AA

ÖOC-Präsident Stoss hat Teil seines Teams im Kopf

Seit 22. Oktober hat Dr. Karl Stoss das Amt des Präsidenten des Österreichischen Olympischen Komitees inne. Der elfte ÖOC-Präsident und Nachfolger von Leo Wallner stellte sich im Rahmen der Präsentation der Olympia-Bekleidung am Donnerstag einem Interview mit der APA - Austria Presse Agentur.

Der Neo-ÖOC-Funktionär ließ dabei erkennen, dass er sich in Sachen Olympia-Prognosen auf keine Spekulationen einlassen will. Er bezeichnete Doping gleich in mehrfacher Weise als Betrug und hat “einen Teil” seines künftigen Teams im ÖOC schon im Kopf. Besonders einbringen möchte sich Stoss, der einige persönliche Naturerfahrungen in Kanada gemacht hat, bei den Spielen in Sachen Österreich-Haus.

APA: Herr Präsident, wie man Sie seit kurzem nennen darf, soeben
wurde die Olympia-Bekleidung präsentiert. Steigt auch bei Ihnen die
Vorfreude auf die Winterspiele?
Dr. Karl Stoss: “Ja, wir haben Kanada mit etwas Kunstschnee und
einem Grizzlybär in die Räumlichkeiten des Casinos hereingeholt. Und
natürlich diese wunderschöne Kleidung, das gibt schön langsam einen
Kick in Richtung des Großereignisses.”

APA: Der Winter fehlt in Österreich noch, aber in Sachen
Olympiavorbereitung ist trotzdem alles auf Schiene.
Stoss: “Absolut. Die Weltcup-Rennen haben ja schon begonnen, und
es gibt auch hier in Höhenlagen schon ganz gute Bedingungen.”

APA: In Sachen Prognose für die Spiele geben Sie sich verdeckt.
Warum möchten Sie sich nicht genauer festlegen?
Stoss: “Ich bin überzeugt, die österreichische Mannschaft ist sehr
gut vorbereitet. Sie trainiert ja auch schon sehr lange genau auf
dieses Datum hin. Von daher kann man sehr zuversichtlich sein, dass
sich natürlich auch Erfolge einstellen werden. Aber wir sind nicht
allein, wir sind mittlerweile auch im Wettkampf mit sehr starken
anderen Nationen. Die Schweizer sind besonders zu erwähnen, wenn man
den alpinen Skisport anspricht, aber auch im Springen sind sie sehr
stark. Dann sind es auch die skandinavischen Länder, wenn man die
nordischen Disziplinen betrachtet. Da ist ein sehr dichtes
Wettbewerbsumfeld, und da müssen alle Bedingungen genau auf diesen
Zeitpunkt hin passen. Wetterbedingt, materialbedingt und natürlich
auch wie man selbst beinander ist. Deshalb wäre es vermessen, in
dieser wahnsinnigen Leistungsdichte und -spitze jetzt zu sagen, wie
viele Medaillen genau wir erringen werden. Natürlich zählt der Sieg,
es zählt aber in erster Linie der Olympische Gedanke. Für diese
Wettkampfsportler zählen in erster Linie die Podestplätze.”

APA: Wenn Sie privat vor dem Fernseher sitzen, welchen Wintersport
verfolgen Sie denn am liebsten?
Stoss: “Ich schaue mir sehr gerne die Skirennen an, aber in den
letzten Jahren mehr und mehr die Nordischen, weil die sehr spannend
geworden sind. Wenn man grad Biathlon anschaut. Das ist ein sehr
spannender Wettbewerb geworden, und natürlich auch das Springen ist
immer eine Faszination. Das spricht mich eigentlich am meisten an.”

APA: Sie sind erst sehr kurz im Amt, für Vancouver war schon sehr
viel geplant. Haben Sie da noch Einfluss genommen, oder werden Sie
erst nach den Spielen so richtig ihre Handschrift zeigen können?
Stoss: “Es ist schon sehr viel auf Schiene, das Pferd galoppiert
schon in vollem Galopp. Daher hat man nur noch eingeschränkte
Möglichkeiten – will ich aber auch gar nicht. Das ist professionell
vorbereitet. Natürlich wenn es dann darum geht, die Strukturen
innerhalb des ÖOC zu verändern, dann möchte ich schon Vorschläge
einbringen, und wenn die von den Mitgliedern gutgeheißen werden, dann
bin ich sehr gerne bereit, hier auch die entsprechenden Änderungen
umzusetzen. Was ich aber jetzt schon möchte, ist noch etwas
einzugreifen auf das Thema Österreich-Haus im Sinne einer exzellenten
Gastronomie, die wir unseren Gästen bieten wollen. Das ist ja ein
Schaufenster in die Welt, Österreich kann sich hier der Welt
präsentieren.”

APA: Die ÖOC-Hauptversammlung steht noch bevor (18.12.-Anm.), aber
haben Sie ihr Team schon im Kopf oder auch schon mehr als das?
Stoss: “Ich habe Teile des Teams im Kopf. Ich muss noch einzelne
Gespräche führen, weil einige, die hier genannt wurden, die kenne ich
persönlich noch gar nicht. Diese Kontakte muss ich noch herstellen
in den nächsten Tagen.”

APA: Wie lange werden Sie selbst bei den Spielen sein?
Stoss: “Voraussichtlich werde ich zehn Tage bleiben. Ich werde
schon zur Eröffnung des Österreich-Hauses drüben sein. Das ist ja
einen Tag vor der Eröffnung der Spiele, nämlich am 11. Februar. Dann
sind schon die ersten alpinen Bewerbe, da werde ich mir einiges
ansehen, und einige nordische möchte ich besuchen.”

APA: Haben Sie eigentlich einen besonderen Bezug zu Kanada?
Stoss: “Ja, wir haben dort ein Casino in der Nähe von Toronto. Ich
selbst war auch schon Heli-Skiing oder Tiefschneefahren in Kanada.
Kanada ist für mich ein unglaublich schönes, unberührtes Land, weil
es eben so riesig von der Fläche ist. Mit riesigen Wäldern und auch
den tollen Wildtieren, die es dort gibt, das sind ganz schöne
Erinnerungen, die ich habe.”

APA: Nicht nur gute Erinnerungen gibt es für Österreichs Sportler
in Sachen Doping. Das ÖOC hat eine Reihe von Maßnahmen im Kampf gegen
Doping angekündigt. Wie stehen Sie grundsätzlich zu diesem Thema?
Stoss: “Das Dopingthema ist für mich ein Thema des Betrugs.
Betrug an der eigenen Leistung, die man erbracht hat, Betrug auch an
den Mitbewerbern, Betrug an der Organisation, die einen entsendet,
und Betrug auch an den Sponsoren. Die Sponsoren setzten ja auch
ziemliche Mittel ein, um schöne Spiele zu übertragen, wenn dann
solche Dinge hochkommen, ist es ein sehr unschönes Bild. Aber man
darf nicht nur den Sportler selbst verurteilen, sondern muss vor
allem auch das Umfeld im Auge haben. Das sind Trainer, Ärzte,
Ausstatter, Betreuer. Ich muss sagen, was mich persönlich
unglaublich anspricht, sind die Paralympischen Spiele. Wenn man diese
Menschen sieht, welche großartigen Leistungen die erbringen, auch mit
Hilfsmitteln, die für sie erlaubt sind, ist für mich faszinierend.
Die haben volle Hochachtung verdient, deshalb bin ich auch sehr
glücklich über diese enge Kooperation zwischen dem ÖPC und dem ÖOC.”

APA: Die Medaillen sind zuletzt immer prämiert worden vom ÖOC. Wird
das auch diesmal wieder so sein?
Stoss: “Das wird sicherlich wieder mit Gold aufgewogen werden. Die
Münze Österreich ist einer unserer Partner, deshalb werden wir das
wieder in Goldmünzen aufwiegen.”

  • VIENNA.AT
  • Olympia
  • ÖOC-Präsident Stoss hat Teil seines Teams im Kopf
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen