Fünf Jahre hat das 24-köpfige Team führender internationaler Mozartforscher – von Salzburg und Wien über Zürich bis Tokio – die Finanzen von Mozart in dessen Wiener Jahren (1781-1791) bestmöglich auf Kreuzer und Pfennig recherchiert und nachgerechnet. Das Ergebnis: “Er war doppelt so reich, als man bisher wusste. Er hatte in dieser Zeit ein Jahreseinkommen von durchschnittlich 5.000 Gulden”, sagt Bauer. Die Umrechnung früherer Währungen ist problematisch, aber laut Bauer könnten dies heute bis zu 150.000 Euro sein. Zum Vergleich: Joseph Haydn habe bis 1790 ein Jahresgehalt von 2.000 Gulden bekommen, ein Universitätsprofessor 300, ein Schulmeister 22 und Mozarts Dienstmädchen gar nur 12 Gulden, schreibt Bauer in seinem Buch.
Dass Mozart doch kein so armer Schlucker war, behaupteten auch andere Forscher schon. Mangels Belegen waren die Ergebnisse aber meist wenig überzeugend. Bauer kam nun der Zufall zu Hilfe: Vor fünf Jahren stolperte er über eine “Rechnungstafel für Beamte”, die detailliert die Kosten für ein standesgemäßes Leben in Wien 1788 vorrechnete. Dies übertrugen Bauer und sein Team auf Mozart.
Penibel recherchierten sie die Kosten von Mozarts Alltagsleben – von großen Posten wie Wohnungen, Instrumente, Möbel, exquisite Kleider oder seinen Reisen bis zu vermeintlichen Kleinigkeiten wie Ausgaben für Kerzen, tägliche Kutschfahrten, Notenpapier, Briefpapier, Porto und wie viel ihn das Markgrafenpulver kostete, das er gegen Erkältungen nahm. Auf der Habenseite wiederum erforschten sie detailliert, wie viel Mozart wirklich einnahm mit seinen Kompositionen, Konzerten, Unterricht und Geschenken seiner adeligen “Fans”.
Dabei entdeckte das Team “über 100 neue Dokumente zur Mozartforschung”, wie Bauer betont, “auf die haben wir dann aufgebaut”. So zum Beispiel zwölf Preislisten, darunter die des Schneiders und des Weinhändlers, die beide in Mozarts Haus ihr Geschäft hatten: “Das heißt, ich weiß genau, was er für eine Flasche Champagner bezahlen musste, für eine Flasche Tokajer und für einen Krug Bier.” So entpuppte sich beispielsweise auch die laut Bauer bis dato “billige armselige Vorstadtwohnung”, in der unter anderem die Jupiter-Symphonie entstand, als komfortable Sieben-Zimmer-Wohnung mit zusätzlichem Stall für zwei Pferde.
Das Bild vom “armen Mozart” stimmt also nur insoweit, als dass “Wolferl” mit seinem vielen Geld nicht auskam: “Mozart hat sein Geld verlebt in einem eigentlich aristokratischen Lebensstil, der ihm nicht zugestanden ist”, erläutert Bauer. Glücklicherweise ging er aber mit seinem musikalischen Genie genau so verschwenderisch um. So schreibt Bauer im Kapitel über Mozarts luxuriöse Gaumenfreuden und Trinkgelage, für die dieser immerhin 17 Prozent seines Geldes ausgab: “Das tun manche von uns Nachgeborenen auch. Allerdings ohne ein riesiges musikalisches Werk voll ewiger Schönheit zu hinterlassen.”