Neue Rolltreppen für den Bahnhof Bregenz

Er gilt als einer der hässlichsten Bahnhöfe Österreichs und sorgt bei Reisenden immer wieder für Unmut: Der Bahnhof Bregenz ist dringend sanierungsbedürftig und steht bei den ÖBB seit Jahren zum Neubau an. Dass bisher keine Bagger auffuhren, liegt an der Bregenzer Stadtpolitik. Am Donnerstag kündigten die ÖBB an, nun zwei Millionen Euro in neue Rolltreppen investieren zu müssen - nicht zu wollen, denn eigentlich hätte ein neuer Bahnhof längst in Betrieb sein sollen.
Neubau verzögert sich
Nach zehnjähriger Planung hatten ÖBB, Land Vorarlberg und die damals schwarz-grün regierte Stadt Bregenz Anfang 2020 eine Vereinbarung unterzeichnet, der 80 Millionen Euro teure Neubau des 1990 eröffneten Bahnhofs sollte 2021 beginnen. Aber mit dem Bürgermeisterwechsel auf Michael Ritsch (SPÖ) im Herbst 2020 wurden, seinem Wahlversprechen entsprechend, die Pläne für den Bahnhof über den Haufen geworfen, ebenso der gesamte Masterplan "Bregenz Mitte". Die neue Stadtführung wollte mehr als nur eine Sanierung am alten Standort und eine Unterflurvariante bzw. Verlegung der dort verlaufenden Landesstraße prüfen lassen.
Neue Studien wurden erstellt, Varianten geprüft. Ziel sei es, nun schnell in die Gänge zu kommen, so Bürgermeister Ritsch im Juli 2021. 2025/26 sollte der Neubau nach weiter geltenden Finanzierungszusagen von Land und ÖBB stehen. Mit neuen Plänen im Gepäck erklärte Ritsch im Mai 2023, die Stadt habe nun alles Nötige getan, er verlangte von der Vorarlberger Landesregierung Tempo bei der Entscheidung - angesichts des maroden Zustands des Bahnhofs inklusive undichten Dachs. Ein Kübel, der eindringendes Wasser auffängt, erlangte zwischenzeitlich Berühmtheit in den sozialen Medien und gilt als Sehenswürdigkeit.
Marode Zustände
Reisende beschweren sich immer wieder über marode Zustände, gesperrte WC-Anlagen und Rolltreppen. Mit der Perspektive des Neubaus investierten die ÖBB in den bestehenden über Wartung und Erhaltung hinaus nicht mehr. Es sei nicht zu akzeptieren, dass der Bahnhof dem Verfall preisgegeben werde, beschwerte sich Bürgermeister Ritsch daher im Mai 2023. Im April 2024 unterzeichneten die Partner eine neue Absichtserklärung zum Neubau. Einen Termin für den Baustart des mit 100 Millionen Euro veranschlagten Projekts gibt es bisher nicht, Vorbereitungen laufen aber.
Komplexer Rolltreppenumbau
Auch im heurigen Sommer beklagten sich damit wieder Festspielgäste und Einheimische über die Zustände, nicht nur in Leserbriefen. Am Donnerstag teilten die ÖBB mit, wegen der Verzögerung des Neubaus investiere man nun noch einmal in neue Rolltreppen. Man ziehe den Umbau trotz anderer anstehender Rolltreppenerneuerungen in Österreich vor, er habe höchste Priorität, hieß es. Für den komplexen, dreiphasigen Umbau muss das Dach geöffnet werden, jede Rolltreppe sei eine Spezialanfertigung. Ab Frühjahr 2025 sollen sie zur Verfügung stehen. Zusätzliches Personal, eine Ombudsstelle und ein neues Wegeleitsystem werden Reisenden während des Umbaus helfen. Zum barrierefreien Zugang stünden die Lifte in der Hypo-Unterführung zur Verfügung. Weil diese wiederholt ausfielen, sollen sie auf den neuesten Stand gebracht werden. Man investiere rund zwei Millionen Euro, hieß es auf APA-Nachfrage bei den ÖBB.
Aus Sicht der ÖBB und der Nutzer sei zu hoffen, dass alle Projektpartner zu ihren Entscheidungen stünden und die Modernisierung des Bahnhofs zügig umgesetzt werden könne, "damit nicht noch mehr ungeplante Investitionen anfallen. Schließlich geht es bei all diesen Mitteln um Steuergeld", hielten die ÖBB in ihrer Aussendung fest. Der Kübel dürfte Reisenden dabei weiter ein vertrauter Anblick bleiben, denn zusätzliche Maßnahmen sind laut dem Unternehmen nicht geplant.
(APA)