Zahlen lügen nicht. Die Meisterklubs der großen Europa-Ligen haben mehr Punkte als der neue Meister der Alpenrepublik. Barcelona schaffte 2,51 Punkte pro Spiel, Dortmund 2,21, Milan 2,19 und ManU 2,08. Sturm Graz kam mit 66 Punkten in der Endabrechnung auf so wenig wie noch nie in Österreich seit Einführung der Drei-Punkte- Regel. Und einen Schnitt von nur 1,83 Punkten pro Spiel. Der schwächste Meister Europas hat trotzdem mit weit weniger Geld (11 Millionen Euro Budget) den Wienern die Leviten gelesen. Austria gibt 14, Rapid 15 Millionen Jahresbudget an. Wobei Grün-Weiß in der Seuchensaison mit Platz 5 alle Ziele verfehlt hat. Seit dem Meistertitel 2008 geht es bergab: 2009 Zweiter, 2010 Dritter. Offenbar wusste Ex- Coach Pacult, warum er zum Dosenklub Red Bull wechselte. Neo-Trainer Schöttel steht vor einer Herkules-Aufgabe.
Rote Karte für Schiri und die Wettmafia
Nicht so trist ist die Lage der Austria im Jubiläumsjahr, sie hat das Minimalziel Europacup- Platz erreicht. Warum es nicht der Titeltraum wurde? Wiener Neustadt war das violette Schicksal: Erst das 2:4 mit dem Skandal, dass zwei Magna-Spieler beim Anpfiff zu früh ins gegnerische Feld liefen. Dann das unfassbare Hands von Salkic in Minute 87 der vorletzten Runde, das zum Elfmeter-Tor für Sturm führte. In Asien schlug das Wettfrühwarnsystem an, da sechsstellige Pfundbeträge auf das Spiel gesetzt wurden. Offenbar hatte hier die Wettmafia ihre Hände im Spiel, die Erhebungen der Staatsanwaltschaft laufen derzeit noch. Zweiter Schicksalsschlag für die Austria war die Schiri-Leistung im Heimspiel gegen Salzburg (2:4). Kein Stadionbesucher konnte die Gelb-Rote Karte für Baumgartlinger in der 70. Minute verstehen. Damit war die Dynamik gebrochen, der Titel verloren. Coach Daxbacher: Nächstes Jahr werden wir noch mehr kämpfen dann können sie uns die Bälle mit der Hand runterfangen und unsere Spieler ausschließen es wird nichts nützen,
Traut sich Rapid, durchzugreifen?
Den größten Schatten über den Fußball haben Rapid-Fans mit dem Platzsturm und dem Abbruch geworfen. Wird nicht beinhart gegen die Hooligans durchgegriffen, kann man sich Fußball als Familiensport abschminken. Für Sponsoren, Wirtschaft und Gesellschaft eine Katastrophe. Rapid hat es in der Hand denn die Austria hat nach dem Bilbao- Skandal 2009 durchgegriffen: Fan- Verantwortlicher Schwarzlechner wurde abberufen und das Fanzentrum geschlossen. Wie entschlossen ist nun der Stadtrivale?
Interview: Stadion-Polizist zum Derby der Schande
Das Wiener Bezirksblatt sprach mit einem Polizeibeamten, der mittendrin in der Hanappi-Randale war, aus Sicherheitsgründen aber ungenannt bleiben will.
Platzsturm vermummter Chaoten, Abbruch. Wie schlimm wars aus der Sicht eines betroffenen Polizisten?
So was hab ich noch nie erlebt. Zwei von uns wurden verletzt. Schlimm war auch, dass Besucher der Südtribüne, wo die VIPs sitzen, Gegenstände aufs Feld geschmissen haben und fast ebenso aggressiv wie auf der Westtribüne waren.
War die Polizei vor dem Westsektor nicht zu passiv?
Es ist Strategie, dass die Polizei nicht in Erscheinung tritt, sondern der Ordnerdienst, den Rapid organisiert, das macht. Aber der war an diesem Sonntag nicht zu sehen
Ist es nicht gemeingefährlich, dass mehr als hundert Chaoten so leicht auf das Spielfeld rennen können?
Ich meine, dass es ein Problem ist, dass Rapid mit den Hooligans packelt. Und natürlich ist der Zaun vor dem Westsektor nicht hoch genug und das Netz zu schwach. Vielleicht war der Vorfall gar nicht so schlecht, damit sich etwas ändert.
Aus Ultras-Kreisen heißt es, dass es einen Machtkampf in der Führung gibt, der Platzsturm damit zusammenhängt. Jedenfalls war die Aktion organisiert, längst so geplant.