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Neue Hoffnung: Biontech-Impfung könnte vor Corona-Infektion schützen

Die Ergebnisse der Studie sind leider nicht so eindeutig, wie die nackten Zahlen zunächst vermuten lassen.
Die Ergebnisse der Studie sind leider nicht so eindeutig, wie die nackten Zahlen zunächst vermuten lassen. ©APA/DPA/FRISO GENTSCH
Kann die Corona-Impfung die Pandemie eindämmen, indem sie Infektionen verhindert? Zum Impfstoff von Biontech/Pfizer ist nun ein unveröffentlichtes Manuskript in Umlauf, das das nahelegt.

Der Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer könnte einer unveröffentlichten Publikation zufolge auch vor einer Infektion mit dem Erreger schützen.

Der Wirkstoff sei "hocheffektiv" bei der Verhinderung von Infektionen mit SARS-CoV-2, heißt es nun in einem Manuskript zu einer Studie der beiden Hersteller zusammen mit dem israelischen Gesundheitsministerium. Bisher gab es nur Erkenntnisse, inwiefern das Mittel vor Erkrankungen schützt.

Studienergebnisse schwierig zu beurteilen

Allerdings schreiben die Studienautoren auch, dass ihre Herangehensweise dazu führen könnte, dass der Effekt der Impfung auf Infektionen überschätzt wird. Die Studienergebnisse sind schwierig zu beurteilen.

Das Manuskript wurde israelischen Journalisten des Internetportals "ynet" zugespielt und ist nicht offiziell veröffentlicht, weder auf einem Preprint-Server noch in einem von Fachexperten begutachteten Fachjournal. Biontech wollte das Dokument auf Anfrage am Sonntag nicht kommentieren. Das SManuskript basiert auf israelischen Gesundheitsdaten von Geimpften und Ungeimpften.

Studie nicht offiziell veröffentlicht

Bisher war unklar, inwieweit der Impfstoff von Biontech/Pfizer Ansteckungen mit dem Coronavirus verhindert. Denn die ersten Ergebnisse einer großen klinischen Untersuchung mit mehr als 40.000 Probanden bezogen sich nicht auf Infektionen, sondern auf Erkrankungen.

Dieser frühen Studie zufolge hat der Biontech-Impfstoff bezogen auf Erkrankungen eine Wirksamkeit von 95 Prozent. Das bedeutet, dass unter den Probanden einer geimpften Gruppe 95 Prozent weniger Erkrankungen auftraten als unter denen einer Kontrollgruppe. Um die Pandemie schnellstmöglich in den Griff zu bekommen, sollen aber nicht nur Erkrankungen verhindert, sondern auch Infektionsketten unterbrochen werden.

Manuskript mit Tücken: Bremst Biontech-Impfstoff das Virus aus?

Die wichtigsten Antworten zum unveröffentlichten Manuskript:

Ist nicht längst bekannt, wie gut die Impfstoffe wirken?

Ja und nein. Tatsächlich gibt es für die drei in der EU zugelassenen Impfstoffe belastbare Daten, wie gut sie vor einer Corona-Erkrankung schützen. Der Wirkstoff von Biontech/Pfizer kommt dabei auf Wirksamkeitswerte von mehr als 90 Prozent. Allerdings war bisher unklar, ob die Impfstoffe nur dafür sorgen, dass die Krankheit nicht ausbricht, oder auch vor der Infektion als solcher schützen. Das ist ein wichtiger Unterschied, denn um die Pandemie schnellstmöglich einzudämmen, sollten sich so wenig Menschen wie möglich infizieren.

Was für ein Manuskript kursiert da im Moment?

Es handelt sich um eine bisher unveröffentlichte Publikation von Biontech und Pfizer zusammen mit dem israelischen Gesundheitsministerium. Darin wurde anhand israelischer Gesundheitsdaten von Geimpften und Ungeimpften unter anderem untersucht, wie gut der Wirkstoff vor Erkrankungen schützt, aber auch vor Infektionen. Wichtig zu wissen dabei: Das Manuskript ist weder von den Unternehmen veröffentlicht noch in einem von Experten begutachteten Fachjournal erschienen. Es wurde israelischen Journalisten des Internetportals "ynet" zugespielt. Weder Biontech noch das israelische Gesundheitsministerium wollten sich dazu äußern.

Was steht drin im Manuskript?

Der Wirkstoff sei "hocheffektiv" bei der Verhinderung von Infektionen mit SARS-CoV-2, schreiben die Autoren. Sie hatten die Daten von Zehntausenden positiven Coronatests in Israel zur Verfügung und haben geschaut, wie viele der Infizierten geimpft oder eben nicht geimpft waren. Das Ergebnis: Der Anteil der Menschen mit vollem Impfschutz, der in einem bestimmten Zeitraum positiv auf Corona getestet wurde, war wesentlich niedriger als der Anteil bei den Nichtgeimpften. Die Studienautoren schreiben in Bezug auf diesen Schutz von einer "Effektivität" von 89,4 Prozent.

Warum ist diese Zahl mit Vorsicht zu genießen?

Die Ergebnisse der Studie sind nicht so eindeutig, wie die nackte Zahl zunächst vermuten lässt. So geben die Autoren selbst zu bedenken, ihre Herangehensweise könnte dazu geführt haben, dass der Effekt der Impfung auf Infektionen überschätzt wird. Denn in Israel werden Ungeimpfte häufiger getestet als Geimpfte. Allein aus diesem Grund könnte es also schon mehr positive Tests in der Gruppe der Ungeimpften gegeben haben. Das israelische Nachrichtenportal "ynet" schreibt zudem: "Im Gesundheitsministerium wurde klargestellt, dass die Daten zur Wirksamkeit gegen Infektionen im Vergleich zu den anderen Daten am wenigsten gewiss seien."

Welche Bedeutung hätte es, wenn die Ansteckungsgefahr für Geimpfte wesentlich geringer wäre?

Die Hoffnung ist, dass sich Geimpfte nur noch selten mit SARS-CoV-2 anstecken und dadurch den Erreger auch nicht weitergeben. Das würde enorm helfen, um die Infektionslage in den Griff zu bekommen.

Wann könnte es mehr Klarheit geben?

Noch haben sich Pfizer und Biontech nicht zu der durchgesickerten Manuskript-Fassung geäußert. Es war erwartet worden, dass die beiden Unternehmen das Papier in den kommenden Tagen veröffentlichen. Israels Corona-Beauftragter Nachman Asch sagte dem Armeesender am Sonntag, es sei noch unklar, inwieweit die Corona-Impfung auch eine Ansteckung anderer verhindere. Er hoffe, dass man in den kommenden Wochen mehr darüber herausfinden werde. Auch andere Impfstoffhersteller haben Studien zu diesem Thema laufen.

Welche Ergebnisse stehen noch in dem Studien-Manuskript?

Die Untersuchung bestätigt noch einmal, dass der Impfstoff sehr wirksam Erkrankungen und auch Covid-Todesfälle verhindert. Zudem zeigte die Studie, dass der Impfstoff auch bei der ansteckenderen Variante B.1.1.7 wirkt, die erstmals in Großbritannien nachgewiesen wurde. Denn zum Zeitpunkt der Untersuchung waren bereits vier von fünf positiven Tests auf die Variante zurückzuführen.

(APA/Red)

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