Nachfolger von Roland Schlosser gesucht

Die kürzlich in Sizilien zu Ende gegangen Weltmeisterschaften haben den Fechtsport durch den 13. Platz von Roland Schlosser wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt, was ist so ein Platz für Euch wert?
Jürgen Pfefferkorn: Für den Fechtsport sind solche Erfolge wichtig, für den Vorarlberger und vor allem für den österreichischen Fechtsport sind sie wichtig. Lokal wegen der Vorbildwirkung, die durch solche Leistungen zweifelsfrei erzeugt wird. National wäre ein Olympiastartplatz, den aktuell einzig und allein Roland Schlosser holen kann, gleichbedeutend mit höheren Förderungen. Und die mediale Aufmerksamkeit auf unsere Sportart, die ansonsten sehr am Rande der Berichterstattung steht, wäre für eine Zeit lang stark erhöht.
Roland Schlosser kommt aus der TS Dornbirn, startet jetzt für ASVÖ Fechtklub Salzburg, wo alle Nationalteamfechter zusammen gezogen sind. Gibt es Kontakte der Vereine und Verbände zu Schlosser?
Jürgen Pfefferkorn: Roland Schlosser ist mit dem Studium fertig, arbeitet, lebt und trainiert in Kopenhagen. In Österreich weilt er nur bei WM-Vorbereitungen. Da ist es nur natürlich, dass der Kontakt nicht allzu intensiv ist. Wenn Roland in Vorarlberg ist, lässt er sich gerne in der Fechtszene blicken. Seine Familie ist im Fechtsport in vielen Bereichen aktiv, Schwester Friedericke ist Mitglied des Präsidiums des Landesverbandes.
Der Fechtverband hat sich in den letzten Monaten neu strukturiert, mit dem Ziel, Nachfolger von Roland Schlosser zu finden, sind aktuell Nachwuchsfechter vorhanden, die in dessen Fußstapfen könnten?
Jürgen Pfefferkorn: Um konkrete Namen zu nennen, sind die Fechttalente noch zu jung und haben einen weiten Weg vor sich. In der Jugend B, das sind 12- bis 15-jährige Sportler, gibt es eine große Gruppe, aus der heraus durchaus ein Nachfolger von Roland Schlosser kommen kann.
Was wurde im Fechtverband umstrukturiert?
Jürgen Pfefferkorn: Im Großen ging es um das Zusammenrücken der vier Vereine und des Landesverbandes. Gemeinsame Recourcen werden dadurch besser genutzt, das Training der talentiertesten Fechter wird nun gemeinsam durchgeführt. Auch die Finanzgebarung im Fechtsport läuft über den Landesverband. In Zusammenarbeit mit dem Sportservice Vorarlberg wird die Struktur des Verbandes auf den neuesten Stand gebracht. Deshalb können wir auch die Förderungen, die das Land Vorarlberg in Zusammenarbeit mit dem Sportservice zur Verfügung stellt, nutzen.
Sie haben das Projekt „Treffsichere Zukunft“ erstellt, das sehr gelobt wurde, was ist der Inhalt dieses Projektes?
Jürgen Pfefferkorn: Wir haben Ziele erstellt, die vor allem auf eine deutliche Verbreiterung des Fechtsports abzielen. So ist zum Beispiel geplant, neben den vier bestehenden Vereinen vier neue (in Lustenau, im Bregenzerwald, im Montafon, der vierte ist noch offen) entstehen, die Anzahl der aktuell 150 Fechtsportler soll auf 400 gesteigert werden. 2024 ist das große Ziel, wieder einen Olympiateilnehmer zu haben.
Das klingt alles sehr schön, welche begleitenden Maßnahmen werden gesetzt, um solche Ziele auch zu erreichen?
Jürgen Pfefferkorn: Die erste Maßnahme war die Installation eines neuen Landestrainers. Niko Pop aus Rumänien ist seitdem für das Kadertraining verantwortlich. Dazu sind mit Hans Jürgen Burghardt und René Helfer zwei Teilzeittrainer bei uns tätig. Burghardt kümmert sich um den Stützpunkt Feldkirch und in Zusammenarbeit mit Pop um die Sportgymnasiasten, Helfer ist vorwiegend im Nachwuchsbereich tätig. Helfer ist zudem der sportliche Leiter im Landesverband. Leistungsvereinbarungen werden getroffen und auch entsprechend evaluiert. Das Landesfechtzentrum in Dornbirn wird mit dem deutschen Olympiastützpunkt Heidenheim zusammenarbeiten, gemeinsame Trainingslager, Weiterbildung von Übungsleitern und Trainern wird mit den Deutschen zusammen forciert. Große Fechtveranstaltungen in Vorarlberg (EM, WM, Weltcup) sind geplant.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Fechtsports in Vorarlberg?
Jürgen Pfefferkorn: Wir haben jetzt eine gute Basis geschaffen, wir haben ein gutes Team, das an einem Strang zieht. Ich bin überzeugt, dass wir den Fechtsport auf ein gutes Niveau bringen werden.
Hier ist das Strategiepapier des Fechtverbandes abrufbar