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Nullzins-Schock: Wie die SNB mit ihrer Zinspolitik Märkte und Sparer verunsichert

Zins auf null: SNB zieht die Notbremse
Zins auf null: SNB zieht die Notbremse ©CANVA
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 0 Prozent gesenkt. Es ist bereits die sechste Zinssenkung in Folge. Der Entscheid wurde am Donnerstagvormittag in Bern bekannt gegeben.

SNB-Präsident Martin Schlegel erklärte, die anhaltend tiefe Inflation habe den Ausschlag für die erneute Lockerung der Geldpolitik gegeben. Laut Schlegel lag die Teuerung im Mai bei –0,1 Prozent. "Mit der heutigen Lockerung unserer Geldpolitik wirken wir dem tieferen Inflationsdruck entgegen", so der Notenbankchef.

Die Prognose der SNB geht für das laufende Jahr von einer durchschnittlichen Inflation von 0,2 Prozent aus. Für 2026 wird ein Anstieg auf 0,5 Prozent erwartet.

Keine Negativzinsen – vorerst

Zwar war im Vorfeld über eine Einführung von Negativzinsen spekuliert worden, das Direktorium der SNB entschied sich jedoch dagegen. Präsident Schlegel machte deutlich, dass solche Massnahmen hohe Hürden hätten. "Die Hürden, um Negativzinsen einzuführen, sind deutlich höher, als den Leitzins im positiven Bereich zu ändern", sagte Schlegel.

Dennoch hält sich die SNB diese Option offen. "Wir wissen, dass Negativzinsen schlecht sind für Sparer", räumte Schlegel ein, betonte aber zugleich: "Man müsse sich sämtliche Optionen offenhalten."

Unsicherheit in der Wirtschaft

Auch die wirtschaftlichen Aussichten blieben ein Thema. Laut Direktoriumsmitglied Petra Tschudin ist in den kommenden Quartalen mit einem verlangsamten Wachstum zu rechnen. Gründe dafür seien unter anderem geopolitische Unsicherheiten sowie protektionistische Tendenzen im internationalen Handel.

Immobilienmarkt im Fokus

Ein weiterer Schwerpunkt der Medienkonferenz war der Immobilienmarkt. "Wir schätzen den Immobilienmarkt als verwundbar ein", sagte Schlegel. Die derzeitigen Preisentwicklungen seien "schwierig zu erklären". Negative Zinsen könnten hier zusätzliche Risiken mit sich bringen.

Reaktionen der Banken

Wirtschaftsexperten sehen in der Entscheidung ein Signal. Laut Postfinance-CIO Philipp Merkt sei eine Rückkehr zu Negativzinsen "in den kommenden Monaten wieder zu einem realistischen Szenario". Auch Raiffeisen-Ökonom Fredy Hasenmaile betonte: "Die SNB mag grundsätzlich keine Negativzinsen", warnte jedoch, dass bei einer Verschärfung internationaler Spannungen der Handlungsdruck zunehmen könnte.

Der nächste Zinsentscheid der SNB ist für den 25. September 2025 geplant.

(VOL.AT)

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