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Narr an vorderster Front

(VN) Dornbirn - Über 1000 Narren hören auf das Kommando von Zunftmeister Winfried Schnetzer.

Einer, der die fünfte Jahreszeit seit nunmehr neun Jahren an vorderster Front ohne größere Konditionsprobleme durchhält, ist der Dornbirner Zunftmeister Winfried Schnetzer, närrischer Chef von über 1000 Gleichgesinnten, die in sechs Bezirken der Stadt die schönste Jahreszeit gehörig feiern und alles unternehmen, um ihre gute Laune auf andere zu übertragen. Richtig los geht die Fasnat morgen Sonntag mit einem riesigen Umzug, der anlässlich des Landesnarrentages in Dornbirn über die Bühne geht und von der Dornbirner Zunft, die heuer ihr 50-Jahr-Jubiläum feiert, organisiert wird. Zum Narr geworden ist Dornbirns Zunftmeister schon in jungen Jahren: „Der Vater wollte von der Fasnat zwar wenig wissen, die Mutter dagegen war eine begeisterte Näherin von Kostümen. Das hat mir gefallen, und sobald es möglich war, trat ich der Hatler Fasnatzunft bei.“ Das war vor genau 40 Jahren. „Damals jagte ein Ball den anderen, gefeiert wurde in der Stadthalle, im Schlossbräu oder in der Hatler Turnhalle“, erinnert sich Schnetzer an die wilden Anfangsjahre seiner närrischen Karriere. Dass er eines Tages selbst das Zepter in die Hand nehmen würde, hat er damals noch nicht geahnt. 2002 war es dann so weit, obwohl seine Gattin erst einmal protestierte. Kein Wunder, denn einen Zunftmeister als Ehemann zu haben, verlangt eine große Portion Verständnis. Denn Fasnattermine können sich in die Länge ziehen.

„Die Meinung sagen“

Allerdings ist es in Dornbirn, wo es traditionell weder Fasnatprinzessin noch –prinz gibt, fast eine Ehre, Obernarr zu sein. „Da kann man dem Bürgermeister und den Stadträten auch einmal die Meinung sagen, ohne jemanden zu beleidigen“, lässt es sich Schnetzer nicht nehmen, zu gegebener Zeit den Politikern den Kopf zu waschen. Das hat er übrigens von seinen Vorgängern gelernt, angefangen vom ersten Zunftmeister Rudolf Ölz, dem Backerbsle-Produzenten, über Herbert Hilbe, Emil Leite, einer Galionsfigur der Dornbirner Fasnat, bis zu Helmut Weiss, der nach wie vor als Texter für die Künstlertruppe bei den Narrenabenden brilliert. Apropos Narrenabende. Sie sind das Aushängeschild der Dornbirner Zunft, und das seit Jahrzehnten. Auch dieses Jahr wird Winfried Schnetzer wieder eine positive Bilanz ziehen können: „Wir erwarten rund 5000 Gäste zu den acht Veranstaltungen im Kulturhaus.“ Dass da verschiedene Vorarlberger Narrenvereine ob des Zulaufs ein bisschen neidisch nach Dornbirn blicken, versteht der Meister schon und bedankt sich bei seiner Künstlertruppe, die auch heuer wieder auf der Bühne ein närrisches Feuerwerk abfeuern wird. „Seit September wird am Programm gefeilt, seit Wochen geprobt“, ist sich Schnetzer sicher, dass Stiefelema Helmut Lecher und Co den Saal ab dem 14. Jänner an acht Abenden zum Kochen bringen werden. Bevor die Zunft in Dornbirn der Fasnat ihren Stempel aufdrückte, waren es unter anderem die Turner, die für Furore sorgten und pompöse Umzüge organisierten. Aus dieser Zeit soll auch der Dornbirner Fasnatruf „Maschgoro, Maschgoro, Rollolo“ stammen. Der Zunftmeister weiß auch, was hinter dem Slogan steckt: „Rollolo erinnert an die Athleten der Turnerschaft, die seinerzeit ihre Saltos auf der Marktstraße schlugen, also sozusagen über das Straßenpflaster rollten.“ Dass es schon lange vor der Gründung der Zunft in der Fasnat richtig rund ging, zeigt ein Blick in die Chronik: 1949 fand in Dornbirn der größte Umzug Österreichs statt, der sogar in der Wochenschau gezeigt wurde.

ZUR PERSON

Winfried Schnetzer

Geboren: 1951

Familie: verheiratet, zwei Kinder

Wohnort: Altach

Hobby: alles, was mit der Fasnat zu tun hat

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