"Nicht aus Angst, sondern aus Verantwortung" – Vorarlberg ruft wegen MKS zur Achtsamkeit auf

Nach bestätigten Fällen der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Ungarn und der Slowakei hat das Land Vorarlberg eine Warnung herausgegeben. Obwohl derzeit keine Fälle in Österreich bekannt sind, bereitet sich das Bundesland auf einen möglichen Ernstfall vor und setzt auf breite Information statt Panikmache.
Ausbruch in Nachbarländern sorgt für erhöhte Alarmbereitschaft
Die betroffenen Betriebe in Ungarn und der Slowakei liegen nahe der österreichischen Grenze. Vorarlbergs Landesrat Christian Gantner betont: „Nicht nur Tierhalter, sondern jede und jeder Einzelne kann dazu beitragen, dass das Virus nicht eingeschleppt wird“, sagte er laut einer Mitteilung des Landes.
Österreich selbst ist bislang nicht betroffen. Dennoch sieht man sich durch die geografische Nähe und die hohe Ansteckungsgefahr der Seuche zu verstärkten Vorsichtsmaßnahmen gezwungen.
Was ist die Maul- und Klauenseuche?
Die Maul- und Klauenseuche ist eine anzeigepflichtige Viruserkrankung, die vor allem Paarhufer betrifft:
- Rinder
- Schweine
- Ziegen
- Schafe
- Wildtiere wie Hirsche und Wildschweine
Haustiere wie Hunde, Katzen und Pferde infizieren sich in der Regel nicht, können das Virus jedoch passiv weitertragen. Für Menschen ist das Virus weitgehend ungefährlich. Eine Übertragung durch Lebensmittel oder zwischen Menschen ist laut aktuellen Erkenntnissen ausgeschlossen.
Letzter Fall in Österreich im Jahr 1981
Während MKS weltweit, insbesondere in Afrika, Asien und Südamerika, regelmäßig auftritt, ist die EU seit Jahren weitgehend verschont geblieben. Zu den letzten größeren Ausbrüchen zählten:
- Großbritannien (2001–2002, 2007)
- Bulgarien (2011)
- Deutschland (Jänner 2025)
In Österreich wurde die Seuche zuletzt 1981 registriert. Die neuen Fälle in den Nachbarstaaten rücken die Gefahr jedoch wieder näher an die Landesgrenzen.
Übertragung und Krankheitsverlauf bei Tieren
Die Ansteckung erfolgt direkt über infizierte Tiere oder indirekt über kontaminierte Gegenstände. Besonders kritisch ist die Tatsache, dass das Virus:
- bereits vor dem Auftreten von Symptomen ausgeschieden wird
- in der Umwelt über Monate infektiös bleiben kann
- sich über die Luft über bis zu 60 Kilometer verbreiten kann
Typische Symptome bei infizierten Tieren sind:
- Fieber (bis zu 42°C)
- Blasenbildung an Maul, Klauen und Zitzen
- Lahmheiten und Appetitlosigkeit
- starker Rückgang der Milchleistung bei Kühen
Eine Behandlung existiert nicht. Besonders Jungtiere sind gefährdet, an der Krankheit zu sterben.
Vorarlberg bereitet sich auf möglichen Ernstfall vor
„Wir bereiten uns gezielt vor“, sagte Landesrat Gantner nach einer Abstimmung mit allen relevanten Systempartnern. Dabei wurden folgende Maßnahmen eingeleitet:
- Schulung des Fachpersonals
- Überprüfung der Einsatzbereitschaft
- Sicherstellung der Kommunikation mit Tierärzten, Landwirten und Behörden
- Enge Koordination mit dem Bundesministerium
Appell an Bevölkerung und Reisende
Besonders in Hinblick auf die bevorstehenden Osterferien ruft das Land zur erhöhten Achtsamkeit auf. Bürgerinnen und Bürger, die Reisen in die betroffenen Gebiete planen oder an Jagdausflügen teilnehmen, sollen besondere Vorsicht walten lassen.
Gantner abschließend: „Jetzt ist der Moment, mit Aufmerksamkeit und Umsicht mitzuwirken – nicht aus Angst, sondern aus Verantwortung.“
Zehn Verhaltensregeln gegen die Ausbreitung von MKS
- Keine fremden Ställe, Weiden oder landwirtschaftlichen Flächen betreten.
- Abstand zu Klauentieren wie Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen, Alpakas und Wild halten – besonders in Risikogebieten.
- Hunde an der Leine führen – Virus kann über das Fell übertragen werden.
- Auf nicht notwendige Reisen in die betroffenen Gebiete verzichten.
- Keine Fleisch- oder Milchprodukte aus betroffenen Ländern nach Österreich einführen.
- Keine Speisereste an Nutztiere verfüttern oder in der Natur entsorgen.
- Schuhe, Kleidung und Fahrzeuge vor/nach Tierkontakt reinigen und desinfizieren.
- Kein Jagdtourismus in betroffenen Gebieten.
- Informationen über Schutzmaßnahmen aktiv weitergeben und Behördenanweisungen befolgen.
- Arbeitgeber in Risikogebieten sollen zusätzliche Hygienemaßnahmen umsetzen.
(VOL.AT)