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Nachhaltigkeit in Wien: Nunu Kaller gibt Tipps zum nachhaltigen Shoppen

Nachhaltiges Shoppen in der Hauptstadt: Nunu Kaller gibt Tipps
Nachhaltiges Shoppen in der Hauptstadt: Nunu Kaller gibt Tipps ©Elisabeth Mondl
Die Möglichkeit, grenzenlos zu shoppen, hat bei vielen Menschen den Wunsch nach mehr Informationen darüber geweckt, wo die Kleidungsstücke herkommen und unter welchen Umständen sie entstehen. VIENNA.AT hat sich mit Nunu Kaller, die mit ihrem Blog und dem Buch "Ich kauf nix" bekannt wurde, über das Thema nachhaltiges Shoppen und ihre Lieblingsgeschäfte in Wien unterhalten.
Nachhaltigkeit in Wien
Die nachhaltige Donaustadt
Nunu kauft nix

Nunu Kaller kommt aus Wien und wurde durch ihren Blog “Ich kauf nix” bekannt. 2012 beschloss sie, dass sie ihrer Lust am extremen Shoppen vorerst ein Ende setzt und ein Jahr ohne Einkaufen auskommen möchte. Nunu startete das Experiment und einen Blog “Ein Jahr ohne Kleiderkauf – Shopaholic auf Entzug”. Mittlerweile gibt es den Blog als Buch und Nunu erfreut sich großer Aufmerksamkeit. VIENNA.AT hat sie zum Thema nachhaltiges Shoppen und nach ihren Lieblingsgeschäften in Wien befragt.

VIENNA.AT: Warum sollte man sich mit dem Thema “Nachhaltigkeit” auseinandersetzen?

Nunu Kaller: Die Frage ist gar nicht leicht zu beantworten – ich tue mir schwer dabei, anderen zu sagen, was sie tun “sollen”. Es muss jede/r für sich selbst feststellen, ob er/sie wirklich alles braucht, was er/sie sich kauft. Wir konsumieren zuviel, und das auf Kosten anderer Menschen. Ich für mich habe festgestellt, dass ich das im Textilbereich nicht mehr unterstützen will, genauso wenig wie unsoziale Produktion, in der viel Gift eingesetzt wird. Es gibt zum Glück tolle Alternativen.

Welche Giftstoffe findet man in Kleidung am Häufigsten?

Nunu
: Greenpeace hat erst kürzlich Kinderkleidung getestet, die Ergebnisse waren erschreckend. Nicht nur, dass sie sich kaum von den Tests von Kleidung Erwachsener unterschieden, es wurden in Produkten aller getesteten Marken Chemikalien gefunden. Einerseits NPE (Nonylphenolethoxilat), das beim ersten Waschen in unsere Flüsse und Seen hineingelangt und dort Schaden anrichtet, andererseits Phtalate (Weichmacher) und weitere Chemikalien, die eine negative Auswirkung auf Umwelt und Mensch haben können.
Nunu Kaller setzt auf das DIY-Prinzip
Nunu Kaller setzt auf das DIY-Prinzip

Welche Schritte in der Produktion von Mode schockieren dich am Meisten?

Nunu: Ach, das hält sich traurigerweise munter die Waage zwischen den sozialen und ökologischen Katastrophen, die da draußen passieren. Die gefährlichen, schlecht bezahlten und unmenschlichen Bedingungen in der Fertigung hatten mit dem Zusammenbruch von Rana Plaza in Bangladesch ihren traurigen Höhepunkt, doch auch aus ökologischer Sicht passieren Dinge, die unsere Umwelt und in weiterer Folge uns kaputt machen – nicht nur in Asien, wo die Kleidung produziert wird, sondern auf der ganzen Welt: Pestizideinsatz, der die Böden nachhaltig zerstört, Wasser- und Landverbrauch in unvorstellbarer Höhe, giftige Chemikalien, die bei der Produktion eingesetzt werden und sich weltweit durch Waschen verbreiten.

Viele Geschäfte werben mit Bio-Baumwolle, auf denen man die Aufschrift “Made in Bangladesh” findet. Wie bio ist diese Mode eigentlich?

Nunu: Der Stoff ist aus Bio-Baumwolle, die Fertigung der Kleidung findet jedoch in den gleichen Fabriken statt wie die Fertigung konventioneller Baumwollteile. Ökologisch also ein bisschen besser, sozial gesehen die gleiche Katastrophe. Viele Menschen wissen das nicht, kaufen sich Biokleidung beim Textilschweden (Nunu betitelt in ihrem Buch so eine bekannte Modekette, Anm.) oder bei sonstigen Textildiskontern, und glauben, sie sei auch fair produziert worden. Das stimmt leider nicht.

Welchen Gütesiegeln kann man vertrauen? Welche Hinweise garantieren fair produzierte Mode?

Nunu: Ich vertraue auf GOTS und IVN best, wobei GOTS derzeit weiter verbreitet ist. Auf www.wearfair.at findet man einen einen spannenden Gütesiegel-Check.

Viele NGOs sagen, man solle trotzdem in jenen Geschäften, die nicht faire und nachhaltige Mode anbieten, einkaufen sollte. Was meinst du dazu?

Nunu: Das ist eine schwierige Frage. Ja, ohne den Umsatz hier hätten die Frauen in Bangladesch oder Pakistan keine Chance auf einen Arbeitsplatz – aber wollen wir wirklich diese Form der Arbeit unterstützen? Ich tue mir persönlich sehr schwer damit und versuche, nach Alternativen zu greifen – Second Hand, Eigenproduktion oder, wenn neu, dann fair und bio.

Nunu Kaller spricht über Nachhaltigkeit
Nunu Kaller spricht über Nachhaltigkeit

Nunu Kaller über nachhaltiges Shoppen in Wien

Nachdem uns Nunu erklärt hat, wie es in Sachen Herstellung von Mode zugeht, haben wir sie gefragt, wo man in Wien nachhaltig shoppen kann oder welchen Online-Shops sie vertraut.

Was sind deine Lieblingsgeschäfte in Wien?

Nunu: In Wien gibt es eine tolle Auswahl an fairer Mode. Ich mag besonders das Ebenberg für seine Basics, Maronski, Anzüglich, anukoo, Göttin des Glücks, den Lieblingsplatz und viele mehr für die feinen Baumwollsachen, und Printa, Allup Cycled und auferstanden für seine Upcycling-Produkte. Höherpreisiges und wahnsinnig stylishes Upcycling gibt es auch bei Glanz & Gloria und im Combinat. Aber das ist wirklich nur ein Ausschnitt, es gibt viel mehr faire Läden in Wien.

Welchen Online-Seiten vertraust du?

Nunu: Online mag ich maas-natur.de sehr gerne, und auch dawanda.de hat einen eigenen Bereich für grüne Mode. Wem der soziale Aspekt wichtiger ist, und wer nicht unbedingt auf bio besteht, für den sind dawanda.de und etsy.com auch tolle Anlaufstellen. Alles, was dort angeboten wird, ist von den jeweiligen Anbietern selbst produziert.

Hast du Tipps für den “kleinen Geldbeutel”? Welche Alternativen würdest du empfehlen?

Nunu: Meine absoluten Lieblingsblogs sind newdressaday.com und vor allem refashionista.net – dort zeigen sehr sympathische Frauen, wie sie aus günstiger Second-Hand-Mode stylishe neue Teile nähen. Ich finde das sehr inspirierend, auch wenn ich es bisher nur geschafft hab, ein altes Kleid in zwei Putzfetzen umzunähen. Unabsichtlich. Aber hey, geblümte Putzfetzen, yey!

Auch spannend finde ich Kleidertauschparties. Diese Events sind eine tolle Gelegenheit, an neue Stücke zu kommen, die im Kasten einer anderen nur noch verstaubt wären. Ich habe bisher von jeder Tauschparty, auf der ich war, ein neues “Lieblingsteil” mitgenommen. Einfach genial! Aufgrund vieler Anfragen habe ich auf meinem Blog Anleitungen für Tauschparties geschrieben.

(Bilder: Elisabeth Mondl)
(NTA)

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