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Nr.7 - Trailer und Kritik zum Film

Kennen Sie Ihre Nachbarn? Diese Frage ist Ausgangspunkt für den heimischen Dokumentarfilm "Nr.7" von Michael Schindegger. Kurz vor seiner eigenen Hochzeit beschließt der Wiener Jungregisseur, die Nachbarn in seinem Mietshaus in der Leopoldstadt, in dem er seit dreißig Jahren wohnt, näher kennenzulernen - denn bisher kannte man sich nur vom Gang. Alle Spielzeiten auf einen Blick

90 Minuten lang wird dann vor allem eines: Angeläutet, nämlich an den Türen der anderen Hausparteien. Die sympathisch und persönlich gestaltete Zinshaus-Doku läuft ab 12. Oktober in den Kinos.

Schindegger entdeckt nicht nur ein Haus, sondern ein Stück verloren geglaubtes Stück Wiener Kulturgeschichte. Wobei der Regisseur selbst als Protagonist vor der Kamera agiert (und als Kameramann übrigens auch dahinter). Im Zentrum des filmischen Werks steht ein klassisches Wiener Wohnhaus, das um die Jahrhundertwende gebaut wurde: das Haus “Nr.7” an der Ecke zur Taborstraße, wobei nicht verraten wird, an welcher.

Wenn der Regisseur klingelt: “Nr. 7” bringt ein Mietshaus ins Kino

Dort hat Regisseur und Kameramann Michael Schindegger bisher sein Leben verbracht. Er teilt sich eine Mietwohnung im ersten Stock mit seinem Vater, seinem Bruder und seiner rumänischen Freundin Dana, die er demnächst heiraten wird. Doch bevor er auszieht, will er sich noch einmal in jenem Haus umsehen, in dem er aufgewachsen ist.

Ausgerüstet mit einer Kamera in der Hand geht er von Tür zu Tür und entdeckt eine verborgene Welt: Denn die vielsprachige, vorwiegend jüdische Hausgemeinschaft lebt nach ihren eigenen Traditionen und Bräuchen. Bald lernt Schindegger die Hausbesitzerfamilie, die auf mehreren Etagen wohnt und im Erdgeschoß eine koschere Fleischerei betreibt, näher kennen: Dort diskutieren an der Theke junge Männer mit Baseballkappen den Wert der Sabbatruhe, während Sandwiches über den Ladentisch gehen. Auch die Bedeutung vom jüdischen Chanukka oder dem Laubhüttenfest – wofür die Hausbewohner auf dem Dach extra einen Pavillon zimmern – bekommt der Wiener vermittelt.

Zwischendurch bleibt die Kamera immer wieder am Tisch stehen und Schindegger rückt ins Bild: Der Filmemacher zeigt sich unter anderem beim Kochen mit seinem Vater, beim Diskutieren mit seiner zukünftigen Frau und seinen rumänischen Schwiegereltern über die Hochzeitsgästeliste und beim Russischlernen mit einem Nachbarn. Offen bleibt für den Zuseher dabei immer, welche Perspektive als nächstes kommt, also ob der Regisseur nun wieder hinter der Kamera fungiert oder doch noch davor steht. Ein kleines Geheimnis bleibt der endgültige Auszug aus der Wohnung, der nur angedeutet wird.

Michael Schindegger hält sich in seinem Film streng an den Drehort: So wird das Umfeld des Hauses nicht gezeigt, die Außenfassaden stellen die Grenzen der Handlung dar. Dies inspiriert den Zuseher aber herauszufinden, wo genau sich die “Nr.7” in Wien befinden könnte. Und auch zum Nachdenken wird angeregt – also vor allem darüber, wie gut man seine Nachbarn kennt und welche Geschichten und Schicksale unmittelbar neben, über oder unter der eigenen Wohnung zu Hause sind.

(APA)

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