Nach Kindesmisshandlung im Burgenland: Baby auf Normalstation verlegt

Die Kindesmisshandlung wurde vergangene Woche entdeckt, als die Eltern mit ihrem etwa zwei Monate alten Baby zu einer Untersuchung ins Spital gefahren waren. Dabei fielen den behandelnden Ärzten bei dem kleinen Mädchen zahlreiche Knochenbrüche, Prellungen und Blutergüsse auf, berichtete die “BVZ” in ihrer Ausgabe vom Mittwoch.
Der Vater wurde vergangenen Mittwoch, die Mutter tags darauf am Donnerstag festgenommen. Er wurde in die Justizanstalt Eisenstadt, sie nach Wiener Neustadt gebracht. In beiden Fällen lautet der Verdacht auf Quälen unmündiger Personen und absichtlich schwere Körperverletzung.
Misshandeltes Baby wurde auf Normalstation verlegt
“Sie ist am Wochenende von der Intensivstation rausgekommen. Es gibt keine Probleme und es geht ihr den Umständen entsprechend gut”, erklärte Sprecherin Simone Pfandl-Pichler am Montag, dem 1. Oktober. Das Baby befinde sich nun auf der Normalstation. Man achtet darauf, dass sie weiterhin stabil bleibt, dass man sie bestmöglich versorgt und dann wird man sehen, wie es weitergeht. Wie lange das dauert ist noch unklar. Eine Prognose, wann das Kind das Spital verlassen könne, sei nicht möglich. Auch über etwaige Spätfolgen können keine Aussage getroffen werden, weil beispielsweise Teilleistungsstörungen manchmal erst beim Schulbesuch zum Vorschein kämen.
Dass das kleine Mädchen an der Glasknochenkrankheit leide, könne man ausschließen, so die Sprecherin. “Bei Glasknochenkrankheit brechen die Röhrenknochen, aber man hat keine Gehirnblutungen oder anderes dabei.”
Für Eltern wurde ein Haftprüfungstermin angesetzt
Die Mutter des Babys befindet sich weiterhin in der Justizanstalt Wiener Neustadt in Untersuchungshaft, der Vater sitzt in Eisenstadt. Für kommenden Donnerstag wurde eine Haftprüfungsverhandlung angesetzt, so Magdalena Wehofer, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Eisenstadt. Ende der vergangenen Woche seien die Gutachter in dem Fall bestellt worden. In Auftrag gegeben wurden ein psychologisches und psychiatrisches Gutachten zum Status der Eltern sowie eine gerichtsmedizinisch-forensische Expertise zu den Verletzungen des Babys, berichtete Wehofer.
Eine verpflichte psychotherapeutische Betreuung für Eltern, die durch Gewalt bei der Erziehung ihrer Kinder auffällig geworden sind, hat am Montag die Kinderschutzorganisation “die möwe” verlangt. Erwachsene, die Gewalt als “Erziehungsmethode” erlebt und sie somit als “normal” empfunden hätten, würden diese mit hoher Wahrscheinlichkeit an Ihre Kinder weitergeben. Solche Erziehungsmuster könnten nur mittels langjähriger Psychotherapie überwunden werden.
Betreuung für gewalttätige Eltern
Ambulante Betreuung wie im Fall der Mutter des kleinen Mädchens greife oft zu kurz, weil die Problemlage nicht in der Tiefe behandelt werde, so Fasslabend. Gefährdete Eltern bräuchten außerdem tägliche, intensive Unterstützung bei ihren Betreuungsaufgaben. Rechtzeitige psychotherapeutische Hilfe und Aufklärung seien von eminenter Bedeutung, um die Gewaltspirale zu durchbrechen und zu verhindern, dass Kinder oder sogar Babys Opfer elterlicher Gewalt würden. “die möwe” biete Workshops zu diesem Thema für Kinder, Eltern und Pädagogen kostenlos an.
Als weitere Forderung nannte Fasslabend eine Reform des Mutter-Kind-Passes unter Einbeziehung psycho-emotionaler Faktoren. Zudem sprach sie sich für qualitätsgesicherte Elternbildungsprogramme in Form eines “Eltern-Führerscheins” aus. In Schulen müssten viel mehr Psychologen und Sozialarbeiter als Ansprechpersonen zur Verfügung stehen. Weiters brauche es mehr ambulante Versorgungsmöglichkeiten für Kinder mit psychischen Problemen. Die klinisch-psychologische Behandlung von Kindern und Jugendlichen sollte als Kassenleistung angeboten werden. Und schließlich sollten “psychosoziale Frühwarnsysteme” eingeführt werden.
(Red./APA)