die Möglichkeiten zu deren Auflösung prüfen lassen. Ein Verein kann derzeit aber nur aufgelöst werden, wenn er gegen Strafgesetze verstößt. Das will die ÖVP geändert haben: Behörden sollen einen Verein auch auflösen können, wenn er genutzt wird, um extremistisches oder staatsfeindliches Gedankengut zu verbereiten, fordert sie.

Haft bei "politischen Islamismus"

Die vier anderen Forderungen betreffen den politischen Islamismus: "Betätigung im Sinne des politischen Islamismus" will die ÖVP mit Freiheitsstrafen bedrohen - also noch einen Schritt weiter gehen nach dem bereits unter Türkis-Blau beschlossenen Verbot von Symbolen von Organisationen des politischen Islams.

Dem Kultusamt will es die Kompetenzen geben, um das geltende Verbot der Finanzierung von Moscheen aus dem Ausland umsetzen - also auch dahinterstehende Vereine auflösen - zu können. Eine (vom damaligen Kanzler Sebastian Kurz schon im März angekündigte) Dokumentationsstelle für den politischen Islam soll etabliert werden. Und schließlich plädiert die ÖVP für ein internationales IS-Tribunal im Nahen Osten - zuständig für ausländische IS-Kämpfer (samt Angehörigen), die dann auch im Nahen Osten ihre Haftstrafen verbüßen sollten.

FPÖ nennt ÖVP-Pläne "scheinheilig"

Die Ankündigung aus dem Wahlprogramm der ÖVP, den politischen Islam verbieten lassen zu wollen, hat bei der FPÖ am Freitag für Verwunderung gesorgt. Die Forderung sei "an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten", sagte der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl in einer Aussendung. Die ÖVP hingegen verteidigte ihre eigenen Pläne.

Kickl ärgerte sich vor allem darüber, dass die Volkspartei FPÖ-Forderungen kopiere und jetzt im Wahlkampf damit "hausieren" gehe. Das zeige die "Unglaubwürdigkeit" der ÖVP, so Kickl. "Schließlich war es in der Bundesregierung das Justizressort und damit die ÖVP, die ein solches Gesetz blockiert und damit verhindert hat", führte der ehemalige Innenminister weiter aus.

"Staatsfeindliches Gedankengut"

Verteidigt wurden die kürzlich vorgelegten ÖVP-Pläne für den Kampf gegen Extremismus vom schwarzen Sicherheitssprecher Karl Mahrer. "Wenn wir Extremismus in jeder Form an der Wurzel bekämpfen wollen, braucht es tiefgreifende Maßnahmen und ein konsequentes Vorgehen. Der vorliegende Maßnahmenplan bildet genau das ab", sagte der ehemalige Wiener Landespolizei-Vizepräsident am Freitag in einer Aussendung.

Zur Ankündigung der ÖVP, das Vereinsrecht so zu ändern, dass die Identitären aufgelöst werden können, meinte Mahrer: "Sobald extremistisches oder staatsfeindliches Gedankengut verbreitet wird, muss die Behörde einen Verein auflösen können". Änderungen im Vereinsrecht seien daher "essentiell".

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