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Neues Buch erklärt das Phänomen Taylor Swift

"Kein Mensch hat solch einen Lauf" wie Taylor Swift
"Kein Mensch hat solch einen Lauf" wie Taylor Swift ©APA/GETTY IMAGES NORTH AMERICA
Taylor Swift veröffentlicht am 3. Oktober ihr neues Album "The Life Of A Showgirl". Da finden auch in heimischen Kinos offizielle Release-Partys statt. Längst ist die Sängerin ein popkulturelles Phänomen. Was macht sie so erfolgreich über viele Jahre? Rob Sheffield, Journalist beim "Rolling Stone", antwortet in seinem neuen Buch: "Taylor hat das Popgirl in den Mittelpunkt der Musik gestellt", kein bestimmtes Genre, keinen bestimmten Stil, keine bestimmte Modeerscheinung.

Der Verlag nennt "Heartbreak Is The National Anthem" (ab 1. Oktober im Handel) eine "musikalische Biografie der Pop-Ikone". Sheffield schrieb tatsächlich keine übliche Werdegang-Story, sondern analysiert - mal objektiv, mal aus persönlicher Sicht als männlicher Swiftie der ersten Stunden - die Musik und Karriere der Amerikanerin. Das Buch richtet sich nicht nur an Fans per se, sondern bringt Normalsterblichen, die bisher nicht wussten, welche Codes sich in welchen ihrer Songs verstecken, näher, "wie Taylor Swift die Popmusik neu erfand" (so auch der Untertitel).

"In den 2000ern, als sie anfing, war ein junges Mädchen, das seine eigenen Songs über seine Gefühle schrieb, selten. Jetzt ist genau das Pop", hält Sheffield fest. Anhand der einzelnen Alben zeigt er auf, wie sich Swift stets neu erfand, Risiken einging, aber ihre alten Fans trotz Veränderungen nie verlor. Auf "1989" (2014) überraschte sie etwa mit von den 1980ern inspirierter Electro-Disco. Das reduzierte, im Lockdown erschienene "Folklore" war das Werk, "das Leute beeindruckte, die sie nicht mochten (und sie danach wieder nicht mochten)", wie Sheffield launig feststellt. Auf diesem Album gibt es drei Songs, dieselbe Dreierbeziehung abbildend, jeweils aus anderer Perspektive - auch solche Details liefert der Experte.

Was es mit den Lead-Singles auf sich hat

Sheffield, der seine Analyse mit subjektiven Anmerkungen auflockert, beschränkt sich nicht auf eine Abfolge von Plattenkritiken. So erklärt er, was es mit den Lead-Singles zum jeweiligen Album auf sich hat, mit denen Swift die Leute gerne irritiert. Dazu dient ihm ein Vergleich mit Michael Jackson, der aus seinem Opus magnum "Thriller" zuerst das samtweiche "The Girl Is Mine" auskoppelte, um dann die Welt mit "Billie Jean" zu verblüffen. Auch einzelne Songs nimmt sich Sheffield vor, um ahnungslosen Popkonsumenten etwa zu verraten, dass es in "Marjorie", Swifts Ode an ihre Großmutter auf "Evermore" (2020), eine Verneigung vor Steve Reichs "Music For 18 Musicians" befindet.

"Heartbreak Is The National Anthem" ist allerdings keine trockene Studie, sondern bietet einen lockeren Stil, Fun-Facts und auch Gossip. Sheffield rollt im Kapitel "The Villain Era" ("es war erstaunlich, wie schnell sie in Ungnade fiel") den Streit zwischen Swift, Kanye West und Kim Kardashian auf. Auch diverse Liebeleien, die dann in Break-Up-Songs ihre Aufarbeitung finden, werden erwähnt. Aber beeindruckend sind letztendlich die beschriebenen Karriereschritte des Superstars, der entgegen aller Zurufe seine alten Alben im Streit mit dem alten Label neu aufnahm - und damit die größten Erfolge feierte.

Swift kontrolliert ihr Narrativ

Der Anti-Swift-Liga bringt Sheffield durchaus Verständnis entgegen. Zugleich schreibt er ihnen ins Stammbuch: "Sie war keine Marionette eines Producers, kein TRL-Bot, der choreografierte Routine abspulte, und das zu einer Zeit, als die Musikwelt große Mühe hatte, ein junges Popgirl als etwas anderes zu sehen." Taylor Swift kontrolliert ihr persönliches Narrativ und hält seit Jahren ein hohes Niveau. Sheffield anerkennend: "Kein Mensch hat solch einen Lauf (...). Es gibt keine vergleichbare Person im Musikgeschäft, nicht einmal unter den ganz Großen." Selbst wenn man keinen einzigen ihrer Songs kennt, wird man nach der Lektüre von dieser Aussage nahezu überzeugt sein.

(Von Wolfgang Hauptmann/APA)

(S E R V I C E - Rob Sheffield: "Heartbreak Is The National Anthem", aus dem Amerikanischen von Felix Grünspan und Ska Radczinski, Penguin Verlag, 224 Seiten, 19 Euro)

(APA)

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