Außenminister Michael Spindelegger (V) erklärte vor Beginn der Sitzung am Montag, Österreich habe mit seinem Botschafter in Slowenien, Valentin Inzko, einen Kandidaten mit “absoluten Chancen”. Im Vorfeld der Ratstagung sei aber noch keine Entscheidung gefallen.
Inzko wäre nicht nur angesichts seiner Sprachkenntnisse für den “Übergang vom hohen Beauftragten hin zu einem EU-Beauftragten geeignet”. Österreich werde ihn natürlich voll unterstützen. Inzko war der erste Nachkriegsbotschafter Österreichs in Bosnien (1996-1999).
Neben Inzko gibt es dem Vernehmen nach auch zahlreiche andere Anwärter: Zuletzt hatte es geheißen, dass u.a. auch Sloweniens Ex-Außenminister Dmitrij Rupel, Italiens hoher NATO-Beauftragter in Afghanistan, Fernando Gentilini, der griechische Botschafter in den USA Alexandros Mallia, sowie der Brite Emyr Jones Parry dem letzten Bosnien-Sonderbeauftragten Miroslav Lajcak, der vor kurzem slowakischer Außenminister geworden ist, folgen wollen.
Gemäß der bosnischen Tageszeitung “Dnevni avaz” gelten der Brite Parry und Inzko als Favoriten für das Amt. Die bosnisch-serbische Regierung hatte sich vergangene Woche gegen die erneute Bestellung eines britischen Diplomaten ausgesprochen. Nach den “schlechten” Erfahrungen mit dem früheren internationalen Bosnien-Beauftragten Paddy Ashdown wäre ein neuer Brite auf diesem Posten eine Gefährdung der Stabilität Bosniens, hieß es in einer am Mittwoch in Banja Luka veröffentlichten Stellungnahme der Regierung der Republika Srpska.
Der internationale Bosnien-Beauftragte verfügt über weitgehende Befugnisse, die es ihm ermöglichen, Gesetze zu erlassen und auch Staatsfunktionäre, die gegen das Dayton-Friedensabkommen verstoßen, zu entlassen. Mit dem Dayton-Friedensabkommen wurde Bosnien-Herzegowina Ende 1995 als ein aus zwei Gebietseinheiten (Entitäten) bestehendes Staatsgebilde auf die Beine gestellt: Die Bosniakisch-Kroatische Föderation und die Republika Srpska