Nach Gerüchten um Saufgelage: Gemeinde protestiert für ihren Pfarrer

Feuerwehrleute in Uniform, Heimatvereine in Tracht und Fußballer in ihren Vereinsdress kamen am Sonntag zum Gottesdienst in die St.-Vitus-Kirche. Ihr Erscheinen war kein Zufall, sondern ein stiller, aber deutlicher Protest gegen den Passauer Bischof Stefan Oster (59). Im Zentrum des Konflikts: Pfarrer Alexander Aulinger, gegen den das Bistum schwere Vorwürfe erhoben hat. Aus Solidarität mit dem Geistlichen legten rund 100 Ministranten geschlossen ihren Dienst nieder.
Gemeinde steht hinter Pfarrer Aulinger
Seit Längerem schwelt ein Konflikt in der Pfarrgemeinde. Pfarrer Aulinger wird unter anderem ein problematischer Umgang mit Alkohol sowie "geistliche Manipulation" vorgeworfen. Laut einem Bericht des Recherchekollektivs "Correctiv" soll es bei Ausflügen mit Jugendlichen zu exzessivem Alkoholkonsum gekommen sein, zu dem der Pfarrer sie angestiftet habe.
Infolge dieser Vorwürfe verhängte das Bistum Passau ein "vorläufiges Zelebrationsverbot" sowie ein "Verbot des öffentlichen Auftretens als Priester". Diese Maßnahmen gelten zwar offiziell erst seit Montag, doch bereits am Sonntag verzichtete Aulinger im Gottesdienst auf eine Predigt.
Ministranten ziehen Konsequenzen
Wie "Bild" berichtet, reagiert die Gemeinde empört auf die Entscheidung des Bistums. "Unser letzter Dienst als Ministranten gilt unserem Pfarrer", sagte Schülerin Leni. "Fast alle von uns legen ihren Dienst nieder." Ministrantin Eva erklärte, die "Hetzjagd" auf Aulinger mache sie traurig und wütend. "Was wir nun erleben, ist nicht nur ungerecht – es widerspricht all den Werten, für die die katholische Kirche stehen sollte: Wahrheit, Nächstenliebe und Vergebung", so Emilia.
Mehrere Gottesdienstbesucher äußerten den Verdacht, der Pfarrer sei denunziert worden. Der örtliche Fußballverein hatte seine Mitglieder am Samstag dazu aufgerufen, in Vereinskleidung zur Messe zu erscheinen. Aulinger ist zudem Bezirksfeuerwehr-Pfarrer – deshalb rückten auch Feuerwehrleute in Uniform an. Der Trachtenverein beteiligte sich ebenfalls mit einer Solidaritätsbekundung.
Anwalt des Pfarrers weist Vorwürfe zurück
Holm Putzke, der Anwalt des Pfarrers, wies die Anschuldigungen zurück: "Zu den in der Pressemitteilung des Bistums genannten vagen und unbegründeten Verdächtigungen, die angebliches Fehlverhalten in der Jugendarbeit und 'geistliche Manipulation' betreffen, ist festzuhalten: Diese Vorwürfe entbehren jeder sachlichen Grundlage."
Sein Mandant sei sich zwar bewusst, "dass er – wie jeder Mensch – nicht fehlerfrei ist". Das rechtfertige jedoch keineswegs die Infragestellung seiner Eignung für die Seelsorge oder die Jugendarbeit. Aulinger habe sich "stets mit Leidenschaft, christlicher Überzeugung und tiefem Verantwortungsbewusstsein" seiner Berufung gewidmet. Die angespannte Lage in der Gemeinde dürfe nicht dazu führen, "dass ein engagierter Geistlicher als Sündenbock und Bauernopfer herhalten muss".
(dpa/VOL.AT)