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Natascha Kampusch im Interview: "Man hat sich an mich gewöhnt"

Natascha Kampusch am Dienstag beim Interview
Natascha Kampusch am Dienstag beim Interview ©APA/Barbara Gindl
Im heurigen Sommer lag es zehn Jahre zurück, dass Natascha Kampusch die Flucht vor ihrem Entführer Wolfgang Priklopil gelungen ist. Weil sie nicht der klassischen Opferrolle entsprach, wurde sie immer wieder von Teilen der Öffentlichkeit angefeindet. Mittlerweile habe sich die Lage beruhigt.
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“Man hat sich an mich gewöhnt”, sagte Natascha Kampusch am Dienstag im Interview mit der APA. “Ich kann mich momentan normal auf der Straße bewegen, es gibt für die Gesellschaft genug andere Sorgen”, berichtete die 28-Jährige. Auch sei sie “mittlerweile etwas abgestumpft, was die ganzen Menschen betrifft, die mich nicht mögen. Deswegen bemerke ich sie kaum noch”. “Ich kann ganz normal mein Leben leben, aber ich habe natürlich akzeptieren müssen, dass ich erkannt werde, dass ich im Supermarkt angesprochen werde.”

“10 Jahre Freiheit”: Kampuschs zweites Buch

Im Sommer veröffentlichte die 28-Jährige ihre zweite Autobiografie mit dem Titel “10 Jahre Freiheit”. Aus diesem Buch wird sie am 25. Jänner im Theatersaal Längenfeldgasse in Wien-Meidling lesen und dem Publikum für Fragen zur Verfügung stehen. Es sei “nur fair den Leuten gegenüber, die mein Buch gekauft haben, weil sie sich für mich interessieren, dass ich ein kleines Wort mit ihnen wechsle”. Bereits nach ihrem ersten Buch “3096 Tage” habe sie viel positives Feedback und Anerkennung bekommen, ebenso bei der zweiten Autobiografie. “Da war dann klar, es liegt auch an mir und meiner Persönlichkeit. Das fand ich sehr schmeichelhaft.”

Fragen hat die junge Frau schon viele beantwortet, unzählige Interviews gegeben, dies sei “quasi ein Beruf geworden”. Mittlerweile sei es “nicht so unangenehm, wie man vielleicht meinen möchte, da es für mich auch sehr interessant ist. Ich lerne ständig etwas dazu, auch vom Gegenüber, über Menschen im Allgemeinen”, betonte Kampusch. “Ich liebe die Interaktion mit den Menschen.”

Viele Pläne für die Zukunft

Für ihre Zukunft hat die 28-Jährige “viele Pläne. Ich möchte in der Öffentlichkeit weiter Projekte machen, aber auch privat mir ein Standbein schaffen”, erzählte sie. Den Hauptschulabschluss hat sie nachgeholt, eine Ausbildung zur Goldschmiedin abgebrochen. Mit der Matura hat sie angefangen. Diese sei derzeit aber “durch die ganzen Reisen mit dem Buch ein wenig ins Hintertreffen gerückt, aber ich habe vor, das wieder anzugehen. Dieses Mal wird es gelingen. Ich werde mit einer Ruhe und Gelassenheit zu den Prüfungen gehen”, sagte Kampusch. Auch ein Psychologiestudium könne sie sich sehr gut vorstellen.

“Van der Bellen wird das sehr gut machen”

In der Flüchtlingshilfe will sich die 28-Jährige ebenso engagieren, sie habe bereits konkrete Gespräche geführt. Angesprochen auf die Wahl von Alexander Van der Bellen als künftigen Bundespräsidenten Österreichs sagte Kampusch, dass sie mit jedem Präsidenten zufrieden sei, “der unser Land würdig vertritt. Und ich finde, dass Van der Bellen das sehr gut machen wird.”

Anfang dieser Woche wurde bekannt, dass das Haus von Josef F. in Amstetten, in dessen Keller er seine Tochter 24 Jahre lang gefangen hielt, verkauft wurde. Die neuen Besitzer planen, das Gebäude für Wohnungen zu nutzen. Das Haus im niederösterreichischen Strasshof, in dem Priklopil Kampusch über acht Jahre gefangen hielt, gehört mittlerweile der 28-Jährigen.

Verkauf des Priklopil-Hauses angedacht

Auch sie schließt einen Verkauf des Gebäudes nicht aus. “Ich habe immer diese Option im Auge gehabt, schon das eine oder andere überlegt, es kam halt nicht dazu”, berichtete Kampusch.

Was sie im Advent jedenfalls noch machen werde, ist Kekse backen, und zwar als erstes Marzipankartoffeln. “Da wird sich besonders meine Mutter darüber freuen”, erzählte Kampusch. Weihnachten will die 28-Jährige “abwechselnd mit all meinen Lieben verbringen, im Geschenke- und Weihnachtsrausch”. “Ich habe den Wunsch, dass sich die Welt verbessert und es den Menschen am Weihnachtstag gut geht.”

(Das Gespräch führte Angelika Kreiner/APA)

Lesung aus dem Buch “10 Jahre Freiheit” am 25. Jänner 2017 im Theater Längenfeldgasse, Tickets ab 29,90 Euro

(apa/red)

 

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