Obdachloser am Westbahnhof ermordet: Anwältin fordert Wiederaufnahme des Verfahrens

Nun hat Anwältin Karin Prutsch einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens gestellt: “Ich kann das Messer als Tatwaffe und meinen Mandanten als Täter ausschließen”, sagte Prutsch bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Graz.
Die Tat soll sich im Zuge eines Streites um eine Tasche mit Bier und Medikamenten ereignet haben. Dabei wurden einem 50-jährigen Mann mehrere Messerstiche versetzt, das Opfer starb kurz darauf. Emil H. wurde von mehreren Zeugen belastet, in seiner Wohnung fanden sich zwei Messer. Der Gutachter gab an, es könnte sich bei den Messern um die Tatwaffen handeln, und so wurde der 28-Jährige schließlich verurteilt.
Mord am Westbahnhof: Neues Gutachten eingeholt
Die Anwältin hat nun selbst Gutachten eingeholt, und diesmal kommen die Sachverständigen zu anderen Ergebnissen. Die Stichlänge und -breite stimme nicht mit den beiden sichergestellten Messern überein, es müsse sich bei der Tatwaffe um ein größeres Messer mit anderem Schliff gehandelt haben, erläuterte Prutsch. Auch die Einstichenergie lässt sich laut neuen Untersuchungen nicht mit dem verurteilten Täter in Einklang bringen: Dieser kann mit der rechten Hand aufgrund einer Schlüsselbeinverletzung nicht so kraftvoll zugestochen haben, wie es tatsächlich geschehen ist. Und mit der linken Hand hätte er sowieso als Rechtshänder nicht genügend “Einstichenergie” aufbringen können.
Mittlerweile sollen, so Prutsch, auch einige Zeugen ihre Aussage geändert haben und von einem Punk als mutmaßlichem Täter sprechen. “Aufgrund der vielen neuen Tatsachen und Beweismittel gehe ich davon aus, dass dem Wiederaufnahmeantrag stattgegeben und ein neues Ermittlungsverfahren eingeleitet wird”, meinte die Grazer Anwältin. Da in diesem Fall dann auch kein dringender Tatverdacht mehr gegeben wäre, hofft sie auf eine vorläufige Entlassung ihres Mandanten aus der Haft.
Nun ist das Landesgericht für Strafsachen in Wien am Zug, eine Entscheidung erhofft sich Prutsch innerhalb der nächsten zwei Monate.
(APA)