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Österreicher sind beim Bahnfahren EU-Spitze

Nur Schweizer fahren mehr Bahn als Österreicher.
Nur Schweizer fahren mehr Bahn als Österreicher. ©Pexels
Die Österreicher sind weiterhin fleißige Bahnfahrer: Laut dem jüngsten Marktbericht liegen hierzulande die Bahnpassagiere mit 1.427 pro Kopf und Jahr gefahrenen Kilometern im Vergleich der teilnehmenden EU-Länder an der Spitze. Überholt werden sie nur von den Schweizern, die mit 2.449 Bahnkilometern pro Person ganz vorne liegen, wie die Schienen-Control am Mittwoch in Wien darlegte.

Hinter Österreich finden sich Frankreich mit 1.387 km pro Kopf und Jahr, Schweden mit 1.293 km und Dänemark mit 1.203 km pro Kopf. Deutschland liegt mit 1.121 km erst an sechster Stelle der verglichenen Länder. Besonders wenig Bedeutung hat die Bahn in Griechenland mit 78 km pro Kopf und im Kosovo mit nur 6 km pro Kopf. Der Schnitt der verglichenen europäischen Länder liegt bei 937 Bahnkilometern pro Kopf.

Der nunmehr fünfte Marktbericht der IRG (Independent Regulators Group) befasst sich mit der Lage der Bahn in Europa im Jahr 2015 in 24 Ländern. Nicht erfasst wurden etwa Tschechien und Portugal, dafür sind u. a. die Nicht-EU-Staaten Norwegen und Schweiz im Bericht integriert. Die österreichische Eisenbahn-Regulierungsbehörde Schienen-Control bildet mit 28 weiteren Regulatoren IRG-Rail, eine Plattform der unabhängigen Eisenbahnregulierungsbehörden.

Westbahn ausschlaggebend

©Zurückgelegte Kilometer je Einwohner 2015 im internationalen Vergleich.

Für den Spitzenplatz der Österreicher beim Bahnfahren sieht Schienen-Control-Geschäftsführerin Maria-Theresia Röhsler sowohl den Ausbau der Weststrecke als auch die Bedienung der Fläche verantwortlich. Während in anderen Ländern Nebenbahnen auf Busverkehr umgestellt wurden, gebe es in Österreich noch ein dichtes Bahnnetz. Durch den derzeitigen Ausbau der Südstrecke sei ein weiterer Anstieg der Fahrgäste auf der Schiene zu erwarten.

Über 30 Prozent Güterverkehranteil

Das Bahnnetz in den untersuchten Ländern wird zu über 80 Prozent für Personenverkehr und nur zu rund 20 Prozent für den Güterverkehr genutzt. Auch in Österreich ist der Personenverkehrsanteil mit 68,9 Prozent deutlich stärker als jener des Güterverkehrs mit 31,1 Prozent. Der europäische Durchschnitt liegt jedoch beim Güterverkehr nur bei 18,4 Prozent. Der überdurchschnittliche Güterverkehrsanteil in Österreich ist laut Schienen-Control vor allem darauf zurückzuführen, dass in Österreich noch Einzelwagenverkehr und eben Bedienung der Fläche betrieben werde.

Die Wettbewerbssituation ergibt in den einzelnen untersuchten Ländern ein völlig unterschiedliches Bild. Einige Länder schotten ihre jeweilige inländische Staatsbahn vollständig ab: So hält etwa in Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Slowenien und Spanien die jeweilige inländische Staatsbahn im Personenverkehr 100 Prozent, in Frankreich 99,9 Prozent. Wettbewerbssituationen im Personenverkehr gibt es etwa in Deutschland, Österreich, Polen und Norwegen.

In Großbritannien gibt es gar keinen inländischen Marktführer mehr. In Österreich hat der Marktführer ÖBB 88,1 Prozent Marktanteil an den Personenzugkilometern, ausländische Staatsbahnen halten 0,5 Prozent und sonstige Marktteilnehmer 11,4 Prozent. Der genaue Marktanteil der mehrheitlich privaten Westbahn sei der Schienen-Control zwar bekannt, werde aber auf deren Wunsch nicht bekanntgegeben, sagte Röhsler. Die Westbahn fährt seit Dezember 2011 auf der Weststrecke zwischen Wien und Salzburg.

Großer Wettbewerb im Güterverkehr

Im Güterverkehr spielt der Wettbewerb auf der Schiene eine größere Rolle: In Österreich hält die ÖBB Rail Cargo als marktführende Staatsbahn einen Anteil von 78,1 Prozent, ausländische Staatsbahnen (vor allem TX Logistik der Trenitalia, die polnische PKP Cargo und die slowenische SZ Cargo) erbringen 6,8 Prozent. 15,1 Prozent sind anderen Marktteilnehmern zuzurechnen. Im Schnitt liegt der Marktanteil der jeweiligen inländischen Staatsbahnen bei 60,4 Prozent. In Finnland und Griechenland etwa hat die jeweilige inländische Staatsbahn noch 100 Prozent Marktanteil.

Schienen-Control-Geschäftsführerin Röhsler zeigte sich am Mittwoch zufrieden mit der Entwicklung des Wettbewerbs auf den österreichischen Schienen: “Es ist unsere Aufgabe, den Wettbewerb zu unterstützen.” Die Wettbewerbssituation für neu eintretende Marktteilnehmer habe sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Als Beispiel nannte sie die 2016 erfolgte Liberalisierung des Bahnstromanbieters.

(APA)

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