Nationalfeiertag brachte Tag der offenen Tür im Kanzleramt in Wien

Nicht nur die Leistungsschau des Bundesheers am Heldenplatz in Wien geriet am Nationalfeiertag zur Massenveranstaltung, auch die Polit-Burgen wurden regelrecht gestürmt.
Nationalfeiertag: Leistungsschau am Heldenplatz in Wien als Massenveranstaltung
Den Auftakt machte das Ausweichquartier des Parlaments, wo bereits am Vormittag Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), gesäumt von seiner Stellvertreterin Doris Bures (SPÖ) und seinem Stellvertreter Norbert Hofer (FPÖ) bestens gelaunt die Arme ausbreitete.
Hofburg in Wien nicht ganz so offen wie vor Corona-Pandemie
Nicht ganz so offen für alle wie noch vor der Pandemie war hingegen die Hofburg in Wien. Dennoch wurden die repräsentativen Räumlichkeiten aufgesperrt für "Repräsentanten und Repräsentantinnen der Zivilgesellschaft". Das Anliegen des Bundespräsidenten: Eine Würdigung der herausragenden Leistungen von Menschen, die in gesellschaftlich relevanten Bereichen wie etwa der Kinderbetreuung, Altenpflege und der Gesundheit jeden Tag aufs Neue ihr Bestes geben.
Gewürdigt wurde dann etwa eine Delegation aus Vertretern mehrerer Freiwilliger Feuerwehren, allesamt aus dem Abschnitt Traiskirchen. Ein durchwegs junger Abschnitt wie sich herausstellte, die Besucher waren fast allesamt im Kindesalter, die Mädchen dabei in der Überzahl. Nach einer Führung durch die historischen Räumlichkeiten öffnete sich dann auch die Tapetentür. "Etwas sehr österreichisches" seien die Freiwilligen Feuerwehren, wusste Van der Bellen zu berichten. Und von einem Rauchalarm in Mürzsteg, dem Sommersitz des Präsidenten.
Van der Bellen: "Ich wollte noch nie ein Eis"
Zuerst zögerlich, fielen den jungen Besuchern dann doch Fragen ein, wie etwa: "Wenn Sie jetzt zum Beispiel ein Eis wollen, wie schnell bekommen Sie das?" "Ich wollte noch nie ein Eis", berichtete der Präsident, aber: "Eine halbe Stunde mindestens. Es gibt keine einhellige Meinung dazu." Was Van der Bellen dazu bewegt hat, Bundespräsident zu werden? "Das Schlimmste, was mir hätte passieren können, wäre gewesen, nicht anzutreten und im Nachhinein zu denken, aber probieren hätte ich es können."
Weniger schüchtern und mit einem Appell im Gepäck zeigte sich eine Delegation von Elementarpädagoginnen und -pädagogen. Denn für die besten Rahmenbedingungen sei noch einiges zu tun, suchten sie politische Unterstützung. Im Gegenzug gab es ein T-Shirt zum Anliegen. Der Gruppe folgten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes, Krankenhauspersonal und Altenpflegerinnen und -pfleger.
Ballhausplatz in Wien: Schlange am Nationalfeiertag
Einen uneingeschränkten Tag der offenen Tür beging das Bundeskanzleramt - und war angesichts des Besucheransturms überrascht. Bereits vor der Öffnung um 12 Uhr hatte sich eine Hunderte Meter lange Schlange auf dem Ballhausplatz gebildet. Entgegen setzte man dieser die Ministerinnen Susanne Raab, Karoline Edtstadler und Staatssekretärin Claudia Plakolm (alle ÖVP), die die Besucher in den unterschiedlichen historischen Räumen empfingen.
Zum Finale ging es ins Kanzlerbüro, wo Nehammer eine Zeit lang persönlich die Symbolik der Einrichtung erklärte. Das Haus gehöre der Bevölkerung, betonte der Regierungschef dabei. Die Politik habe sich dieses lediglich "geborgt". Auch zum Wiederaufbau der Institution nach dem zweiten Weltkrieg wusste Nehammer einiges zu berichten. Und entsprach auch dem bei manchen Besuchern vordringlichsten Wunsch: Selfies mit dem Kanzler.
Nationalfeiertag: Versprechen von Regierung
Die Bundesregierung hat anlässlich des Nationalfeiertags dem österreichischen Volk das Versprechen gegeben, für das Land zu arbeiten und die Sicherheit, Unabhängigkeit und Freiheit Österreichs zu verteidigen. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) erneuerten in einer gemeinsamen Erklärung ihr im Regierungsprogramm festgeschriebenes Versprechen, "aus Verantwortung für Österreich zu arbeiten".
Diese Verantwortung bestehe darin, "darauf zu achten, dass wir gerade heute Sicherheit, Unabhängigkeit und Freiheit wahren, verteidigen und stärken". "Sicherheit heißt, dass wir uns klar zur umfassenden Landesverteidigung und Sicherheitsvorsorge bekennen. Die Neueinschätzung der Bedrohungslage, die Aufstockung des Bundesheerbudgets und die Erhöhung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit sind ein Zeichen für Österreichs Beitrag zu einer starken Friedens-, Sicherheits- und Außenpolitik im geeinten Europa."
Den wirtschaftlichen Auswirkungen des Angriffskriegs, die tagtäglich für immer mehr Menschen spürbar seien, steuere man mit umfangreichen Hilfen gegen. "So stärken wir auch den sozialen Frieden in unserem Land."
"Fossile Energieträger, die Klima und Umwelt schaden, sind keine Lösung auf Dauer"
Die Energiewende werde die notwendige Energie-Unabhängigkeit bringen, "die wir derzeit schmerzlich vermissen". "Ein Despot, der Europa mit Energielieferungen erpresst und diese als Waffe nutzt, ist kein Handelspartner. Fossile Energieträger, die Klima und Umwelt schaden, sind keine Lösung auf Dauer. Jede Kilowattstunde, die wir sparen, jede neue Energiequelle, die wir auftun, und jeder Speicher, den wir füllen, erzeugt mehr Energiesicherheit für künftige Generationen", so Kanzler und Vizekanzler.
"Unser Ziel als Bundesregierung ist aber nicht nur, die aktuellen Herausforderungen bestmöglich zu meistern, sondern auch für die kommenden vorbereitet zu sein. Die Lehre, die wir als Republik Österreich ziehen müssen, ist, uns für die Zukunft sicherer und unabhängiger zu machen - in jeder Hinsicht. In Zeiten wie diesen hilft es, sich die Worte unserer Bundeshymne einmal mehr zu vergegenwärtigen: Denn unser Österreich - sei es auch 'vielgeprüft' - ist 'zukunftsreich'. Davon sind wir fest überzeugt."
(APA/Red)