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Mozart-Freudentänze zum Jahresausklang

© Rosas, Herman Sorgeloos
© Rosas, Herman Sorgeloos
Zum Finale des Mozartjahres wartet das Theater an der Wien in Kooperation mit dem ImPulsTanz Festival noch mit einem Highlight auf: "Un moto di gioia" steht auf dem Spielplan.

Die belgische Choreografin Anne Teresa de Keersmaeker und ihre Kult-Compagnie „Rosas“ präsentieren zusammen mit den Wiener Symphonikern, drei glänzenden Sopranistinnen und einer Pianistin „Un moto di gioia“, einen virtuosen Ballettabend zu Liebesleid und Liebesfreud rund um Konzertarien von Mozart. Der Jubel des Premierenpublikums am Samstag galt allen Beteiligten, bis 20. Dezember ist die Produktion noch zu sehen.

De Keersmaeker hat das Stück schon 1992 für das Festival von Avignon kreiert, im Rahmen einer Wiederaufnahme-Tournee ist es nun erstmals in Österreich zu sehen. Die Choreografie basiert auf zehn selten aufgeführten, durch Instrumentalstücke verbundenen Konzertarien, die zwischen Mozarts 21. und 33. Lebensjahr, zum Teil als Einlagen für Opern anderer Komponisten entstanden sind und ihn einmal mehr als Experte in Sachen Liebe ausweisen: Die ganze Palette zwischen Verlieben und Verschmähen, List und Lust, Rache und Eifersucht wird hier durchgespielt.

Ausgehend von der Arie „Ch’io mi scordi di te?“, die als Mozarts Liebeserklärung an die Sopranistin Nancy Storace – die Susanna in der Uraufführung von „Le nozze di Figaro“ – gelesen wird, hat De Keersmaeker wie immer einen eigenständigen Tanzkosmos entwickelt, der nie platt die Musik illustriert, sondern nach tieferen Beziehungen sucht. Die einzelnen Nummern fügen sich zu einer Folge aus Bewegungsbildern und kleinen Geschichten, die Motive aus den Arientexten, aus Mozarts Leben oder der Musik aufnehmen und immer wieder auch untereinander in Beziehung setzen.

Dabei beweisen die „Rosas“ zwischen Freudensprüngen und Todesstürzen, dass sie nicht nur begnadete Tänzer, sondern auch großartige Darsteller und Persönlichkeiten sind. Selten hat man sie so witzig und verspielt gesehen. Auf dem eleganten, leicht abfallenden Parkett-Oval, das Herman Sorgeloos nach einer Vorlage aus Schloss Schönbrunn gebaut hat, wird gebalzt und gebuhlt, dass sich die Balken biegen und auch die Sängerinnen, Musiker und das Publikum zu Objekten der Begierde werden.

Da wuseln die Tänzerinnen etwa mit frivol gebauschten Rokoko-Hinterteilen als Hündchen über die Bühne oder sinken seufzend in einer Reihe zu Boden wie angestupste Dominosteine. Da liefern sich Bostjan Antoncic und Bruce Campell, monoton an der Rampe auf und ab hüpfend und sich an die Brust trommelnd, ein wunderbar absurdes Imponier-Duell. Samantha Van Wissen produziert sich als furiose Disco-Queen. Und den herrlich pubertären Schwerenöter des Vincent Dunoyer, der beim Anbandeln herumblödelt, die Sopranistin in den Nacken küsst und einen Stripp vor ihr hinlegt, muss man gesehen haben.

Dazwischen gibt es wunderschöne lyrische und dramatische Szenen, etwa zum Rondo in a-Moll für Klavier (KV 511), sensibel interpretiert von Claire Chevallier, wo Männer und Frauen im anfänglich nur von ein paar kleinen Lichtern erhellten Dunkel in getrennten Reihen hereinkommen, die sich berühren und verschränken. Spielerisch und vielfältig wie das Bewegungsmaterial mit seinen Rock- und Rokokozitaten sind die Kostüme von Rudy Sabounghi, die wie im Liebesspiel ständig gewechselt und getauscht, an- und ausgezogen werden.

Die drei Sängerinnen, emphatisch begleitet von den Symphonikern unter Alessandro de Marchi, bewältigen beeindruckend die Ton- und Gefühls-Skala des Abends. Zu den Höhepunkten zählen Iwona Sobotkas lyrisches „Ah, lo previdi“, Patrizias Biccires dramatisches „Vorrei spiegarvi, oh Dio“ und Olga Pasychniks „Bella mia fiamma, addio!“

Einen lebhafteren Beweis für Mozarts Zeitlosigkeit als dieses große Liebesspiel, das auch nach 14 Jahren seine Frische bewahrt hat, kann man sich zum Ausgang des Mozartjahres eigentlich kaum wünschen.

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