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Nach Mega-Razzia und Verhaftungen in der Schweiz und Vorarlberg: Hells Angels brechen ihr Schweigen

Es war ein internationaler Schlag gegen den organisierten Drogenhandel, der weit über die Vorarlberger und Schweizer Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen sorgte.
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Die Hells Angels haben jegliche Beteiligung an einem aktuellen Drogenfall zurückgewiesen, der sowohl die österreichischen als auch die Schweizer Behörden beschäftigt. Im Zentrum der Ermittlungen stehen mehrere Vorarlberger, die im Zusammenhang mit internationalem Kokainhandel festgenommen wurden.

Im Jänner 2024 haben die Ermittler um 6:15 Uhr an 13 unterschiedlichen Orten in der Schweiz und Österreich zugeschlagen und nahmen zwölf Personen fest.

Was die Hells Angels zu dem Fall sagen

Der Schweizer Sprecher des Motorradclubs, Pit Heeb, betonte jetzt gegenüber "20 Minuten", dass weder er noch andere Mitglieder des Schweizer MCs in den Fall verwickelt seien.

Handel mit Kokain und Cannabis

Pit Heeb, Sprecher des Hells Angels Charters „Riverside“ in Buchs (Schweiz), äußerte sich gegenüber der Zeitung 20 Minuten und wies alle Vorwürfe scharf zurück. „Wir haben mit dem Fall nichts zu tun“, erklärte Heeb und fügte hinzu, dass die Berichte über eine angebliche Verwicklung seines Charters falsch seien.

In Medienberichten wurde behauptet, dass Mitglieder der Hells Angels in großem Umfang in den Handel mit Kokain und Cannabis involviert seien. Die Aargauer Zeitung schrieb unter dem Titel „Die geheimen Deals der Hells Angels“, dass der Motorradclub eine zentrale Rolle im internationalen Drogenhandel spielen würde.

Heeb widersprach diesen Berichten vehement und betonte, dass weder er noch sein Charter mit diesen illegalen Aktivitäten in Verbindung stehe.

  • In Schweizer Medien wurde berichtet, dass Heeb selbst verhaftet worden sei. Das wurde aber später wieder korrigiert und richtiggestellt.

Keine Verhaftung von Hells Angels-Sprecher Heeb

Im Zusammenhang mit dem Fall steht auch ein 42-jähriger Vorarlberger, der in St. Margrethen tätig war und sich in Vorarlberg vor Gericht verantworten muss. Ihm wird vorgeworfen, in den Drogenhandel involviert zu sein und Kontakte zu Mitgliedern des Hells Angels Charters „Riverside“ zu unterhalten.

Laut Heeb handelt es sich dabei um eine Falschdarstellung. Der Vorarlberger sei weder ein „Hangaround“ noch ein „Prospect“ und schon gar kein Mitglied des Clubs. Er habe ihn aber flüchtig gekannt, allerdings nur vom "Hallo" und "Tschüss" sagen.

  • Die Ermittlungen im Fall stützen sich maßgeblich auf Daten, die durch das Hacken der verschlüsselten Chat-Dienste Encrochat und Sky-ECC in den Jahren 2020 und 2021 gewonnen wurden. Diese Systeme wurden von Kriminellen genutzt, um ihre Kommunikation zu verschleiern.
  • Durch das Abfangen der Nachrichten konnte die Polizei den Drogenhandel aufdecken. Unter anderem soll der Vorarlberger eine unbekannte Person beauftragt haben, zwei Kilogramm Kokain von Amsterdam in die Schweiz zu schmuggeln, wie 20 Minuten berichtet.

Ein weiterer Missverständnispunkt - aus Sicht von Heeb - betrifft das Tattoo-Studio des Vorarlbergers, das fälschlicherweise in Verbindung mit den Hells Angels gebracht wurde, weil es denselben Namen wie der Charter „Riverside“ trug.

Heeb stellte klar, dass der Vorbesitzer des Studios ein Mitglied des Clubs gewesen sei, das Studio jedoch vor neun Jahren verkauft habe und der neue Eigentümer keine Verbindungen zum Club habe.

©Symbolfoto: AP

Hells Angels wehren sich gegen die Vorwürfe

Heeb kritisierte die Berichterstattung der Schweizer Medien und betonte, dass die Hells Angels in diesen Fall zu Unrecht in den Fokus gerückt worden seien.

„Der aktuelle Besitzer hat nichts mit uns zu tun“, sagte Heeb und fügte hinzu, dass das Tattoo-Studio inzwischen umbenannt worden sei.

Er erklärte weiter, dass der Drogenhandel nichts mit den Hells Angels zu tun habe und er selbst als Immobilienunternehmer und Teilhaber einer Mikro-Algen-Anlage keine Zeit für kriminelle Aktivitäten habe. „Ich arbeite seit 20 Jahren im Immobiliengeschäft“, stellte Heeb klar.

Kein Schweizer Hells Angels-Mitglied ist involviert

Dennoch sah sich der Präsident des Hells Angels Riverside Charters jetzt mit einer Welle von Anrufen konfrontiert, nachdem die "Aargauer Zeitung" und "20 Minuten" fälschlicherweise über seine angebliche Verhaftung im Zuge des Drogenfalls berichtet hatten.

Er wies die Vorwürfe vehement zurück und erklärte, dass kein Schweizer Hells Angel in den Ermittlungsakten auftauche.

©Symbolfoto: Reuters

"Chorknaben sind wir sicher nicht"

Schon vor rund zwei Jahren sagte Heeb in einem Interview mit dem "Blick": "Nein, Chorknaben sind wir sicher nicht. Aber dieser kriminelle Scheiß, den sie uns da immer anhängen wollen – das stimmt garantiert nicht." Sein Club habe nichts mit Drogendeals zu tun: "Nein, Jösses Gott. Weit weg von diesem Seich. Wir sind Männer und wollen unsere Männlichkeit auch bewahren. Und davon haben wir unsere eigene Vorstellung."

Drogen dealen bringe gar nichts. Er hätte schon immer allen davon abgeraten. Am Anfang würden die jungen Dealer zwar viel Geld verdienen, aber schlussendlich hole es sie alle ein.

Im aktuellen Fall sind jetzt jedenfalls die Gerichte in Vorarlberg am Zug. Der Vorarlberger Unternehmer, der in der Schweiz verhaftet wurde, wollte sich mit einer Beschwerde vor dem Bundesstrafgericht gegen seine Auslieferung wehren.

Die Polizei habe die Beweise illegal erhoben und zudem müsse er sich um seine in der Ostschweiz lebende Tochter und seine Angestellten kümmern - die Beschwerde wurde abgelehnt.

Ex-Präsident des HAMC Voralberg vor Gericht

Aktuell müssen sich ein 39-jähriger und ein 51-Jähriger Vorarlberger vor Gericht verantworten. Der unbescholtene Mann (39) war früher Präsident des Hells Angels MC Vorarlberg und auch der zweite Angeklagte wird den Höllenengeln zugeordnet.

3,5 Jahre für Vater, der Dealern half

Faktenbox: Polizeieinsatz im Drogenfall

  • Datum der Razzia: 23. Januar
  • Einsatzkräfte: 180 Polizisten in Österreich und der Schweiz
  • Verhaftungen: 11 Österreicher und 1 Kroate
  • Beschlagnahmungen:
    • Kokain
    • Cannabis
    • Waffen und Munition
    • Bargeld
    • Luxusfahrzeuge
  • Leitung der Operation:
    • Bundeskriminalamt Österreich
    • Landeskriminalamt Vorarlberg
  • Unterstützung: St. Galler Kantonspolizei, Verhaftung von 3 Österreichern in der Ostschweiz

Der Hells Angels MC Vorarlberg ist von den in der Anklage erhobenen Vorwürfen rund um ihren Ex-Präsidenten nicht betroffen.

Hinweis der Redaktion: Für alle Beteiligten und Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

Quellen für diesen Bericht: V+ (VN.AT, Neue Vorarlberger Tageszeitung, VOL.AT), Aargauer Zeitung, 20 Minuten.

(VOL.AT)

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