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Neuartiges Aids-Medikament

Das neue Aids-Medikament Maraviroc hat in den USA schon die Zulassung der Behörden (FDA) erhalten.

Maraviroc („Selzentry“) des US-Pharmakonzerns Pfizer ist das erste Mittel, welches das HI-Virus davon abhalten soll, in gesunde Zellen einzudringen. Ältere Präparate greifen stattdessen vor allem in den Vermehrungszyklus der Aids-Erreger ein.

Pfizer hatte die Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Aids 1996 gestartet. Dabei wurden zunächst Hunderttausende verschiedene Substanzen mit Hoch-Durchsatz-Techniken auf eine mögliche Wirksamkeit gegen HIV getestet. Bei dieser „Schleppnetz-Fischerei“ blieb ein Stoff hängen, der anders als die bis dahin bekannten antiretroviralen Medikamente wirkte. Aus dem Grundmolekül wurden dann verbesserte Varianten gebaut – daraus wurde „Maraviroc“, das 1.000 Mal stärker ist als die ursprünglich getestete Substanz.

Entscheidend aber ist, dass es sich dabei um ein gänzlich neues Prinzip gegen HIV handelt. Die Aids-Viren „entern“ im Blut der Infizierten die CD4-positiven T-Lymphozyten und bringen diese dazu Millionen neue Viren zu produzieren. Dazu müssen sie an die weißen Blutkörperchen am CD4-Molekül an deren Oberfläche sowie an einem der beiden Co-Rezeptoren (CCR5 oder CXCR4) andocken.

Zum überwiegenden Teil erfolgt das über CCR5, im fortgeschrittenen Stadium einer HIV-Infektion können aber bei 20 Prozent der Betroffenen Aids-Virus-Varianten entstehen, die statt diesem Co-Rezeptor CXCR4 bevorzugen. Daher ist das neue Medikament auch kein „Wundermittel“ und dürfte am besten am Beginn einer HIV-Infektion wirken.

Das Arzneimittel ist auch für HIV-Patienten geeignet, die gegen Aids-Medikamente anderer Substanzklassen (Reverse Transkriptase-Hemmer, Protease-Hemmer etc.) resistent geworden sind. Zu beachten sind allerdings auch Vorsichtsmaßnahmen bezüglich des möglichen Auftretens von Leberschäden.

In Studien von Pfizer drückte Maraviroc bei 45 Prozent der Probanden unter die Schwelle der Messbarkeit. Das galt aber auch für 23 Prozent jener Probanden, die nur ein Placebo nahmen. Alle Studienteilnehmer bekamen das Arzneimittel bzw. das Scheinmedikament im Rahmen einer Kombinationstherapie. In der EU wird die Zulassung der Substanz für die kommenden Monate erwartet.

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