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Nas begeisterte Fans beim HipHop Open in der Arena in Wien

Rapper Nas ist am Freitag in Wien aufgetreten.
Rapper Nas ist am Freitag in Wien aufgetreten. ©AP
Zwischen Sonnenschein und Wolkenbrüchen fanden sich die Besucher des FM4 HipHop Open Austria in der Wiener Arena am Freitag wieder. Der Stimmung konnte das Wetter nichts anhaben, galt es mit Nas doch eine Legende des US-Raps zu begrüßen.

Bis es soweit war, konnte sich aber der Nachwuchs am Mikrofon versuchen. Eröffnet wurde das Eintagesfestival vom jungen Salzburger MC Crack Ignaz, der ebenso wie das heimische Label Duzz Down San Cypher unter Beweis stellte, wie Rap im Jahr 2014 (auch) klingen kann. Wirklich voller wurde es auf dem aufgeweichten Boden des Arena-Geländes, als die australischen Hilltop Hoods sich an der Verbreitung guter Laune versuchten. Die seit den frühen 90ern aktive Gruppe machte zwar ordentlich Dampf, abseits von Kopfnickerbeats gab es aber eher wenig zu bestaunen.

Blumentopf beim HipHop Open

Für einen Großteil des Publikums gab es aber ohnedies nur einen Programmpunkt, der wirklich zählte. Auf dem Weg dahin wurden Blumentopf ordentlich abgefeiert, sorgten sie doch mit Songs wie “Liebe und Hass” oder “So La La” für reichlich Bewegung und Mitmachaction. Dass deutschsprachiger Rap nun auch schon seit einiger Zeit gut im Geschäft liegt, wurde dann gemeinsam mit den Linzer Kollegen von Texta bei “Alt” leicht augenzwinkernd festgehalten. Ein Kältegefühl stellte sich beim “Topf” jedenfalls nicht ein, stattdessen wurden munter die Hände in die Luft geworfen.

Left Boy wurde ausgebuht

Im Anschluss gab es aber für jemand anderen die kalte Schulter von der versammelten Crowd: Ferdinand Sarnitz alias Left Boy hatte von Anfang an mit einem großteils ablehnenden Publikum zu kämpfen. Während in den ersten Reihen die Hardcore-Fans zu “Get It Right”, “Stoned” oder “Security Check” die Hüften kreisen ließen, setzte es reichlich Pfiffe und Buhs. Die Mischung aus Electro, Pop und gepitchten Vocals war vielen Hip-Hop-Fans zu weit vom Genre entfernt, Sarnitz’ kunterbunte, mit aufblasbaren Turnschuhen und allerlei lustigen Requisiten ausgestattete Bühnenshow sorgte für den Rest. Was auf einem Elektronik-Festival durchaus funktionieren kann, endete hier mit Becherwürfen und Left Boys Bühnenabgang Mitten in der Zugabe “Jack Sparrow”. Ein Abbruch, der sich angekündigt hat.

Nas mischte Altbekanntes und Neues

“One Love” lautete hingegen das Motto, als Nasir Jones kurz vor 22.00 Uhr zum Intro “Genesis” die Stage erklomm. Das erste Gastspiel des US-Rap-Superstars in Österreich stand ganz im Zeichen seines vor exakt 20 Jahren erschienen Debüts “Illmatic”. Wo zuvor zig Tänzer Dubstep-Klänge in zappelige Moves umwandelten, wurde nun auf Reduktion und ernsthaften Rap von der Ostküste gesetzt. Und eines muss man vorweg sagen: Die zehn Stücke von “Illmatic” haben auch im neuen Millennium nichts an Durchschlagskraft und Gültigkeit verloren.

Durch stimmige Visuals aufgewertet, vollzog Nas mit seinen Anhängern eine kleine Zeitreise, legte ihnen den “New York State of Mind” dar, philosophierte darüber, ob “Life’s a Bitch” sei und schmiss mit “Represent” die große Party. Dass der heute 40-Jährige bereits mit seiner ersten Platte, für die Größen wie DJ Premiere, Pete Rock, Q-Tip oder Large Professor die Beats lieferten, seinen künstlerischen Höhepunkt erreicht hat, machte auch das im Anschluss servierte Medley neuerer Stücke deutlich. Klar, auch auf “It Was Written” und späteren Arbeiten gab es durchaus Stimmiges zu hören, aber wirklich anschließen konnte Jones an seinen stilprägenden Aufbruch nicht mehr.

Verregneter Festivaltag in Wien

Beim österreichischen Ableger des 2000 ursprünglich in Stuttgart gestarteten Festivals galt es aber ohnedies, sich an qualitativ Hochwertigem zu erfreuen. So präsentierte etwa “Memory Lane” den harschen Kontrast zwischen enorm eingängiger Melodiefigur, während textlich der harte Alltag in Queensbridge ungemein zwingend dargelegt wurde. Nach einer viel zu kurzen Stunde war der Spuk dann schon wieder vorbei, gab es viel Jubel für einen Großen des US-amerikanischen Rap und ein mehr als versöhnliches Ende für den von Regenguss, Konzertabbruch und Stimmungsaufbruch geprägten Festivaltag.

Dieser zeigte allerdings neuerlich, wie schwierig es ist, eine dezidiert dem Hip-Hop gewidmete Veranstaltungsreihe in Österreich zu etablieren. Zwar ist der Festivalkalender mittlerweile ohnedies schon dicht gefüllt, aber mitunter ist gerade die Beschallung zwischen Unterpremstätten und Nickelsdorf mit Dauergästen der harten Gitarrenkost etwas ermüdend. Dem Indie ergebene Events a la Frequency bieten zwar Nischenplätze für aufkochende Hypes im Rahmen des mit Flow gereimten Wortes, aber für etwas Eigenständiges scheint das Publikum offensichtlich nicht zu reichen. Mit den Beats und Rhymes des HipHop Open Austria im Hinterkopf ließe man sich gerne vom Gegenteil überzeugen. (APA)

 

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