Mutmaßlicher millionenschwerer Gold-Betrug betrifft auch Anleger in Vorarlberg

Die Hintergründe und was bisher bekannt ist
Es geht um Millionen ....
Ein mutmaßlicher Betrug im Umfang einer hohen zweistelligen Millionen-Euro-Summe in der DACH-Region betrifft vermutlich auch viele (Privat-)Anlegerinnen und Anleger aus Vorarlberg. Es geht dabei um die Vermögensanlage in Gold. Im Zentrum der Angelegenheit steht die Schweizer Firma Swiss Gold Treuhand AG (SGT) mit Sitz in Zug, die mittlerweile insolvent ist.
Das Geschäftsmodell von SGT beruhte darauf, dass sie sich gegenüber Anlegerinnen und Anlegern, die physisches Gold kaufen wollten, vertraglich dazu verpflichtete, Rohgold aus Afrika in die Schweiz zu importieren, es dort zu raffinieren und in Zollfreilagern in der Schweiz gesichert zu lagern. So etwa im Zollfreilager Embrach. Kundinnen und Kunden sahen das Gold dabei jedoch nicht persönlich bzw. physisch, sondern erhielten Goldeingangs- bzw. Einlagerungs-Urkunden über das in ihrem Namen treuhändisch eingelagerte Gold.
Verbleib von mindestens 80 Millionen Euro ungeklärt
Nachdem Anlegerinnen und Anleger im Laufe des Jahres 2023 Nachforschungen über ihr angeblich eingelagertes Gold anstellten und es verkaufen wollten, stellte sich heraus, dass das Gold offenbar nicht im bestätigten Umfang vorhanden ist. Seither ermitteln in der Schweiz die Strafverfolgungsbehörden wie etwa die Staatsanwaltschaft Tessin, mindestens eine Verhaftung hat bereits stattgefunden.
Über das SGT-Thema berichteten mehrere Medien, darunter der Schweizer SRF im Juli 2024. Die Rede ist dort von mehr als 80 bzw. 84 Millionen Schweizer Franken, deren Verbleib zu großen Teilen bislang nicht geklärt werden kann. Auch mehrere deutsche Anwaltskanzleien informierten darüber, wie diverse Internetportale zeigen. Die deutsche "Stiftung Warentest" schreibt von "Gefälschte Belege für Rohgold-Bestände", der Schweizer Verlag Konsumenteninfo AG aus Zürich titelt mit "Schweizer Goldfirma: Anleger suchen 84 Millionen Franken".
Mehr als 40 Vermittlerinnen und Vermittler in Vorarlberg
Der mutmaßliche Betrugsfall SGT tangiert auch viele Anlegerinnen und Anleger in Vorarlberg. Wie wpa-Recherchen ergeben haben, wurden die SGT-Produkte nämlich auch hierzulande mitunter in größerem Umfang durch unterschiedliche in Vorarlberg ansässige Vermittler und Handelsvertreter vermittelt, die auf Basis von Provisionen arbeiten. In der Branche ist die Rede von mindestens 40 bis 50 Vermittlerinnen und Vermittlern in Vorarlberg, die neben anderen Finanzprodukten eben auch SGT-Produkte im Portfolio hatten. Die Vermittlerinnen und Vermittler dürften dabei ebenfalls getäuscht worden sein und zumindest lange Zeit nichts von den mutmaßlichen Betrügereien geahnt haben.
Auch Staatsanwaltschaft Feldkirch ermittelt
Das Landeskriminalamt Vorarlberg erklärte auf wpa-Anfrage, dass das Thema SGT bekannt und bereits eine Anzeige eingegangen sei. Ein entsprechender Bericht sei an die Staatsanwaltschaft Feldkirch weitergeleitet worden. Dort bestätigte Pressesprecher und Staatsanwalt Heinz Rusch, dass man im Zuge dessen Ermittlungen rund um das Thema SGT aufgenommen habe.
Mit der Sachlage juristisch vertraute Personen verweisen allerdings darauf, dass die Mehrheit der Geschädigten wohl keine Anzeige in Vorarlberg erstatten werde, da es um eine Schweizer Firma gehe. Zudem handle es sich bei den mutmaßlichen Hauptverantwortlichen um einen in der Schweiz tätigen Italiener und einen Deutsch-Türken. Möglich seien allerdings Klagen gegen die Vermittler.
Feldkircher Anwalt vertritt mehrere Geschädigte
Der Feldkircher Rechtsanwalt Manfred Puchner erklärte auf wpa-Anfrage, dass er mehrere geschädigte Klientinnen und Klienten aus Vorarlberg in der Sache SGT vertrete. Nach derzeitigem Ermittlungsstand der Schweizer Behörden konnte man zumindest einen Teil des SGT-Goldes mittlerweile sicherstellen. Bestenfalls könne dadurch ein Totalausfall des veranlagten Geldes verhindert werden.
Sorgfaltspflicht der Vermittler und Handelsvertreter
Puchner verweist in dem Zusammenhang auch auf die Sorgfaltspflicht der Vermittlerinnen und Vermittler und der Handelsvertreterinnen und Handelsvertreter in Zusammenhang mit den SGT-Goldankauf-Vermittlungen. So hätten auch diverse Branchenvertreter aus Vorarlberg wiederholt Informationen von SGT an ihre Kundinnen und Kunden weitergegeben, die sich nachweislich als falsch herausgestellt hätten. Möglicherweise bestehen hier in weiterer Folge Schadenersatzansprüche.