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Müssen WC-Pausen bei der Arbeit gestempelt werden?

Welche Pausen müssen bei der Arbeit gestempelt werden?
Welche Pausen müssen bei der Arbeit gestempelt werden? ©VOL.AT/Mirjam Mayer/AK Vorarlberg
In vielen Firmen gibt es unterschiedliche Regeln für die Pause: Müssen Raucher jede Zigarette stempeln? Was ist mit den Kaffeetrinkern? Und dürfen Chefs sogar verlangen, dass Angestellte ihre Klo-Gänge aufschreiben?

Diskussion mit Rauchern und Kaffeetrinkern

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Viele Arbeitnehmer kennen die Diskussion: Die Raucher verschwinden für eine Zigarette, die Nichtraucher holen sich einen Kaffee – und am Ende streitet man darüber, wer eigentlich mehr Pause macht. Aber was ist erlaubt, was muss gestempelt werden – und wo hört die Kontrolle auf? Christian Maier von der Arbeiterkammer klärt auf.

"Keinen gesetzlichen Anspruch auf Zigarettenpause"

"Grundsätzlich ist es so: Wer mehr als sechs Stunden am Tag arbeitet, muss eine halbstündige Pause machen", erklärt Christian Maier. Diese Ruhepause sei gesetzlich vorgeschrieben und "darf nicht am Anfang oder am Ende der Arbeitszeit liegen, sondern soll tatsächlich zur Erholung dienen".

Alles andere – ob Raucherpause, Kaffeepause oder ein kurzer Gang an die frische Luft – ist reine Vereinbarungssache zwischen Betrieb und Beschäftigten. "Es gibt keinen gesetzlichen Anspruch auf eine zusätzliche Zigarettenpause oder ähnliches", betont Maier.

Für Arbeitgeber gilt: Wer zusätzliche Pausen über längere Zeit duldet, schafft eine sogenannte "betriebliche Übung". "Dann kann man diese Gewohnheit nicht mehr so einfach abdrehen – zumindest nicht für die bisherigen Mitarbeiter", erklärt der AK-Experte. Für neue Arbeitnehmer können jedoch andere Regeln gelten.

Klo-Gänge stempeln? "Ein massiver Eingriff in die Privatsphäre"

Und was ist mit dem Gang aufs WC? In der Schweiz sorgte ein Fall für Schlagzeilen: Ein Betrieb verlangte, dass auch das gestempelt wird. "In Österreich gibt es dazu keine Entscheidung – aber aus meiner Sicht ist das nicht zulässig", sagt Maier klar.

Warum? "Wenn ein Arbeitgeber genau aufzeichnet, wie oft jemand aufs Klo geht, kann er daraus Rückschlüsse auf Schwangerschaften oder Krankheiten ziehen. Das ist ein massiver Eingriff in die Privatsphäre."

Regeln sollten "ausgewogen und nachvollziehbar" sein

Ob Kaffee- oder Rauchpause – theoretisch darf ein Betrieb verlangen, dass alles ausgestempelt wird. "Aber es sollte ausgewogen und nachvollziehbar sein", sagt Maier. Manche Betriebe setzen auf Kontingente – etwa zusätzlich 15 Minuten am Tag, die frei genutzt werden können.

Am Ende gehe es um Fairness im Team. "Wichtig ist, eine saubere Lösung zu finden, die für alle gilt. Sonst führt es unweigerlich zu Unfrieden", warnt Maier.

Christian Maier. ©AK Vorarlberg

Übrigens: Ganz so negativ sieht Christian Maier die berühmten "Pausenplaudereien" nicht. "Bei einer Zigarette oder einem Kaffee werden oft Probleme besprochen, Lösungen gefunden oder Ideen geboren."

(VOL.AT)

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