Lesungen und Gespräche, Moderation: Marie-Rose Rodewald-Cerha
In Kooperation mit literatur:vorarlberg
Sarah Kuratle: Chimäre - wer willst du sein, oder werden, und wie
Eine Inselgemeinschaft aus Lehrern und Schülern kämpft um den Erhalt der Artenvielfalt. In hängenden Gärten und lebendigen Zeichnungen versuchen sie, das Leben zu retten und selbst nicht unterzugehen. Zu ihnen gehört Alice, die sich auf der Insel als Alois ausgibt. Eines Tages verlässt sie die Insel und zieht durch die menschenleere Weite auf dem Festland. Nach Jahren der Unterdrückung will sie wahrnehmen, wo sie selbst anfängt und aufhört, was sie begehrt und wen sie lieben kann. Gregor indes, der Freund und Vertraute, bleibt auf der Insel. Harte Erfahrungen fordern ihren Tribut, er trägt ein Trauma mit sich, das er zeichnend zu bannen versucht. Eine Fremde, die in den Gärten auftaucht, findet langsam Zugang zu ihm. Während Alice durch trockengelegte Auen und versehrte Wälder irrt, gerät Gregors Welt ins Wanken.
Chimäre erzählt mit großer poetischer Kraft von den drängenden Themen unserer Zeit, von der Verflochtenheit allen Lebens und Sterbens. Das berührt bis ins Innerste und hallt lange nach.
Sarah Kuratle, geboren 1989 in Bad Ischl, aufgewachsen dies- und jenseits der Schweizer-österreichischen Grenze. Sie studierte Germanistik und Philosophie. Ihre Lyrik und Prosa wurden vielfach ausgezeichnet. Mit ihrem Romandebüt Greta und Jannis. Vor acht oder in einhundert Jahren (2021) stand sie auf der Shortlist für den Literaturpreis Text & Sprache 2022. Für ihren aktuellen Roman Chimäre erhielt sie den Kreationsbeitrag von Pro Helvetia.
Interview: https://www.omvs.at/sarah-kuratle-im-gespraech-im-besten-fall-ist-literatur-vielschichtig-und-mehrdeutig/
Ingrid Kloser: Aus Stille geformt. Piper 2025
Schon als Kind schuf Akiko erste Tonfiguren auf dem Boden sitzend im Atelier ihres Onkels. Gegen den Willen ihres Vaters, aber ermutigt von ihrer Mutter verlässt sie Japan und lernt in Deutschland das Töpferhandwerk. Als sie ein Praktikum beim Töpfermeister Friedrich im Bregenzerwald antritt, scheint es ein Glücksfall zu sein – bis Akiko Hinweise auf dessen frühere Reisen nach Japan findet und ihm Fragen stellt. Ein wunderschöner und poetischer Roman über das Töpfern, das Finden der eigenen Form und des eigenen Weges und nicht zuletzt eine berührende Vater-Tochter-Geschichte.
„Wenn er so stand und lauschte, konnte er völlig aus der Welt verschwinden.“ Ingrid Kloser
Ingrid Kloser, geboren 1962 in Hard. Lebt in Wien. Nach dem Studium war sie zunächst in der Wirtschaft und als Dozentin an Hochschulen tätig. Seit 2014 widmet sich die Autorin ausschließlich dem Schreiben. Zuletzt erschienen: Jakob geht heim (2022). Für Aus Stille geformt beschäftigte sie sich intensiv mit verschiedenen Töpfereitraditionen und lernte Japanisch.
Ingrid Kloser · Foto © Nancy Horowitz