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Nach Griechen-Wahl: Finanzmärkte atmen auf – Euro auf Monatshoch

Märkte in Asien atmeten nach Griechen-Wahl einmal auf.
Märkte in Asien atmeten nach Griechen-Wahl einmal auf. ©EPA
Der Euro hat am Montag spürbar von den Ergebnissen der griechischen Parlamentswahl profitiert, die Finanzmärkte reagierten weltweit erleichtert und verzeichneten deutliche Kurzaufschläge.
Siegeszug für Konservative und Euro
So geht es weiter in Griechenland

In der Früh kostete die Gemeinschaftswährung 1,2710 US-Dollar und damit knapp einen Cent mehr als am Freitagabend. Im asiatischen Handel war der Euro mit 1,2747 auf den höchsten Stand seit fast einem Monat gestiegen. Ein Dollar kostete zuletzt 0,7868 Euro. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagmittag auf 1,2596 (Donnerstag: 1,2551) Dollar festgesetzt.

ATX mit Zugewinnen

Die Wiener Börse hat die Sitzung am heutigen Montag mit Zugewinnen eröffnet. Der Fließhandelsindex ATX notierte um 9.15 Uhr mit 1.956,97 Zählern um 30,67 Punkte oder 1,59 Prozent über dem Freitag-Schluss (1.926,30). Bisher wurden 394.591 (Vortag: 638.662) Aktien gehandelt (Einfachzählung).

Auch an den übrigen Börsen Europas herrschten angesichts der Erleichterung über eine Mehrheit der Spar- und Eurobefürworter steigende Notierungen vor. Lediglich der Mailänder FT-SE MIB Index pendelte um die Nulllinie.

In Wien lagen vorerst keine börsenrelevanten Unternehmensnachrichten vor. Zahlen wird es wieder am Mittwoch geben, dann legt der Büromöbelhersteller Bene Bericht über die Geschäftsentwicklung im ersten Geschäftsquartal ab.

Unter den heimischen Schwergewichten sahen voestalpine und Erste Group mit plus 2,38 Prozent auf 21,70 Euro bzw. 1,82 Prozent auf 14,56 Euro die größten Zuwächse. Immofinanz stiegen um 1,60 Prozent auf 2,42 Euro, Andritz verbesserten sich um 1,48 Prozent auf 40,59 Euro und OMV verbuchten ein Plus von 1,06 Prozent auf 23,41 Euro.

Börse Frankfurt im Eröffnungshandel fester

Die Frankfurter Aktienbörse tendierte am Montag im frühen Geschäft mit festeren Kursen. Der DAX gewann bis 9.20 Uhr 82,29 Einheiten oder 1,32 Prozent auf 6.311,70 Zähler. Die Erleichterung über den Wahlsieg der Euro-Befürworter in Griechenland hat dem deutschen Aktienmarkt einen freundlichen Wochenauftakt beschert, hieß es.

“Kurzfristig ist ein Euro-Ausstieg Griechenlands weniger wahrscheinlich geworden”, kommentierte ein Börsianer. Nach Auszählung fast aller Stimmen kommt die Neo Dimokratia auf 29,7 Prozent, wie das Innenministerium in Athen am frühen Morgen im Internet mitteilte. Zusammen mit der sozialistischen Pasok-Partei, die demnach auf 12,3 Prozent kommt, würde sie über eine Mehrheit von 162 Mandaten im 300 Sitze zählenden Parlament verfügen. Sozialisten-Chef Evangelos Venizelos schlug allerdings die Bildung einer möglichst breiten Regierung aus Konservativen, Sozialisten, radikalen sowie gemäßigten Linken vor, die die Radikallinken bereits als lächerlich bezeichneten. Die Devisenexperten der Commerzbank befürchten erneut schwierige Koalitionsverhandlungen und sahen auch im moderaten Euro-Anstieg eine “enttäuschende Marktreaktion”.In Griechenland zeichnet sich eine parlamentarische Mehrheit der Spar- und Reformwilligen ab. Nach vorläufigen Ergebnissen können die Parteien Nea Dimokratia (ND) und Pasok eine Stimmenmehrheit im neuen Parlament auf sich vereinen und eine Regierung bilden. Vom politischen Europa wurde der Wahlausgang wie auch von den asiatischen Börsen mit Erleichterung aufgenommen. “Wir hoffen, dass die Wahlergebnisse rasch die Bildung einer Regierung erlauben”, erklärten EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Die Wahl galt auch als Richtungsentscheid über den Verbleib Athens in der Eurozone.

“Schlimmste Szenario fürs erste abgewendet”

Der Sieg der Euro-Befürworter nach der Wahl in Griechenland hat den Börsen in Asien am Montag kräftig Auftrieb verliehen. “Das schlimmste Szenario ist fürs erste abgewendet”, sagte Hiroichi Nishi von SMBC Nikko Securities der Agentur Kyodo. Dennoch herrscht auch Vorsicht und Skepsis: “Die Gewinne sind bereits wieder etwas abgebröckelt, denn es fehlt an Anschlusskäufen”, sagte ein Händler und verwies auf die vorerst weiter unklare Lage in Griechenland und Sorgen um das weit größere und inzwischen ebenfalls finanziell schwer angeschlagene Spanien.

Der MSCI Asia Apex 50, der die Aktienkurse der 50 größten Unternehmen Asiens exklusive Japan abbildet, stieg zuletzt um 1,54 Prozent auf 781,89 Punkte und baute damit seine Kursgewinne der vergangenen Handelstage aus. Der Nikkei-225-Index in Japan stieg kurz vor Handelsschluss um 1,89 Prozent auf 8.731,43 Punkte.

In Hongkong rückte der Hang-Seng-Index um 1,45 Prozent vor. Der chinesische Shanghai Shenzen CSI 300 stieg um moderate 0,61 Prozent auf 2.583,82 Punkte und in Südkorea gewann der Kospi 2,05 Prozent auf Punkte. Der FTSE Straits Times Index in Singapur gewann 1,10 Prozent auf 2.842,01 Punkte nach. Der indische Sensex in Mumbai sank dagegen um 1,18 Prozent auf 16.750,52 Punkte.

“Probleme Europas durch Wahl nicht gelöst”

“Es gibt ein kurzfristiges Aufatmen”, sagte Belinda Allen, Investmentanalystin bei Colonial First State Global Asset Management in Sydney der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg. “Wir alle wissen, dass Griechenland noch einen langen und harten Weg vor sich hat und die Probleme Europas durch diese Wahl nicht gelöst sind.” Ein Händler sagte zudem: “Wir haben munkeln gehört, dass die Pasok-Partei keine Koalition ohne die linksradikale Syriza bilden will und die hat dazu bereits nein gesagt.” Nun werde gehofft, dass die Pasok-Partei ihre Einstellung noch ändert. “Wenn nicht, wird die Unsicherheit Händler wieder dazu bewegen, risikobehaftete Anlagen zu verkaufen.”

Bei der griechischen Schicksalswahl am Sonntag waren die Konservativen nach Auszählung fast aller Stimmen mit knapp 30 Prozent stärkte Kraft geworden. Zusammen mit der sozialistischen Pasok würde sie über eine Mehrheit im Parlament verfügen. Beide Parteien haben sich für die Beibehaltung des Sparkurses und einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone ausgesprochen. Allerdings wurde das radikale Linksbündnis Syriza, das eine Aufkündigung des Sparprogramms angekündigt hatte, mit knapp 27 Prozent der Stimmen zweitstärkste Kraft.

(APA)

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