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Natascha plante jahrelang!

Nataschas Interview ist jetzt überall zu lesen: Jahrelang hat sie die Flucht geplant, vorsichtig das Vertrauen Priklopils gewonnen, nur nicht zu viel riskiert, bis es endlich klappte!

Natascha Kampusch hat jahrelang von einer Flucht aus jenem Verlies in Strasshof, in dem sie von Wolfgang Priklopil gefangen gehalten wurde, geträumt. Gegenüber der Wochenzeitschrift „News“ sagte sie in dem mit Spannung erwarteten Interview: „Ich habe immer wieder getüftelt an dem Punkt, zu dem die Zeit reif ist. Ich konnte aber nichts riskieren, am wenigsten einen Fluchtversuch.“

„Er (Priklopil, Anm.) litt sehr stark unter Paranoia und war chronisch misstrauisch“, so Kampusch im „News“-Gespräch. „Ein Fehlversuch hätte die Gefahr bedeutet, nie mehr wieder aus meinem Verlies herauszukommen. Ich musste mir sukzessive sein Vertrauen sichern.“

Sie spreche teilweise druckreif, ihr Wortschatz sei der einer hoch gebildeten Akademikerin, beschreibt Alfred Worm, Herausgeber des Wochenmagazins „News“, Eindrücke von seinem Interview mit Natascha Kampusch. Die 18-Jährige sei „vom unbeugsamen Willen geprägt, das Beste aus ihrem bisher so dramatisch verlaufenen Leben zu machen“. Die Wienerin war am 2. März 1998 auf dem Schulweg gekidnappt und von ihrem Entführer Wolfgang Priklopil achteinhalb Jahre gefangen gehalten worden.

Das Gespräch fand laut „News“ im Wiener AKH statt. Dort werde Natascha Kampusch, die in den Jahren ihrer Gefangenschaft keine ärztliche Betreuung hatte, systematisch untersucht. Kardiologen klären auch von ihr im Interview angedeutete Herzprobleme ab. Sie habe eines Tages – vor ihrer Flucht – „Herzrasen, Herzflattern, Rhythmusstörungen“, gehabt – „im Sinne, dass es auf einmal stoppt und dann weiterpumpert. Mir ist schwindlig geworden; ich hab nichts mehr gesehen zum Beispiel, da war alles verschwommen. Das lag wahrscheinlich auch am Nahrungsmangel die ganze Zeit“.

Abgesehen davon, „dass ich mich sofort verkühlt und ich mir einen Schnupfen eingefangen habe, lebe ich jetzt ziemlich normal“, sagte Natascha Kampusch auf die Frage nach ihren Gefühlen in der neuen Freiheit. „Ich habe mich sehr schnell wieder ins soziale Leben gefunden. Erstaunlich, wie rasch das ging. Ich wohne und lebe jetzt mit anderen Menschen zusammen – und habe damit keine Schwierigkeiten“.

Über die Vergangenheit sagte die 18-Jährige u.a., sie habe ihren Raum, ein Verlies unter der Garage des Einfamilienhauses von Wolfgang Priklopil in Strasshof a.d. Nordbahn (Bezirk Gänserndorf), verlassen dürfen: „Doch, ich war jeden Tag oben und hab mit ihm irgendetwas gemacht. Irgendwelche ganz alltägliche Kleinigkeiten halt. Aber sofort danach bin ich wieder hinteruntergeschickt worden. Zum Schlafen. Zum Leben. Wenn er weg musste untertags.“ Besonders schlimm sei es gewesen, wenn Besuch oder „seine Mutter übers Wochenende gekommen ist“.

„Ich hatte die Wahl, allein oder in seiner Gesellschaft zu sein“, sagte Natascha Kampusch. „Und diese Alternativen sind wohl nicht sehr berauschend.“ Details wolle sie zu diesem Thema nicht mit der Öffentlichkeit teilen. „Sie sollten mit mir hier nicht so sehr über Herrn Priklopil reden, weil er sich hier ja nicht mehr verteidigen kann… Über einen Toten zu schimpfen finde ich vor allem wegen seiner Mutter nicht sehr schön.“

„Ich hatte auch schlimme Gedanken“, berichtete die junge Frau weiter. „Manchmal habe ich davon geträumt, ihm den Kopf abzuhacken, hätte ich eine Axt besessen.“

Über mögliche Komplizen des Entführers sagte die 18-Jährige: „Das weiß man noch nicht sicher, aber ich glaube, es gab keine.“

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