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Rapid Ultras: Stellungnahme zu den Derby-Vorfällen am 22. Mai

Die Ultras Rapid haben nun zu den aktuellen Vorfällen und Berichten rund um das "Skandal-Derby" öffentlich Stellung bezogen.
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“Der Block West und der Rest des Stadions nimmt sich fest vor, der Mannschaft des SK Rapid beim bevorstehenden Derby noch einmal der 12. Mann zu sein, der Rapid auch in aussichtslosen Spielen oftmals noch zum Sieg verholfen hat. Choreographie gibt es diesmal aufgrund der jetzt abgelaufenen Saison keine, zu groß ist die Enttäuschung über die Leistung der Spieler, aber auch über jene der erantwortlichen bei Rapid, von sportlicher Leitung über Präsident Edlinger bis zu Manager Kuhn. Trotzdem ist kein Platzsturm geplant, im Gegenteil: Die Mannschaft wird angefeuert und unterstützt, denn keiner könnte es nach so einer verkorksten Saison verkraften, zum Abschied auch noch vom Erzrivalen im eigenen Stadion besiegt zu werden. Die Tatsache, dass es für die Austria um den Titel geht, trägt natürlich auch das Ihrige dazu bei.

16:05: Rapid bekommt – wie so oft in dieser Saison – ein unglaublich banales Tor, die Leistung der (seit gefühlten Ewigkeiten nicht veränderten) Hintermannschaft grenzt an eine Katastrophe. Trotzdem wird nicht aufgegeben und weiterhin die Mannschaft unterstützt.

16:26: Die Mannschaft des SK Rapid versagt weiterhin kläglich und fängt sich das nächste Tor in Schülerligamanier ein. Diesmal ist die Enttäuschung, das Entsetzen und die Wut über das Auftreten des SK Rapid am Höhepunkt. Dazu kommt die Angst, hier von der Austria komplett abgeschossen zu werden. Die ersten Fans klettern über den Zaun und betreten das Spielfeld, etwa 200 tun es ihnen gleich. Der Großteil kommt von der Westtribüne, einzelne laufen von Nord- oder Südtribüne auf das Spielfeld. Die Mannschaften flüchten in die Kabinen, die Polizei tritt auf und zieht eine Linie vor dem Gästesektor auf. Eine Fackel wird aus dem Gästesektor auf das Spielfeld geworfen und von einem Rapidfan wieder zurück in selbigen. Zwei weitere pyrotechnische Gegenstände werden in den Auswärtsblock geworfen. Die Polizei schreitet ein und drängt die Rapidfans, die sich auf dem Spielfeld befinden, zurück Richtung Westtribüne. Ohne Widerstand lässt man sich zurückdrängen und nach wenigen Minuten sind alle wieder auf ihren Plätzen. Das Pulverfass ist explodiert, ein spontanes Zeichen seitens der Fans wurde gesetzt. Das Spiel wird abgebrochen…

Soweit die Fakten. Wir bitten nun um besondere Aufmerksamkeit und möchten erstens die Gründe für den Platzsturm erörtern und uns zweitens zu einigen kolportierten und frei erfundenen Dingen äußern, die lediglich der Skandalisierung, den Verkaufszahlen, den Einschaltquoten und nicht zuletzt der Sensationsgeilheit vieler Journalisten dienen:

Der SK Rapid befindet sich seit Jahren im freien Fall, in Wahrheit werden immer die gleichen Fehler gemacht. Schon nach dem Meistertitel 1996 zerfiel danach die gesamte Mannschaft, die Klubführung hielt das schnelle Geld für wichtiger als nachhaltigen Erfolg und fast alle Leistungsträger wurden verkauft. Danach wurde bis 2005 kein Titel geholt. 2005 war eine Wundersaison, in der Rapid am Ende als Meister dastand. Wieder gab es die Chance auf langfristige Veränderung, wieder wurden Leistungsträger verkauft und nicht angemessen ersetzt. Nur ein Jahr später war man erneut an einem sportlichen Tiefpunkt angelangt. Die Mannschaft rappelte sich nach zwei Trainerwechseln wieder auf, holte 2008 noch einmal den Meistertitel und wieder wurde der Großteil der Leistungsträger verkauft und nicht ersetzt. In der jüngeren Vergangenheit dienen die Herren Maierhofer, Hoffer, Boskovic und Jelavic als Beispiel, die allesamt nicht oder nicht genügend ersetzt wurden, obwohl ihre Verkäufe Millionen in die Kassen gespült haben. Vorgestern wurde still und heimlich auch noch Veli Kavlak abgegeben, in der Aufregung um das angebliche Skandalderby hat das noch fast keiner mitbekommen. Dem Verein war seit Jahren bekannt, dass das Verhältnis der sportlichen Leitung (Peter Pacult und Alfred Hörtnagl) total zerrüttet und keine konstruktive Zusammenarbeit möglich war. Dies wurde ignoriert und einzelne Erfolge täuschten darüber hinweg, leugnen kann das allerdings niemand. Zudem versuchte sich nach jüngsten Misserfolgen Manager Kuhn wieder einmal abzuputzen, indem er sich auf Pacults Versagen ausredete, als dieser schon lange weg war. Werner Kuhn ist seit 1994 Manager des SK Rapid und somit für alle angeführten Punkte voll mitverantwortlich.

Begründet wurde dieses Vorgehen immer damit, Rapid habe massive Geldprobleme, Altlasten und man “muss” jährlich mit einem Budgetloch von zwei Mio. Euro planen, das nur durch das Verkaufen von Spielern kaschiert werden könne. Vor zwei Jahren wurde dem SK Rapid die Lizenz nur mit Auflagen zugestanden. All diese Punkte sind nicht akzeptabel und die Wut, die sich aufgestaut hat, wurde letzten Sonntag mit einem nicht geplanten Platzsturm entladen.

Die Medien: Was in den letzten Tagen in Österreich veranstaltet wurde, ist fast nicht in Worte zu fassen. Wir möchten uns zu folgenden Punkten äußern:

  • Das Kammerl, in dem die Ultras Rapid Utensilien wie Fahnen, Doppelhalter und Trommeln aufbewahren, ist weder geheim noch versteckt. Es wird vom Verein und der Stadionleitung zur Verfügung gestellt und alle wissen darüber Bescheid. Den Schlüssel zu diesem Kammerl hat die Stadionleitung, wir können entgegen Behauptungen diverser Zeitungen nicht Tag und Nacht hinein, ohne dass jemand Bescheid weiß. Der Vorwurf, dieses Kammerl sei ein Lagerort für verbotene Gegenstände und Pyrotechnik ist absurd. Rapid hat die kontrollierte Verwendung bengalischer Feuer immer toleriert, es gab keinen Grund diese zu verstecken.
  • Es wurden keine Spieler attackiert oder verletzt. Es wurden zwei Spieler leicht gerempelt, jeder Zweikampf in einem Spiel ist härter.
  • Es sind die Gründe für diese Vorfälle nicht in der Gesellschaft zu suchen, es geht einzig und allein um die Leistung der Mannschaft sowie das Handeln des Vorstands von Rapid.
  • Es wurde viel über den Generationswechsel innerhalb der Kurve spekuliert. Es ist richtig, dass die Gruppe Ultras Rapid und der Block West zur Zeit einen Generationswechsel erfahren, wie er in jeder anderen Fankurve der Welt auch im zeitlichen Abstand von 8 – 10 Jahren vor sich geht. Darin den Grund für den Platzsturm zu suchen ist nicht korrekt. Es bedarf keines Platzsturms um die Hierarchie innerhalb einer Fankurve zu regeln.
  • Die Vorfälle beim Auswärtssektor sind negativ zu bewerten und lenken vom eigentlichen Sinn des spontanen Protests ab. Jetzt aber wegen einer Hand voll Leuten Konsequenzen für alle etwa 200 Rapidler zu fordern, die am Feld waren, ist unangemessen. Für alle Abonnenten des Block West auf Grund des Drucks durch die Medien Konsequenzen beim Erwerb des Abos einzurichten, ist aber völlig überzogen.

Von vielen Zeitungen haben wir uns nichts anderes als schmutzigen Boulevardjournalismus erwartet, dass allerdings auch angebliche Qualitätsmedien auf diesen Zug der Panikmache aufspringen und nicht recherchierte sowie unreflektierte Artikel einfach übernehmen, online stellen und abdrucken wundert uns doch ein wenig.

Zu guter Letzt möchten wir noch zum Nachdenken anregen: Die Aussagen von Präsident Edlinger nach diesem Derby können wir nicht einfach so stehen lassen. Klar ist natürlich, dass er diese Aktion nicht gutheißen kann und das verlangt auch keiner von ihm. Es ist allerdings nicht besonders aufrecht, sich jahrelang in der guten Stimmung bei Spielen von Rapid zu sonnen, reihenweise Seitenhiebe an die Konkurrenz zu verteilen, den Fans zu vermitteln sie seien etwas wert in diesem Verein und dann bei der ersten Gelegenheit von “Figuren” zu sprechen, die bei Rapid nichts verloren haben. Er wünscht sich die gute Stimmung aus dem Europacup, die schönen Choreographien und den tollen Gesang zurück. Herr Präsident, die Leute, die für die Choreographien und für die gute Stimmung verantwortlich sind, sind teilweise die Selben, die auf dem Feld waren um ihren Unmut auszudrücken. Lenken Sie nicht mit billigem Populismus vom absoluten Versagen der Verantwortlichen und der Mannschaft Rapids ab.”

Die vereinte Fanszene des Block West und der Ostkurve

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