“Wir wollen zum ersten Mal in unserer Karriere gemeinsam aufs Stockerl”, erklärte Reichelt. Die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht. Reichelt geht als frisch gebackener Super-G-Weltmeister ins Rennen, Mayer hat als Vierter eine Medaille nur um 0,03 Sekunden verpasst. “Der Mothl (Mayer, Anm.) wird mit einer gehörigen Wut im Bauch ins Rennen gehen. Und bei mir ist mit einer Goldenen um den Hals der große Druck weg. Das macht uns beide gefährlich”, versicherte Reichelt.
Was zwischen den meisten Konkurrenten tabu ist, ist zwischen Reichelt und Mayer mittlerweile zur Gewohnheit geworden. “Wir tauschen uns regelmäßig aus. Legen uns gemeinsam Taktiken und mögliche Linien zurecht”, berichtete Reichelt vom lohnenden Austausch mit dem amtierenden Olympiasieger.
“Abfahrt hat es in sich”
Reichelt, der bereits vier Rennen in Beaver Creek gewonnen hat, weiß aber auch ohne Mayer, wo er am Samstag den Hebel ansetzen muss. “Diese Abfahrt hat es so richtig in sich. Ich muss im Steilhang die richtige Linie auspacken”, sagte Reichelt, der ein Speed-Double, also Gold in Super-G und Abfahrt, durchaus für möglich hält. “Die Form passt, natürlich ist es möglich. Aber davor wartet noch sehr viel Arbeit auf mich.”
Mayer will sich angesichts von Olympia-Gold 2014 nicht beim Schicksal beklagen. Dennoch hofft der Kärntner “schön langsam wieder einmal auf Hundertstelglück”. “In dieser Saison bin ich bis jetzt bei jeder Hundertstelentscheidung hinten angestanden. Aber es wird schon wieder kommen”, sagte der 24-Jährige.
Bode Miller nicht am Start
Geht es nach Reichelt, dann sollen die österreichischen Festspiele in den USA natürlich weitergehen. Auch der Radstädter hat nicht vergessen, dass vor zwei Jahren bei Österreichs Heim-WM in Schladming die USA im Medaillenspiegel Platz eins belegt haben. “Die USA haben uns damals in Schladming die Show gestohlen. Jetzt wollen wir das gleiche hier machen. Aber ich bin mir sicher, dass das US-Team zurückschlagen will”, sagte Reichelt.
Bode Miller hat jedoch nach seinem spektakulären Sturz im Super-G bereits sein WM-Aus verkünden müssen. Und der norwegische Topfavorit Kjetil Jansrud geht nach seinem Crash gegen ein Tor mit starken Schulterschmerzen und somit gehandicapt ins Rennen.
Streitberger und Franz fahren
Mit den Trainingsrängen fünf und sechs am Freitag haben sich Max Franz und Georg Streitberger die letzten zwei ÖSV-Tickets für die Abfahrt der Herren am Samstag bei der WM in Vail/Beaver Creek gesichert. Romed Baumann und Otmar Striedinger müssen zuschauen, Hannes Reichelt und Matthias Mayer hatten ihre Startplätze fix.
Trainingsschnellster war der Franzose Roger Brice, der sich 0,21 Sekunden vor dem Norweger Kjetil Jansrud und 0,29 vor seinem Landsmann Guillermo Fayed durchgesetzt hatte. Franz lag 0,48 zurück, Streitberger 0,49. Technik-Spezialist Marcel Hirscher hatte 4,69 Sekunden Rückstand.