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OECD sieht Existenz der Euro-Zone in Gefahr

Bei weiterer Zuspitzung ausgewachsene Weltwirtschaftskrise zu befürchten.
Bei weiterer Zuspitzung ausgewachsene Weltwirtschaftskrise zu befürchten. ©dpa
Was wäre wenn? Die OECD simuliert in ihrem aktuellen Wirtschaftsausblick die möglichen Konsequenzen einer Verschärfung der Euro-Krise. Die Ergebnisse sind alarmierend. Selbst Deutschland müsste schlimme Folgen fürchten.

“Vor sich hin dümpeln”, “ganz besonders träge”, “erhebliche Unsicherheit” oder “ungünstige Dynamik”: Wenn die Konjunkturexperten der OECD über die Wirtschaftsentwicklung der Eurozone reden, klingt das derzeit wenig zuversichtlich. Noch düsterer ist allerdings das, was sie in ihrem am Dienstag präsentierten Herbstausblick als “vereinfachtes Abwärtsszenario” beschreiben. In diesem prognostizieren sie erstmals die Konsequenzen, die ein Scheitern der Politik im Kampf gegen die Staatsschuldenkrise hätte.

Beunruhigende Ergebnisse

Die Ergebnisse der Simulation sind mehr als beunruhigend. Bei einer weiteren Zuspitzung der Lage in der Eurozone ist demnach eine ausgewachsene Weltwirtschaftskrise zu befürchten. Der Handel würde global um bis zu 6,7 Prozent einbrechen, selbst Wachstumsstaaten wie China und die USA würden in eine lang anhaltende Rezession stürzen. 2013 wäre ein Einbruch der globalen Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozent die Folge, im Folgejahr sogar um 2,6 Prozent – bei einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Worst-Case-Szenario nicht ausgeschlossen

Und dies ist nicht einmal der schlimmste aller denkbaren Fälle. “Die Möglichkeit eines Austritts eines Mitgliedstaats aus dem Euroraum, der die wirtschaftlichen Auswirkungen weiter verstärken würde, wird in diesem Szenario nicht berücksichtigt”, sagen die OECD-Experten.

Für ausgeschlossen halten sie ein solches Worst-Case-Szenario unterdessen nicht. “Der Euroraum, in dem sich erhebliche Fragmentierungstendenzen bemerkbar machen, könnte in Gefahr sein”, heißt es im Ausblick unter Verweis auf negative Rückkopplungsbeziehungen. Unter anderem treibe schon die Möglichkeit von Austritten aus dem Euroraum die Renditen in die Höhe, was wiederum die Furcht vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone vergrößere.

OECD sieht auch Lichtblicke

Offen lassen die OECD-Konjunkturforscher die Frage, für wie wahrscheinlich sie das “vereinfachte Abwärtsszenario” halten. Bei der Präsentation des Ausblicks verwiesen sie in Paris lediglich darauf, dass das “Basisszenario” die wahrscheinlichste Entwicklung darstelle. In diesem wird mit einer “zögerlichen und ungleichmäßigen Erholung” der Wirtschaftslage gerechnet. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt würde demnach auch 2013 um immerhin 0,6 Prozent (arbeitstäglich bereinigt) zulegen – während die Eurozone nur langsam aus der Rezession kommt.

Bei der Empfehlung von Instrumenten im Kampf gegen die Staatsschuldenkrise tut sich die OECD schwer. Für den Euroraum und aufstrebende Volkswirtschaften wie China und Indien empfiehlt sie unter anderem eine weitere Lockerung des geldpolitischen Kurses. Gleichzeitig warnt sie davor, dass sehr niedrige Zinsen den notwendigen Prozess des Schuldenabbaus verzögern und zu einer überhöhten Risikobereitschaft führen könnten. Ein ähnliches “Ja-aber” gibt es in Bezug auf die Sparpolitik.

Sehr eindeutig ist hingegen die Meinung zur geplanten Bankenunion, die im scharfen Konflikt zur Stellung der Bundesregierung steht. “Dazu bedarf es einer Aufsicht auf Ebene des Euroraums, (…) einer gemeinsamen Einlagensicherung sowie einer gemeinsamen finanziellen Absicherung für den Euroraum”, fordert OECD-Chefökonom Pier Carlo Padoan.

(APA)

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