AA

Oasis: Rockrüpel in Wien

&copy Sony BMG
&copy Sony BMG
Die Gallagher-Brüder brachten den ausverkauften Gasometer zum Kochen. Die Britpopper überzeugten mit englischer Lässigkeit und gaben 19 Songs zum Besten. Die Besucher hörten neues Material und viele alte Hits.

Der wirklich große Spannungsmoment bei einem Konzert von Oasis beschränkt sich auf die Frage: Haben Liam und Noel Gallagher einen guten Tag, oder spulen sie den Auftritt mit ihrer Band lustlos herunter? Die Steigerung: Oder kommt einer der Brüder erst gar nicht? „Alle da und bestens gelaunt“, verkündete ein Vertreter der Plattenfirma Sony BMG am Mittwoch in Wien. Und tatsächlich gaben die Engländer im Gasometer ihr bisher bestes Gastspiel in Österreich.

Allein der Opener „Turn Up The Sun“ war besser als die gesamten desaströsen Darbietungen in der Wiener Stadthalle im Juni 2000, zu der Gitarrist Noel nach einem Streit erst gar nicht angereist war. Freundlichkeiten zwischen den rivalisierenden und damit geschickt Schlagzeilen und letztlich Promotion machenden Brüdern wurden zwar auch diesmal keine ausgetauscht. Aber da sich die Bewegungen der Oasis-Musiker auf der Bühne auf ein paar Schritte vor und zurück beschränken, kam sich auch niemand in die Quere.

Das galt ebenso für die musikalische Performance: Der Sound war gut, die Lieder klangen nicht ganz wie auf Platte, aber auch nicht entstellt – wie es sich der Fan eben wünscht. Mit „Lyla“ und „The Importance Of Being Idle“ fehlten nicht die Hits vom aktuellen Album „Don’t Believe The Truth“, das zumindest in der Heimat der Rock-Rüpel von Magazinen als „CD des Jahres“ geehrt wurde. Bei Engländern und deklarierten Fans von allem, was von der britischen Insel kommt, genießen Oasis eben einen besonderen Stellenwert. Nicht Infizierte werden das sowieso nie verstehen.

Schamlos bedienen sich die Gallaghers und Co. im Fundus der Pop- und Rockgeschichte ihrer Heimat. Und es ist ihnen genauso egal wie ihrem Publikum. Zumindest was die „Show“ betrifft, sind Oasis ein Unikat. Keine andere Gruppe stellt Arroganz als Stilmittel so kompromisslos in den Vordergrund. Die einzige – zwar nicht gesagte, aber mit Gesten der Überheblichkeit klar ausgedrückte – Botschaft Liams: Ich bin ein „Rock ’N’ Roll-Star“. So hieß auch die letzte Nummer im regulären Set.

Im Gegensatz zu ihrem kurzen Mitwirken beim Frequency-Festival 2005 in Salzburg brachten Oasis 19 Titel mit, unter ihnen Klassiker wie „Morning Glory“ und „Wonderwall“ als unumstrittenen Höhepunkt. „Masterplan“ und „Songbird“ durfte Noel singen. „Don’t Look Back In Anger“ hieß es im Zugabenteil – dafür gab es diesmal keine handfesten Gründe.

Als Vorband fungierte Yeti, die neue Combo des Ex-Libertines-Bassisten John Hassall. Brav und konzentriert wie eine Schulband versuchte die Formation zu beweisen, dass nicht nur Pete Doherty Talent hat. Der Ansatz stimmte, die Ausführung war noch zu wenig originell. Aber zumindest Potenzial ließ sich erkennen.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wien - 11. Bezirk
  • Oasis: Rockrüpel in Wien
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen