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Nach Linhart-Vorstoß: Reaktionen der Opposition

Ritsch, Thür und Kuner poltern.
Die Oppositionsparteien in Bregenz zeigen sich nach einem Vorstoß von Bürgermeister Markus Linhart verwundert und sparen nicht mit Kritik.

Kann die Bahn in Bregenz doch unter die Erde verlegt werden? Bürgermeister Markus Linhart bat in einem Schreiben an Bundesministinerin Leonore Gewessler und LH Markus Wallner um die Aktualisierung einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2003. Der Brief, der VOL.AT vorliegt, datiert vom 9. Juli 2020 - also noch bevor FPÖ, SPÖ und NEOS in Bregenz ihren gemeinsamen Schulterschluss in der Sache öffentlich machten wie auch Linhart im Gespräch mit VOL.AT betont.

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Wahlkampftaktik?

Bei der Opposition gehen jetzt die Wogen hoch und man ortet einen wahlkampftaktischen Schachzug von Langzeit-Bürgermeister Markus Linhart. Während es zum offenen Schlagabtausch zwischen Opposition und Bürgermeister kommt, sind die "Die Grünen" um die mitregierende Vize-Bürgermeisterin Sandra Schoch in der Sache bislang ruhig geblieben.

Vize-Bgm. Sandra Schoch, Die Grünen

Ritsch: "Ein Wahlkampf-Gag"

Bürgermeisterkandidat Michael Ritsch vom Team:Bregenz findet klare Worte zum Brief des amtierenden Bregenzer Bürgermeisters Markus Linhart an die Verkehrsministerin zur Verlegung der Bahnstrecke: „Linhart ist mittlerweile seit 8.000 Tagen Bürgermeister in Bregenz. In all diesen Jahren hat er das Thema Bahnhof komplett ignoriert. Jetzt, 66 Tage vor der Wahl, schreibt er einen Brief an die Infrastrukturministerin. Das ist ein so billiger Wahlkampf-Gag, dass ich zuerst an einen Scherz geglaubt habe.“ Die Situation am Bahnhof sei ein Sinnbild für die inzwischen 22-jährige Amtszeit von Herrn Linhart, so Michael Ritsch.

Michael Ritsch

Dass das wertvollste Grundstück in Bregenz an Private verkauft wurde und die Stadt daher keine konkreten Entscheidungen treffen könne, habe die Situation deutlich komplizierter gemacht. „Anstatt eines attraktiven Stadtkerns mit integriertem Bahnhofsareal haben wir dort einen öden Parkplatz. In den letzten 22 Jahren hat der Bürgermeister jegliche ernstgemeinte Initiative vermissen lassen. Da nützt auch kein Briefeschreiben kurz vor der Wahl: Die Bregenzerinnen und Bregenzer wollen Lösungen, keine Alibi-Aktionen. Nach der ewig gleichen Ansagen-Politik ist es Zeit für ein umfassendes Gesamtkonzept.“ Michael Ritsch selbst unterstützt die Forderungen der Genossenschaft „mehramsee“, die eine unterirdische Streckenführung der Bahntrasse zwischen Bregenz Bahnhof und Lindau fordert. 

Video: Opposition mit einem Schulterschluss

Unter dem Titel „Vision Urbanes Leben Bregenz“ hat er zudem gemeinsam mit Andreas Stickel einen umfassenden und fundierten Plan für die völlige Neugestaltung des Stadtkerns präsentiert. Bregenz soll durch extra geschaffene Plätze und Neubauten urbanes Flair erhalten. „Damit würden wir die Mitte der Landeshaupstadt beim See deutlich verschönern“, sagt Michael Ritsch. Der Verkehr soll, beginnend von der Quellenstraße bis zum Postamt, über 900 Meter unterirdisch geführt werden.

NEOS Bregenz: Zaghafter Vorstoß

„Nach jahrelangem Druck und einem Schulterschluss der Oppositionsparteien kommt nun wenigstens zu Wahlzeiten etwas Bewegung in die Bregenzer Volkspartei. Ob dieser zaghafte Vorstoß des Bürgermeisters auch nach der Wahl etwas wert ist, werden wir dann sehen. Jede Bewegung in die richtige Richtung begrüßen wir natürlich und hoffen, dass dieser Vorstoß nicht nur eine weitere Eintagsfliege bleibt“, so der Landtagsabgeordnete und Stadtvertreter unisono. „Leider haben wir von der Landes- und Stadtregierung in Bregenz bisher nur Visionsverweigerung erlebt. Wir müssen uns als Landeshauptstadt dringend weiterentwickeln und nicht den Status Quo zelebrieren, nur weil dies der ‚einfachere Weg‘ erscheint“, mahnt Thür.

Garry Thür, NEOS

Auch Alexander Moosbrugger schließt sich den Worten von Garry Thür an. „Das ist ein weiterer Versuch in den 22 Jahren von Linharts Amtszeit einen ersten Schritt zu tun, um die Region und Bregenz zu entwickeln. Bisher ist nicht viel passiert. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und auch ein Brief ist noch keine Weichenstellung. Der richtige Weg wäre es zumindest, wenn das Versprochene auch nach der Wahl hält“, erklärt Moosbrugger.

Kuner, FPÖ: "Das ist zu wenig"

„Wenig glaubwürdig“ ist für FPÖ-Bürgermeisterkandidat Stadtrat Philipp Kuner der „plötzliche Meinungsschwenk“ zur Verlegung der Bahntrasse unter die Erde von ÖVP-Bürgermeister Linhart. „Jahrelang hat der Herr Bürgermeister nichts von diesem Zukunftsprojekt wissen wollen. Jetzt kurz vor der Bürgermeister- und Stadtvertretungswahl versucht er 'die Kurve zu kratzen' und mittels eines Schreibens Aktivität vorzugaukeln“, zeigt Kuner auf. Wahlkampfbriefe schreiben sei aber zu wenig, richtet der FPÖ-Stadtrat dem Bürgermeister aus.   

Philipp Kuner, FPÖ ©zVg/FPÖ

Kuner fordert von Bürgermeister Linhart vielmehr ein glasklares Bekenntnis zur Verlegung der Bahn unter die Erde. „Was es braucht ist Klarheit und den ehrlichen und konsequenten Einsatz für dieses Zukunftsprojekt für eine attraktive Stadtentwicklung. Diesen Einsatz lässt der Bürgermeister aber vermissen“, sagt Kuner abschließend.

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