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"Musikament" gegen Rheuma

"Musik wirkt gut gegen Gicht", schrieb der Arzt Petrus von Swieten im Jahr 1773. Gemeint war damit die Linderung von Schmerzen.

Mittlerweile gibt es zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, die diesen Effekt belegen. Sie kann zur Entspannung und auch zur Aktivierung benutzt werden, sagte am Dienstag im Rahmen der 39. Fortbildungswoche der Österreichischen Apothekerkammer in Saalfelden (bis 10. März) der Salzburger Spezialist Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky.

In einer Arbeitsgruppe an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg untersucht der Fachmann in der Heimatstadt Amadeus Mozarts wissenschaftlich die Möglichkeiten für die Musiktherapie – auch bei rheumatischen Erkrankungen: das „Musikament“ als durch Studien belegtes Therapieverfahren.

„Musik aktiviert Körper und Psyche, versetzt in Stimmung. Musik beruhigt Körper und Psyche, löst Erinnerungen und Assoziationen aus, regt zum Träumen an“, sagte Bernatzky.

Gemeinsam mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Rehabilitation interner Erkrankungen in Saalfelden untersuchte der Wissenschafter 65 Patienten mit schweren Rückenschmerzen. Sie waren zwischen 48 und 49 Jahre alt. 32 von ihnen erhielten den Auftrag, jeden Abend über Kopfhörer 25 Minuten eine auf Entspannung ausgerichtete Musik zu hören. 33 Patienten dienten als Kontrollgruppe. Sonst erhielten alle Probanden die selbe medizinische und Rehabilitationstherapie. Über drei Wochen hinweg gaben die Testpersonen ihre Beschwerden auf eine Skala von Null bis zehn an.

Der Wissenschafter: „Bei der Schmerzsymptomatik sank der Score in der Musik-Gruppe innerhalb von drei Wochen von 6,5 auf 3,5, in der Vergleichsgruppe sank der Score von 5,9 auf 5,3.“ Bei den Schlafstörungen wurde in der Gruppe der Musikhörer ein Rückgang von 9,5 auf sechs registriert, in der Vergleichsgruppe nur von neun auf acht.

Schon 1990 hatten Fachleute einen ähnlichen Effekt bei Spitalspatienten bei Operationen belegt. Sie bekamen vor der Operation, beim Transport in den OP und unmittelbar nach dem Eingriff entspannende Musik vorgespielt. Das Ergebnis: Die mit dem „Musikament“ Behandelten blieben vier bis fünf Tage kürzer im Krankenhaus als Nichtbehandelte. Die Medikamentenkosten wurden um bis zu 50 Prozent gesenkt.

Allerdings, genau so wie bei einem Pharma-Produkt muss diese Musiktherapie im Einzelfall angebracht, richtig „dosiert“ und auf Nebenwirkungen geachtet werden. Angst und Schmerzen wird zumeist mit entspannender Musik gegengesteuert. Bei Morbus Parkinson-Patienten (Schüttellähmung) braucht man hingegen Aktivierung. Bernatzky: „Nach 20 Minuten ’Radetzkymarsch’ hat bei solchen Kranken die Feinmotorik merkbar zugenommen.“

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