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"Nahe an der Hölle": Mitarbeiter berichten über Corona-Lage in heimischen Krankenhäusern

Die Berichte aus den Spitälern sind erschreckend.
Die Berichte aus den Spitälern sind erschreckend. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Ein heimischer TV-Sender hat medinzisches Personal dazu aufgerufen, über ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen der aktuellen Corona-Lage zu berichten. Die Aussagen zeigen: Die Lage ist dramatisch.

Nach einem Aufruf von Puls 24-Infochefin Corinna Milborn hat der Sender Hunderte anonyme Berichte von Pflege- und medizinischem Personal mit persönlichen Wahrnehmungen der Corona-Lage in den heimischen Krankenhäusern erhalten. Die Schilderungen seien auf Authentizität überprüft worden, berichtete Puls 24 und veröffentlichte nun Teile davon. Donnerstagabend um 20.00 Uhr lesen Cornelius Obonya, Katharina Stemberger und Serge Falck aus den Mails auf Puls 24 und puls24.at vor.

Krankenhausmitarbeiter berichten aus aktuellem Alltag

Die Krankenhausmitarbeiter berichteten von überlastetem Personal, fehlenden Intensivbetten für Operationen, zunehmender Triage nach Alter und Vorerkrankungen, fehlendem Schutzmaterial und fehlenden Tests, hieß es im Vorfeld: "Sie beschreiben, wie Personal aus fremden Abteilungen ohne Einschulung an Intensivbetten von Covid-19-Patienten eingesetzt wird und welche Belastung das darstellt."

Wahrnehmungen der Corona-Lage in heimischen Krankenhäusern

  • "Die Realität ist nahe an der Hölle. Ich höre immer noch Politiker im Fernsehen sagen, dass wir zu Hause bleiben sollen, um Triage zu vermeiden. Die Wahrheit ist: Wir sind seit Wochen in der vollen Triage, und es wird jeden Tag enger."
  • "Seit Wochen sind wir überfüllt mit Patienten und Patientinnen die Corona haben. Unsere kardiologischen PatientInnen können wir schon lange nicht mehr versorgen. Wir sind chronisch unterbesetzt. Viele von der Pflege haben gekündigt oder sich umorientiert. Es wird sogar verlangt, dass wenn man Kontakt mit einem positiven Patienten hatte und nicht ausreichend geschützt war, trotzdem in den Dienst zu gehen."
  • "Ich schreibe das, weil ich mir nichts mehr wünsche, als dass die Menschen, die noch immer fröhlich shoppen gehen und einfach nicht SPÜREN was los ist, mehr Informationen bekommen. ... Wenn ich aus dem Krankenhaus komme und das fröhliche Treiben draußen sehe, weiß ich nicht, ob ich verrückt bin, oder die anderen."
  • "Die Katastrophe, die wir im März alle erwartet haben und die wir zu Recht gefürchtet haben, ist jetzt eingetreten. Nur jetzt scheint dies die Menschen 'draußen' nicht mehr zu berühren. Nicht mehr zu ängstigen."
  • "Wir haben extrem viele Überstunden und uns wird gesagt, dass das Arbeitszeitgesetz nicht mehr gilt - daher müssen wir arbeiten kommen und man tut es um seine Kollegen nicht im Stich zu lassen und den Patienten noch etwas Qualität zu geben."
  • "Es hat sich nun, nach anfänglichem Aufschrei, eine Augen-zu-und-durch-Mentalität ausgebreitet. Weil es ja eh nichts nützt, spricht man nicht viel darüber, schon gar nicht nach außen, sondern arbeitet Tag für Tag weit über das Limit hinaus, um die zu retten, die noch zu retten sind, und schweigt über die, die man nicht mehr behandeln kann."
  • "Die Situation ist katastrophal. Patienten welche noch vor einem Jahr sofort auf eine Intensivstation verlegt worden wären, liegen nun einfach auf der Normalstation, weil es einfach keine freien Intensivbetten gibt."
  • "Es ärgert uns Ärzte maßlos, wenn sich jemand über Homeoffice und Ausgangssperre beschwert - wie gerne hätten wir ein paar Tage zuhause, einfach nur zum Durchschnaufen! Oder wenn sich jemand über das Tragen einer Maske beschwert - bitte seid doch mal 12 Stunden mit FFP2, Taucherbrille, Haube und Schutzkittel unterwegs!"
  • "Wir sprechen von wirklicher Schwerstarbeit am Limit. Wir sind wirklich fix und fertig nach einem Dienst. ... Vorige Woche war ich nach einer Serie an Diensten am Limit und wollte nur mehr weinen.... Ich glaube, es ist eine Frage der Zeit, bis die ersten das Handtuch werfen und entweder im Burn Out landen oder anders das Limit erreicht haben."
  • "Gestern bin ich nach 12,5 Std Dienst in der Garderobe gesessen und musste weinen."

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(APA/Red)

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