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Neben Gastherme Moped zerlegt - Explosion

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Wegen fahrlässiger Herbeiführung einer Feuersbrunst ist am Dienstag ein 54-jähriger Mann im Wiener Straflandesgericht rechtskräftig zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt worden.

Er hatte am 17. April 2006 „durch totales Fehlverhalten“ (Richterin Sonja Höpler-Salat) eine Explosion in einer Wohnung in der Rosensteingasse in Hernals verursacht. Seine 53 Jahre alte Ex-Frau und die 20-jährige Tochter kamen bei dem Unglück ins Leben.

Der Mann hatte auf einem Flohmarkt für einen seiner Enkel ein Moped gekauft. Er befüllte es mit mehreren Litern Benzin und ließ den Buben zunächst am Gehsteig eine Probefahrt machen. Anschließend stellte er es im Wohn- und Schlafraum seiner Ex-Frau ab. Dort wollte er das Zweirad am Ostermontag gemeinsam mit seinem Schwiegersohn zerlegen, um es leichter transportieren zu können.

Dass Benzin aus dem lecken Tank tropfte und sich in der 50 Quadratmeter großen Wohnung ein entsprechender Geruch breitmachte, bemerkte der 54-Jährige. Es irritierte ihn nicht besonders. Auch dass seine Tochter, die kurz zuvor bei der Mutter eingezogen war, die Gastherme aufgedreht hatte, gab dem gelernten Spengler nicht zu denken. In aller Ruhe hantierten er und sein Schwiegersohn einen Meter neben dem Gaskonvektor am Moped, als es plötzlich krachte: Das Benzin-Luft-Gemisch hatte sich an der Flamme entzündet, die Explosion erschütterte die Nachbarschaft, die Wohnung stand in wenigen Augenblicken im Vollbrand.

Während dem Mann mit dem zweijährigen Kind seiner Tochter am Arm noch die Flucht gelang, waren die Ex-Frau, die Tochter und der Schwiegersohn in den Flammen gefangen. Dieser riss in Panik die Fenster der im zweiten Stock gelegenen Wohnung auf, was das Feuer weiter anfachte.

Passanten, die gerade zu einem Osterspaziergang aufbrechen wollten, mussten auf der Straße grauenvolle Szenen mitansehen. Zunächst sprang der Schwiegersohn aus dem Fenster. Die Frauen trauten sich nicht, standen als „brennende Fackeln“ auf dem Fensterbrett. Die taubstumme Tochter stürzte sich schließlich kopfüber in die Tiefe, wobei die Passanten versuchten, mit einem umgestürzten Müllcontainer den Sturz zu mildern. Die Mutter brannte praktisch lichterloh, „als sie sich irgendwann doch ergeben und fallen gelassen hat“, wie ein nach wie vor geschockter Augenzeuge im Zeugenstand berichtete. Er hatte noch versucht, die Frau aufzufangen und dabei Verbrennungen dritten Grades erlitten.

Die beiden Frauen hatten keine Überlebenschance. Sie erlagen im Spital ihren schweren Verletzungen. Der Schwiegersohn kam mit Knochenbrüchen davon. „Wie soll ich schuldig sein, wenn ich nicht schuldig bin? Ich wollte nicht, dass meine Frau und meine Tochter sterben!“, verantwortete sich der sichtlich verzweifelte Angeklagte. Mit dem Urteil war der Mann dann doch einverstanden.

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