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Österreich-Radrundfahrt wegen Coronakrise abgesagt

Die Österreich-Radrundfahrt findet heuer nicht statt.
Die Österreich-Radrundfahrt findet heuer nicht statt. ©APA/EXPA/REINHARD EISENBAUER
Die Österreich-Radrundfahrt wurde abgesagt. Grund dafür ist die Coronakrise.

Die Coronavirus-Pandemie hat nun auch die Absage des wichtigsten heimischen Radrennens in diesem Jahr zur Folge. Die Österreich-Radrundfahrt, die vom 27. Juni bis 3. Juli angesetzt war, ist am Freitag vom Österreichischen Radsportverband nach einer Videokonferenz für 2020 abgesagt worden. Die 72. Auflage solle nun 2021 stattfinden, teilte der ÖRV mit.

Radsport: Coronavirus stoppte auch Österreich-Rundfahrt

Man sehe aufgrund unsicherer Prognosen keine Möglichkeiten, seine Rundfahrten 2020 risikolos durchzuführen, erklärte der Radsportverband in einer Aussendung. Wegen des bis 31. August ausgeweiteten bundesweiten Verbots für Veranstaltungen, vor allem aber durch die Ungewissheit auch für die Wochen und Monate danach, sei man gezwungen, entsprechend weitreichende Entscheidungen zu treffen, hieß es zum einstimmigen Beschluss des ÖRV-Präsidiums.

"Der Radsport hat in der Corona-Krise seit Wochen mit klaren und verantwortungsbewussten Entscheidungen so etwas wie eine Vorbildrolle", wurde ÖRV-Präsident Harald J. Mayer in der Medienmitteilung zitiert. "Wir werden diese Verantwortung weiterhin sehr ernst nehmen und vor allem keinerlei Risiken eingehen." Insbesondere Reisebeschränkungen, die weiterhin nicht gegebenen Möglichkeiten, mit einem Tross von bis zu 1.000 Personen durch Österreich unterwegs zu sein, sowie ein auf Monate drohender Sport ohne Fans habe den Spielraum des Radsports zusätzlich eingeengt.

Austragung der jeweiligen Straßen-Staatsmeisterschaften noch offen

Betroffen von Absagen sind auch die neue heimische Radliga sowie die Internationale Jugendtour Oststeiermark Ende August. Noch offen ist die Austragung der jeweiligen Straßen-Staatsmeisterschaften, die der Weltverband (UCI) in den neuen, für 15. Mai angekündigten Kalender einbauen wird. Derzeit ist der Termin 22./23. August vorgesehen.

Um möglichst rasch wieder in die Gänge zu kommen, hat der ÖRV am Freitag die Arbeitsgruppe "Re-Start Cycling Austria" installiert. Gemeinsam mit den Landesverbänden soll eine Expertengruppe in den nächsten Tagen einen Maßnahmenkatalog definieren, der dem Sportminister als Grundlage für Lockerungen der Corona-Maßnahmen im Radsport dienen soll.

Rennabsagen treffen ÖRV-Teams hart

Die österreichischen Radteams sind von der Coronakrise enorm betroffen. Mit der am Freitag beschlossenen Absage der Österreich-Rundfahrt fehlt ihnen und ihren Sponsoren nun auch die wichtigste heimische Bühne. Auch die zwei größten ÖRV-Rennställe, Felbermayr Wels und Vorarlberg Santic, sind mit Existenzsorgen konfrontiert.

Beide Teams absolvieren nicht nur Rennen in der Heimat, sondern hatten auch Startzusagen für interessante Bewerbe im Ausland. Nun sind UCI-Rennen vorerst bis Ende Juli abgesagt, den von den Folgen der Pandemie zum Teil selbst betroffenen Sponsoren kann keine Gegenleistung erbracht werden.

Daniel Repitz, Geschäftsführer und Gesellschafter der RSW Radsport GmbH in Wels, sprach gegenüber der APA von einem "Drama". Kosten für Fahrzeuge, Versicherung, Miete etc. würden weiterhin anfallen, 13 Personen sind laut Repitz hauptberuflich angemeldet. "Ob es das Team in dieser Form weiterhin gibt, ist fraglich", erklärte der Oberösterreicher.

Konsens mit Sponsoren gesucht

Repitz hofft aber, mit den Sponsoren einen Konsens zu finden, damit es weitergeht. "Wir haben auch eine soziale Verantwortung gegenüber den Angestellten und den Fahrern." Riccardo Zoidl, eines der Aushängeschilder von Felbermayr Wels und 2013 der bisher letzte heimische Sieger der Ö-Tour, hatte am 23. Februar bei der Antalya-Rundfahrt eine Etappe gewonnen, wenig später kam das Aus. Die Absage der Österreich-Rundfahrt habe ihn "sehr geschockt", sagte der 32-Jährige im ORF-Fernsehen. "Es wird immer schlimmer."

Die Entscheidung für die Absagen sei einstimmig und relativ rasch gefallen, sagte ÖRV-Generalsekretär Rudolf Massak der APA. Alles andere hätte nur ein Hinhalten bedeutet, denn massive Lockerungen seien seiner Ansicht nach nicht zu erwarten, solange es keinen Impfstoff oder kein Medikament gebe.

Thomas Kofler, der Verantwortliche des im Radhaus Rankweil ansässigen Teams Vorarlberg Santic, versteht die Absage der Rundfahrt, zeigte sich aber "überrascht" über das Aus der heimischen Radliga für diese Saison. Der Vorarlberger hofft auf eine Besserung der Situation und will wie andere Veranstalter heuer noch den GP Vorarlberg in Nenzing durchführen. Rennen seien bis Mitte November möglich.

"Man muss eine Perspektive bieten. Wir kämpfen weiter, es gibt einen internationalen Kalender und vielleicht noch ein paar Veranstaltungen", meinte Kofler. Natürlich gebe es Existenzsorgen. "Aber Angst ist ein schlechter Begleiter. Wir müssen Lösungen suchen, zusammenrücken und hoffen, die Krise mit zwei blauen Augen zu überstehen", betonte der Team-Gründer (1999).

Kofler ist sich bewusst, dass dem Radsport im Vergleich zu anderen Sportarten "die Lobby fehlt". Das würde man beinhart spüren, merkte der 46-Jährige an und meinte, Lockerungen im Fußball würden zu einer "Zweischichtigkeit" im Sport führen. "Vonseiten der Politik erwarte ich stärkere Signale, weil Radsport im Breitensport die Nummer 1 ist."

(APA/Red)

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