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Neuer Ring an der Wiener Staatsoper

Mit dem "neuen Ring" unter Sven-Eric Bechtolf (Regie) und Franz Welser-Möst (Dirigent) bringt die Wiener Staatsoper ihre sechste Gesamt-Inszenierung von Richard Wagners Mammutwerk auf die Bühne.

Bereits ein Jahr nach der ersten kompletten Aufführung der Tetralogie in Bayreuth startete das Haus am Ring 1877 mit der “Walküre” unter Direktor Franz Jauner die erste “Ring des Nibelungen”-Inszenierung, die 1879 mit der “Götterdämmerung” zu Ende geschmiedet war. Die erste Gesamtaufführung der Tetralogie ging laut Angaben der Staatsoper zwischen 26. und 30. Mai 1879 über die Bühne.

Am Pult stand damals Hans Richter. Diese erste Inszenierung blieb – 1896/97 optisch erneuert – fast drei Jahrzehnte im Repertoire. Unter dem stilbildenden Staatsopern-Direktor Gustav Mahler, der ab 1897 das Haus leitete, war der “Ring” 1898 erstmals ohne Streichungen zu erleben, die in der ersten Inszenierung relativ freihändig vorgenommen worden waren. Eine Neuinszenierung brachte der wegen seiner Reformen umstrittenen Mahler jedoch nicht zustande: Nach dem “Rheingold” (1905 erstmals ohne Pause im Haus am Ring) und der “Walküre”, die dank des Bühnenbilders Alfred Roller neue Wege in der Ausstattung beschritten, legte Mahler sein Amt als Hofoperndirektor wegen mangelnder Unterstützung nieder.

Seine Neuinszenierung wurde von seinem Nachfolger Felix von Weingartner fortgesetzt, jedoch nicht im Sinne Mahlers: Wieder wurden Szenen gestrichen, die Bühnenbilder gemalt und nicht wie von Roller vorgesehen plastisch gestaltet. 1910 war dieser gemischte “Ring” fertig und hielt sich bis 1930/31 im Repertoire.

Bereits 1928 gab es ein neues “Rheingold”, und der damit eingeläutete nächste “Ring” wurde unter Direktor Clemens Krauss wieder von Roller gestaltet und von Lothar Wallerstein inszeniert. Diese dritte Inszenierung wurde 1931 vollendet und bis 1944 gezeigt und stellte laut Staatsoper die Tragödie der Leidenschaften in den Mittelpunkt. Eine Aufführung der “Götterdämmerung” am 30. Juni 1944 unter Hans Knappertsbusch war laut der “Neue Ring”-Homepage der Staatsoper auch die letzte Opernvorstellung, die im alten Haus am Ring erklungen ist. Kriegsbedingt wurde kurze Zeit später der Vorstellungsbetrieb eingestellt, am 12. März 1945 ging die Staatsoper nach einem Bombentreffer in Flammen auf.

Da das Ausweichquartier, das Theater an der Wien, für den “Ring” zu eng war, kam es erst 1956 in der wieder errichteten Staatsoper zur nächsten Gesamtaufführung – und die folgende Neuinszenierung war höchst prominent: Herbert von Karajan startete 1957 mit der “Walküre” seine Deutung, bei der er am Dirigentenpult stand und Regie führte und die er 1960 abschloss. War auch die Inszenierung und die Ausstattung von Emil Preetorius nicht einhellig gelobt, so stießen Karajans musikalische Deutung und das Ensemble um Hans Hotter als Wotan und Birgit Nilsson als Brünnhilde auf Begeisterung. Die Inszenierung wurde bis 1977 gezeigt.

Danach gab es Querelen: Harry Kupfers Ansatz für eine Neuinszenierung wurde von Direktor Egon Seefehlner abgelehnt. Der für Kupfer einspringende Regisseur Filippo Sanjust konnte mit seinem romantischen Ansatz nicht punkten, Seefehlners Nachfolger Lorin Maazel brach die Inszenierung nach dem “Rheingold” und der “Walküre” ab. Nach Maazels Demissionierung nahm der zurückgekehrte Seefehlner die “Walküre” und “Götterdämmerung” aus dem Karajan-Ring wieder ins Repertoire.

Die bisher letzte Neuinszenierung wurde von Eberhard Waechter initiiert und unter Ioan Holender vollendet: Nach dem plötzlichen Tod Waechters brachte Holender die Inszenierung von Adolf Dresen (begonnen mit dem “Rheingold” 1992, abgeschlossen mit dem “Siegfried” 1993) auf die Bühne. Diese Inszenierung war bis 2006 zu sehen und wird nun vom “neuen Ring”, der zweiten Inszenierung unter Holender, abgelöst.
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