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Neues von Naked Lunch

Ihre Plattenfirma nennt sie "Österreichs beste Band seit Falco". Die Begeisterung ist nachvollziehbar, wenn man sich das neue Album "This Atom Heart of Ours" anhört. Erscheinungsdatum: 19. Jänner.

Ihre Plattenfirma nennt sie “Österreichs beste Band seit Falco”. Die Musiker von Naked Lunch dürften damit wenig Freude haben, wehren sie sich doch dagegen, schubladisiert und als Bestandteil einer Musik-Szene angesehen zu werden, die sich gerade mal von der Donau bis zum Wörthersee erstreckt. Die Begeisterung des Plattenlabels ist allerdings nachvollziehbar, wenn man sich „This Atom Heart of Ours“ (Louisville Records/Universal) anhört. Das neue Album von Naked Lunch erscheint am 19. Jänner.

„Es war dieses Mal eine weitgehend konfliktfreie Produktion“, hält Sänger und Gitarrist Oliver Welter im Interview mit der APA fest. Keine Streitereien, keine unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten, nachgerade Harmonie und Zuversicht hätten die Arbeit im Studio begleitet und somit geprägt.

Vor allem aber haben Naked Lunch etwas wiedergewonnen, was ihnen auf dem Vorgänger-Album „Songs for the Exhausted“ noch deutlich hörbar abgegangen war: Lebensfreude. „Ich weiß jetzt wieder, warum ich in der Früh aufstehe“, verrät Welter. Dazu zähle eben auch,„zusammen Musik zu machen. Aber mit und aus einer gewissen Leichtfüßigkeit heraus, dass man nicht mehr unbedingt den Glauben hat, Musik muss das Leben verändern. Man macht Musik anders, wenn man keine 25 mehr ist.“

Damals, vor rund zehn Jahren, hatten sich Naked Lunch berechtigte Hoffnung auf eine lukrative internationale Karriere machen dürfen. Mehrere Major-Labels interessierten sich gleichzeitig für die Kärntner Band, Showcases in New York sollten die Größen der Musikindustrie endgültig von deren Qualität überzeugen. Ausgerechnet „Superstardom“ nannten Naked Lunch die dann folgende Platte, die fürchterlich floppte. Am Ende standen die Musiker ohne Vertrag, ohne Management und ohne Ideen da. Private Schicksalschläge kamen hinzu, als auch noch ihr Studio abbrannte, schien die Band so gut wie am Ende.

„Songs for the Exhausted“ markierte diese Erfahrungen. Nun aber ziert ein Foto des Karnischen Höhenwegs das Cover des neues Albums, gleichermaßen Symbol dafür, dass es immer wieder aufwärts und weiter geht und sich die Musik von Naked Lunch heute in weit lichteren Höhen bewegt. „Wir haben uns viele Dinge gerichtet, nachdem wir den emotionalen Tiefpunkt erreicht hatten. Wir sind weiter gegangen, haben uns in unserem Arbeits- und Privatleben eingerichtet. Wir sind Arrangeure“, lässt Bassist und Soundtüftler Herwig „Fuzzman“ Zamernik im Interview wissen.

Die Atmosphäre der frühen Cowboy Junkies findet sich auf dem Album neben Stücken, die an eine flottere Arcade Fire-Nummer denken lassen oder an Thom Yorkes Solo-Album, würde der mehr auf die Hitparaden schielen. Musikalische Einflüsse stellt Oliver Welter jedoch klipp und klar in Abrede: „Musik von außen brauch ich nimmer!“

Dass er seinem Gesang diesmal einen höheren Stellenwert eingeräumt hat, lässt er demgegenüber gelten: „Es macht halt einen Unterschied, wenn es dir – so wie bei der letzten Platte – so schlecht geht, dass du kaum den Mund aufkriegst.“ Er habe sich dafür entschieden, mit seiner Stimme, die manchmal ein wenig nach dem jungen Robert Smith klingt, „einen wichtigen Part einzunehmen, um damit bewusst etwas nach außen zu tragen.“

Dass es sich dabei streckenweise um ganz großes Kino handelt, wenn Welter etwa mit der Nummer „My Country Girl“ eine Liebeserklärung an seine Lebensgefährtin richtet oder Textzeilen wie „I wanna live with you forever“ oder „My arms will hold you in the end“ mit hmynenhafter Inbrunst vorträgt, ist vollkommen beabsichtigt, wie der Sänger klar macht: „Der teutonische Zugang zum Pathos ist mir fremd. Im angloamerikanischen Bereich hat keiner damit ein Problem, wenn’s um Gefühle in der Popmusik geht. Das ist nur im deutschsprachigen Raum so, dass du darauf angesprochen wirst. Aber ich steh’ nun mal auf die großen Sätze, die man in den Himmel schreien kann.“

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