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Ölmarkt-Experte: Werden Folgen bald bei Treibstoffpreisen spüren

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Die Autofahrer in Österreich könnten den Ölpreisanstieg nach den Drohnenangriffen auf Saudi-Arabien schon sehr bald zu spüren bekommen.
Nach Drohnen-Angriff: Öl-Preis steigt
Angriff auf Herz der Ölindustrie

Die Autofahrer in Österreich werden den Ölpreisanstieg nach den Drohnenangriffen auf Saudi-Arabien schon sehr bald zu spüren bekommen, "innerhalb von wenigen Tagen", sagt der Ölexperte Hannes Loacker von Raiffeisen Capital Management (RCM). Die Bank Austria erwartet jedoch nur temporäre Ölpreisschwankungen.

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"Der Ölmarkt ist ein sehr effizienter Markt", sagte Loacker im Gespräch mit der APA. "Das gilt allerdings mit dem Zusatz, dass aufgrund der Mineralölsteuer, die in Österreich als Fixbetrag im Liter Benzin drin ist, die Treibstoffpreise weniger stark steigen als der Ölpreis", der Ölpreis schlage also nur etwa zur Hälfte auf die Treibstoffpreise durch.

So viel Öl kommt aus Saudi-Arabien

Auch Österreich beziehe Öl aus Saudi-Arabien, in den vergangenen Jahren aber nur etwa in der Größenordnung von fünf bis zehn Prozent. Auch sei es kein großes Problem, Öl von anderen Anbietern zu bekommen. "Und es ist auch nicht so, dass die Saudis jetzt ihren Lieferverpflichtungen nicht nachkommen können. Sie haben rund 200 Mio. Barrel an Ölreserven und könnten diese zumindest einige Wochen lang anzapfen."

Nach eigenen Angaben könne Saudi-Arabien seine beschädigte Ölproduktion in kurzer Zeit wieder in Gang bringen. "Die Frage ist aber, ob das nur eine Schutzbehauptung ist, weil man nicht zugeben möchte, dass die eigenen Ölanlagen so verletzlich sind." Dabei spiele auch der geplante Börsengang des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco eine Rolle. "Wenn man sieht, dass diese Assets sehr verletzlich sind, dann ist es schwieriger, einen guten Preis an der Börse zu bekommen." Der Börsengang könnte nach bisherigen Plänen im kommenden Jahr stattfinden und könnte bei einer Platzierung von 5 Prozent bis zu 100 Mrd. Dollar (90 Mrd. Euro) einbringen.

Falls die USA dein Eindruck hätten, dass Saudi-Arabien seine Ölproduktion nicht leicht wiederherstellen könne, dann würden sie auch sicher keinen Konflikt mit dem Iran riskieren, weil es dadurch wieder zu größeren Produktionsausfällen kommen könnte, glaubt Loacker.

Weltweit 2 Milliarden Barrel Ölreserven

Weltweit würden rund 2 Milliarden Barrel an Ölreserven vorrätig gehalten, die etwa für ein Jahr ausreichen würden, sagte der Ölexperte am Montag zur APA. "Davon werden 1,5 Milliarden Barrel in den OECD-Ländern gehalten und davon wiederum 600 Millionen Barrel in den USA, wo Präsident Donald Trump die Freigabe von Öl aus den Reserven bereits genehmigt habe. "Die USA haben ihre Reserven zuletzt schon nach unten gefahren, um Kassa zu machen, weil sie ohnehin das Gefühl haben, dass ihre Reserven zu hoch sind." Auch Österreich verfüge über Ölreserven für etwa 90 Tage. "Das ist weniger als ein Prozent der Reserven, auf die die Internationale Energieagentur IEA im Bedarfsfall zurückgreifen kann."

Temporäre Ölpreisschwankungen

Die UniCredit Bank Austria geht im Rahmen ihres aktuellsten Konjunkturindikators davon aus, dass durch den Drohnenangriff auf saudische Ölförderanlagen nur temporäre Ölpreisschwankungen entstehen. In kurzer Zeit wird mit einer Stabilisierung auf einem Niveau rund um 60 US-Dollar gerechnet. "Ein kurzfristiger Ausschlag des Rohölpreises in Richtung 100 US-Dollar pro Barrel würde die Inflation in Österreich nur wenig beeinflussen. Die Inflation würde zum Jahresende auf über 2 Prozent im Jahresvergleich steigen. Im Jahresdurchschnitt 2019 würde die Teuerung gegenüber den aktuell erwarteten 1,7 Prozent nur um rund einen Zehntelprozentpunkt höher liegen", so der Chefökonom der Bank, Stefan Bruckbauer. "Falls die Preisverwerfungen jedoch länger anhalten, wäre für die Inflation in Österreich insbesondere für 2020 mit einem deutlich höherem Auftrieb zu rechnen mit entsprechend negativen Wachstumseffekten."

(APA)

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