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Nur ein "Absturz" am zweiten Bachmann-Lesetag

Einen "Absturz" erlebte am Samstag beim zweiten Lesetag des Bachmann-Wettbewerbs in Klagenfurt der Schweizer Autor Pedro Lenz. Sein Romanauszug "Inland" wurde von den Juroren regelrecht "abgekanzelt" - zu Unrecht, wie die meisten Zuhörer, unter ihnen Ilija Trojanow, meinten. Viel Lob gab es hingegen für Tilman Rammstedt, der als preisverdächtig eingestuft wurde.

Nach widersprüchlich aufgenommenen Lesungen von Heike Geißler, Sudabeh Mohafez und Dagrun Hintze erzählte Pedro Lenz erzählte von Verletzlichkeit und Ängsten, aber auch von Träumen und Hoffnungen eines pubertierenden Burschen. Der Text fand im Publikum sehr großen Anklang, bei den Juroren hingegen überhaupt nicht. Daniela Strigl sah “funktionierende Rollenprosa”, aber das sei zu wenig. Mangold ortete Belanglosigkeit, begründete dies aber nicht näher. Die Beurteilungen der Juroren bezeichnete Trojanow, der die Eröffnungsrede am Donnerstagabend gehalten hatte als “teilweise unter der Gürtellinie”.

“Pomona”, die Vorstadtidylle von Ulf Erdmann Ziegler, der Aufstieg einer deutschen Familie in Zeiten des Wirtschaftswunders, erhielt mäßig freundliche Beurteilungen. Eine Familiengeschichte erzählte Tilman Rammstedt mit dem Romanauszug “Der Kaiser von China”. Der Ich-Erzähler beschreibt seine problematische Beziehung zu seinem Großvater, mit dem er eigentlich nach China hätte reisen sollen. Klaus Nüchtern sah einen “hochkomischer Text, der super funktioniert hat”. Spinnen befand, es sei brillant, aber zusammengesetzt aus lauter Figuren, die längst bekannt seien.

Unmittelbar nach der letzten – von den meisten als belanglos eingestuften – Lesung von Anette Selg zog sich die Jury zur Beratung zurück, die Preisverleihung war für 20.15 Uhr angesetzt, samt Liveübertragung in 3sat. Als wichtigste Auszeichnung wird der mit 25.000 Euro dotierte Ingeborg Bachmann-Preis vergeben. Zu den Favoriten gehörten nach dem ersten Lesetag Patrick Findeis und Markus Orths.

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