November bringt traurigen Jahrestag von Wien-Anschlag

Der damals 20-jährige Täter und Anhänger des Islamischen Staates wurde kurz darauf selbst von der Polizei erschossen. Der Terrorakt zog massive Kritik am Verfassungsschutz sowie ein restriktives Gesetzespaket der Regierung nach sich, das vor allem Muslime im Land traf.
Wien mit Anschlag konfrontiert
Für die Ermittler war es der flächenmäßig größte Tatort, den es jemals in Wien zu bearbeiten galt. Ausgesucht hatte sich der in Österreich geborene Mann mit Wurzeln in Nordmazedonien diesen ebenso wenig zufällig wie den Zeitpunkt: Am Vorabend eines neuerlichen Corona-Lockdowns war das Vergnügungsviertel nahe des Wiener Schwedenplatzes gut besucht. Von seiner sieben Kilometer weit entfernten Wohnung soll er sich, bewaffnet mit Sturmgewehr und Pistole, nach aktuellem Ermittlungsstand zu Fuß dorthin bewegt haben.
Nach wie vor als gesichert gilt laut Exekutive auch, dass es sich um einen Einzeltäter gehandelt hat - zumindest was den Anschlag selbst betrifft. Allerdings haben ihn gewisse Leute sehr wohl im Vorfeld unterstützt, betonte die Staatsanwalt Wien zuletzt bei einer Bilanz. Diese Unterstützung war "mentaler Natur, aber es wurden auch beim Thema Waffen Kontakte hergestellt". Sieben Beitragstäter sind derzeit in Untersuchungshaft, ihnen drohen lange Freiheitsstrafen.
Attentat nicht weit von Sitz der jüdischen Gemeinde Wien entfernt
Die Bilanz des Attentats, das auch in unmittelbarer Nähe zum Sitz der jüdischen Gemeinde Wiens in der Seitenstettengasse stattfand: Vier Menschen starben durch Schüsse, ein 21-jähriger Österreicher mit nordmazedonischen Wurzeln, eine 24-jährige Deutsche und ein 39-jähriger Österreicher mit chinesischen Wurzeln sofort, eine 44-jährige Österreicherin am nächsten Tag im Krankenhaus. Ein 28-jähriger Polizist wurde angeschossen und schwer verletzt. Insgesamt gab es mehr als 20 Verletzte.
Auf Anschlag in Wien folgten Vorwürfe
Mit schweren Vorwürfen war kurz nach dem Anschlag der Verfassungsschutz konfrontiert. So war der Täter bereits amtsbekannt, da er mit weiteren österreichischen Islamisten nach Syrien ausreisen wollte und ihm daher auch der Reisepass entzogen worden war. Eine kurz vor dem Anschlag erfolgte Warnung durch die slowakische Polizei blieb ohne Konsequenzen. Diese zog auch Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) nicht, obwohl vor allem die Oppositionsparteien seinen Rücktritt forderten.
Dennoch wurde wegen der Versäumnisse eine Untersuchungskommission eingerichtet, die diese auch bestätigte. Politische Handlungen richteten sich vorwiegend gegen heimische Muslime. Eine Moschee, in der der Attentäter aktiv gewesen war, wurde vorübergehend geschlossen. Als Teil eines "Anti-Terror-Pakets" der türkis-grünen Regierung wurde religiös motivierter Terror zu einem eigenen Straftatbestand, ein eigenes "Imame-Register" eingerichtet, islamische Einrichtungen wurden stärker zur Rechenschaft gezogen.
(APA/Red)