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Musste Umar I. wegen Enthüllungsstory sterben?

Die "New York Times" hat wenige Tage vor dem Mord an dem Tschetschenen Umar Israilov eine Enthüllungsstory über dessen Insiderwissen geplant! Die Russen wussten davon!

Darüber sollen die russischen Behörden in Kenntnis gesetzt worden sein. Am 9. Jänner habe man im Büro des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin wegen der Anschuldigungen um Interviews mit Beamten gebeten, berichtete die US-Zeitung am Wochenende.

Vier Tage später – am 13. Jänner – wurde Israilov in Wien auf offener Straße erschossen. Von einem Zusammenhang der “New York Times”-Recherchen und -Berichte mit dem Mord wisse man nichts, hieß es am Montag bei der Wiener Staatsanwaltschaft.

Laut “New York Times” wurde ein Kommentar seitens Putins Sprecher abgelehnt: “Eine Stellungnahme zu irgendwelchen Gerüchten sei nicht klug”, zitierte das Blatt den Mann. Der 27-jährige Israilov habe als Leibwächter Kadyrows Zugang zu Insider-Informationen erhalten und in diesem Zusammenhang außerordentliche, erstmals formal vorliegende Vorwürfe erhoben, berichtete die Zeitung. Israilov habe der Redaktion Kopien der versiegelten Akten seiner gerichtlichen Beschwerden überlassen.

Laut diesen sei es zu vielen Gräueltaten wie Hinrichtungen und Misshandlungen durch Kadyrow und seine Männer gekommen, so die “New York Times”. Er sei vom jetzigen Präsidenten ins Gesicht geschlagen worden, Kadyrow habe auch mit einer Waffe auf seine Füße gefeuert, berichtete Israilov der Zeitung. Zudem sei er von seinen Kämpfern mit Elektroschocks und einem heißen Metallstab gequält worden, ihm wurde auch die Nase gebrochen. Ein weiterer Regierungs-Insider sowie ein anders Folteropfer gaben gegenüber der “New York Times” an, die Misshandlungen Israilovs beobachtet zu haben.

Details berichtet die Zeitung auch über Israilovs Vergangenheit, der selbst eine komplexe Rolle gespielt habe: Der politische Flüchtling soll demnach im Alter von 13 Jahren die Leiche seiner Mutter nach einem russischen Artillerie-Beschuss in seinem Heimatdorf gefunden haben. Aus Rache habe er daraufhin die Guerilla-Kämpfer unterstützt und sich später dem Widerstand angeschlossen.

Nach Festnahmen und Folterungen durch Kadyrow sei Israilov vor die Wahl Tod oder Dienst in Kadyrows Leibwache gestellt worden. Dieser habe er dann gedient, bis er gegen frühere Freunde vorgehen hätte sollen. Zu diesem Zeitpunkt sei er mit seiner Frau mit einem gefälschtem Pass und dank Bestechungsgeldern geflüchtet. Danach sei der Vater festgenommen und ebenfalls gefoltert worden.

Per einem von Österreich abgelehnten Haftbefehl versuchte Russland Israilov zurück in die Heimat zu bekommen, so die “New York Times”. Beschuldigt wurde er dabei der Beteiligung bei einer Konvoi-Explosion und der zur Verfügungsstellung einer Waffe für ein Attentat auf ein Wahllokal. Israilov habe gegenüber der Redaktion darauf beharrt, nie selbst Gewalttaten verübt zu haben. Überprüfbar sei dies nicht gewesen, hieß es.

Der Folter beschuldigt wird in dem Artikel neben Kadyrow auch Adam Delimkhanov, Mitglied des russischen Parlaments. Laut “New York Times” hätten beide Politiker Interviews für den Bericht abgelehnt. Ein Sprecher wies gegenüber dem Blatt die Anschuldigungen als “großangelegte und gezielte Kampagne” zur Diskreditierung Kadyrows und dessen Regierung zurück. Die Aussagen würden auf der “verschwörerischen Initiative einiger Terror-Ideologen und des bewaffneten kriminellen Untergrunds” basieren. “Die russische Botschaft in Wien gibt zu dem Fall keine Stellungnahme ab”, hieß der Kommentar der dortigen Pressesprecherin gegenüber der APA.

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