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Neues AKH: Langsam in ruhiges Fahrwasser

Schon wenige Jahre nach seiner Besiedlung hatte das neue Wiener AKH einen hervorragenden Ruf - bei den Patienten.

„Ich kann mich sehr gut an Briefe erinnern, in denen Patienten betonten, nur ja nicht ins AKH kommen zu wollen. Heute gibt es Interventionen, ich möge mich einsetzen, dass man im AKH behandelt wird“, streute der damalige Wiener Gesundheitsstadtrat Sepp Rieder im Jahr 1999 der Spitzenklinik sprichwörtliche Rosen.

Doch während die Interventionierer schon früh wussten, wo es die besten medizinischen Leistungen in Österreich gibt, dauerte es rund ein Jahrzehnt, bis Österreichs Wissenschafts- und Gesundheitspolitik erkannte, welches „Powerhouse“ da für viel Geld geschaffen worden war. Im Jahr 2000 eskalierte der Streit zwischen Bund und Gemeinde Wien über die Finanzierung des neuen Wiener AKH. Der Bund stellte seine Zahlungen für den Klinischen Mehraufwand der Universitätskliniken von 117 Mio. Euro (8,50 Mio. Euro) ein. Da Wien eine Reduktion der Zuwendungen um neun Prozent beschloss, gab es einen unhaltbaren Zusand. Der Bund überwies damals plötzlich statt 1,4 Mrd. Schilling (101,7 Mio. Euro) nur 344 Mio. Schilling (25,0 Mio. Euro).

Auch nach einer Einigung im Jahr 2000 hielt der Streit an. Schließlich ließ im Jahr 2004 die Stadt Wien gar eine gerichtliche Pfändung des Bundes prüfen. Es ging um ein Budgetloch von 37 Mio. Euro, die Differenz zwischen der im Jahr 2000 vereinbarten Zahlung von 58 Mio. Euro und 21 Mio. Euro, die der Bund zu überweisen bereit war. Da aber nach den ersten Jahren Vollbetrieb – die technische Ausrüstung des neuen Wiener AKH war ja generell in einem in etwa gleichen Zeitfenster installiert worden – neuer Investitionsbedarf entstand, verschärfte sich die Lage immer mehr.

Trotz dieser Schwierigkeiten erhielt das neue Wiener AKH mit Beginn des Jahres 2002 eine neue Leitungsstruktur, eine Art „Halbfreiheit“ als relativ selbstständige „Teilunternehmung“ des Wiener Krankenanstaltenverbundes. „Der Erfolg des AKH wird an seinen Erfolgen in Lehre und Forschung gemessen werden. Es muss in der Forschung eine Institution von Weltgeltung bleiben. Wir haben spitzenmedizinische Leistungen für Wien, die benachbarten Bundesländer und Österreich bereitzustellen. Gleichzeitig müssen wir uns mit allen übrigen Einrichtungen des Gesundheitswesens noch mehr ’verzahnen’“, sagte Reinhard Krepler, seit 1989 ärztlicher Leiter des Spitals und ab 2001 auch Gesamtleiter der Teilunternehmung.

Erst im Juni 2005 einigten sich Stadt Wien und Bund endgültig auf einen Finanzierungsschlüssel für das neue Wiener AKH: Vereinbart wurde ein Volumen von 1,2 Mrd. Euro bis zum Jahr 2015. In dem Vertrag geregelt wurden die Fertigstellung des AKH, die Finanzierung der laufenden Investitionen in einer Relation von 60 zu 40 zwischen Stadt und Bund sowie die Übernahme der Mehrkosten für Forschung und Lehre. Der Bund bringt davon 780 Mio. Euro auf, Wien übernahm 435 Mio. Euro. Erst mit diesem Vertragsabschluss wurden auch neue Investitionen, wie zum Beispiel modernste High-Tech-Großgeräte (Magnetresonanz etc.) möglich.

Ein Großprojekt steht allerdings noch aus: Die Etablierung einer gemeinsamen Betriebsführungsgesellschaft zwischen Bund und Stadt Wien für das neue Wiener AKH. An sich sollte das schon im Jahr 2004 realisiert werden, doch da kam der Politik offenbar die Verselbstständigung der Medizin-Universitäten etc. dazwischen. Die gemeinsame Betriebsführungsgesellschaft ist aber der Schlüssel für eine möglichst reibungslose Führung des AKH. Und dann kommen noch Projekte wie eventuell eine Privatklinik auf dem Boden des AKH, die längst fällige Errichtung des Centrums für Molekulare Medizin etc. etc.. Das AKH hatte schon bisher eine Jahrhunderte dauernde stürmische Geschichte, dabei wird es wohl auch in Zukunft bleiben.

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