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Neue Nachtzüge von ÖBB und Siemens präsentiert

Am Dienstag wurden die neuen Nightjets präsentiert.
Am Dienstag wurden die neuen Nightjets präsentiert. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Am heutigen Dienstag wurden die neuen Nachtzüge der ÖBB und Siemens präsentiert. Diese sollen ab Ende 2022 auf den Schienen unterwegs sein.

Trotz der Beschränkungen im Reiseverkehr infolge der Coronapandemie präsentieren die ÖBB, Siemens Mobility und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) heute im Siemens-Werk in Wien-Simmering die neuen Nachtzüge. Ab Ende 2022 sollen die Nightjets der nächsten Generation rollen, zunächst auf Verbindungen zwischen Österreich, Deutschland und Italien. Die ersten 13 Garnituren wurden aus einer Rahmenvereinbarung mit Siemens von den ÖBB abgerufen, weitere 20 sollen folgen.

Neue Nightjet-Züge werden leiser fahren

Das Reisen mit Nachtzügen hat vor der Corona-Pandemie aus vielen Gründen ein Revival erlebt. Die ÖBB und andere europäische Partner-Eisenbahnen gehen davon aus, dass diese Renaissance danach weitergeht. Sie haben erst kürzlich neue Verbindungen angekündigt. Um diese zu bewerkstelligen, braucht es aber auch neue Züge - und nun haben die ÖBB mit Siemens ihre neuen Nachtzuggarnituren aus Wien-Simmering präsentiert - weiter in nachtblau, aber künftig auch mit Sternderl-Design.

19 sogenannte ÖBB-Nightjet-Linien gibt es derzeit, bis 2024 sollen es 26 werden. Dafür kommen jetzt schrittweise 13 neue Nightjets mit je sieben Waggons dazu, von denen heute erstmals das Außendesign gezeigt wurde. Neu verhandelt wird über den Kauf von 20 weiteren reinen Nachtzügen mit je sieben Waggons aus dieser neuen Baureihe. 500 Mio. Euro stehen dafür bereit. Insgesamt gibt es einen Rahmenvertrag über 70 Züge (nicht nur Nachtzüge), sagte ein Siemens-Österreich-Sprecher bei der Zugpräsentation am Dienstag zur APA.

"Bei der Produktion von Zügen - noch dazu mit so schönen Sternen drauf - da geht mir das Herz auf. Vor allem auch, weil die Wertschöpfung in Österreich geschieht", sagte ÖBB-Chef Andreas Matthä vor coronabedingt nur wenigen geladenen Gästen, die alle negativ aufs Virus getestet waren und FFP2-Masken trugen.

Matthä zu Nightjets: "Der Erfolg gibt uns Recht"

Seit man die ehemaligen Nachtzüge der Deutschen Bahn (DB) übernommen habe, wisse man auch, dass auch neues Zugmaterial beschafft werden müsse, sagte Matthä. "Die Marke Nightjet gibt es nun seit vier Jahren. Der Erfolg gibt uns Recht. Etwas Glück gehört natürlich auch dazu." In Kooperation mit der DB, den Schweizer Bahnen (SBB) und der französischen Staatsbahn (SNCF) sollen nun bis 2024 insgesamt 26 Nachtzugverbindungen entstehen - und die ÖBB führen die Marke und beschaffen die Fahrzeuge.

Mit den neuen Zügen soll es hochmodern und doch auch mit österreichischer Gastfreundschaft quer durch Europa gehen, so Matthä. Was heute noch fehlte, war allerdings das neue Interieur, das erst präsentiert wird. Glaubt man den Verantwortlichen, so soll es praktisch alle Stückerln spielen - WLAN wird obligatorisch, vor allem wird auch das barrierefreie Reisen über Nacht möglich.

So werden die neuen Züge ausgestattet sein

Die Nightjets der neuen Generation, die sich ab Ende 2022 die Nächte um die Ohren brausen sollen, bestehen aus zwei Sitzwagen, drei Liegewagen und zwei Schlafwagen. Bei der Gestaltung verbindet sich modernes Design mit Komfort. Im neuen Liegewagenkonzept bieten zusätzliche Minisuiten für Alleinreisende mehr Privatsphäre als bisher. Im Schlafwagen soll das Reisen noch bequemer werden, denn zukünftig verfügen die Standard- und Deluxe-Abteile über eine eigene Toilette sowie eine Duschmöglichkeit. Die bisher gewohnten Abteile wird es im neuen Design weiterhin geben.

"Bei diesem Produkt ist zweifelsfrei der Bedarf gegeben - und wir können in Österreich bauen", sagte der Generaldirektor der Siemens Österreich AG, Wolfgang Hesoun, im Gespräch mit der APA. "Die ÖBB sind ein ganz wichtiger Kunde. Solche Aufträge helfen, die Qualität, die Österreich als Produktionsstandort auszeichnet, auch mit Themen unterlegen zu können."

Gewessler: Österreich soll Vorreiterrolle in Europa einnehmen

500 Mio. Euro werden in den nächsten Jahren in Nachtzüge investiert, kündigte Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) an. ÖBB und Bund sind sich darüber einig, mit Siemens wird verhandelt. "Ich habe einen Kugelschreiber eingesteckt", bot sich Siemens-Mobility-CEO Michael Peter noch bei der Präsentation mit einem Augenzwinkern an. Solch einen Auftrag will man sich offensichtlich nicht entgehen lassen.

Gewessler will mit der Investition in neues Nachtzugmaterial dafür sorgen, dass Österreich bei diesem Thema seine Vorreiterrolle in Europa behält. Wien hat die meisten Nachtzugverbindungen Europas - zumindest wenn der Verkehr wieder rollt, derzeit fahren nämlich keine internationalen Nachtzüge. Vor allem sollten Zugfahrten künftig Kurzstrecken- und Ultrakurzstreckenflüge ersetzen, fordert die grüne Politikerin. Sie wird nicht müde zu betonen, dass der Verkehr das Sorgenkind in Österreichs Klimabilanz ist. "Der öffentliche Verkehr muss die bequemste und einfachste Möglichkeit sein, mobil zu sein."

Der aktuelle Auftrag hilft, das 1.200 köpfige Siemens-Team in Wien-Simmering auszulasten, neue Arbeitskräfte braucht es dafür nicht. Noch heuer werden aber 35 Lehrlinge aufgenommen. 20 weitere sucht Siemens in Graz. Das dortige Werk ist auch beim Nightjet-Bau für den Schlüsselkunden ÖBB involviert.

Internationale ÖBB-Nightjet-Verkehr aktuell ausgesetzt

Der internationale ÖBB-Nightjet-Verkehr ist derzeit aufgrund der coronabedingten Reisebeschränkungen ausgesetzt, lediglich ein Zug fährt zwischen Wien und Bregenz. Trotzdem ist der Siemens-Manager optimistisch für die Zukunft der Nachtzüge: Es gebe eine "Renaissance" der Städteverbindungen, und der Nightjet mit seinen kleinen "Wohlfühloasen" treffe den Nerv der Zeit.

(APA/Red)

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